Dokument
Treffpunkt Kronenhalle
von Werner Wollenberger
"Zürcher Woche" vom 7. September 1962
Bereits vor drei Jahren habe ich einen Bericht der NZZ
(Neue Zürcher Zeitung) zum 100jährigen Bestehen der Kronenhalle"
hier eingestellt. Im Prestel-Verlag (München) erscheint der Band "Pays de rêve: Die
Kunst der Kronenhalle Zürich", herausgegeben von Sibylle Ryse rund Isabel Zürcher.
Wollenberger: "Was weiss der Fremde von der Schweiz?
Er weiss herzlich wenig. Und das Minime beschränkt sich zumeist erst noch auf eine Klein-Moritz-Vorstellung. Nach ihr ist jeder Schweizer ein Experte im Jodeln, blässt in freien Stunden das
Alphorn, und stellt haupt-oder nebenberuflich grossgelochte Käse oder wohlschmeckende Schokolade her. Was das Land sehenswert macht, ist das Matterhorn, der Vierwaldstättersee, St. Moritz und -
eventuell - der Rheinfall....*
Erwähnt man den Namen "Kronenhalle", weiss Jean Cocteau zärtlich von Molly, der roten Hauskatze, dem vierbeinigen Wahrzeichen des Lokals, zu berichten...
(Dokumentation: Claire Kaspar, Photos: Rolf Bichsel. Zeichnungen, Autogramme und Widmungen aus den Gästebüchern von "Kronenhalle" und ihres Servier-personals)
Hulda Zumsteg war eine Wirtin,die ihren Beruf als Berufung ausgeübt hat. Ihr Sohn Gustav, der Seidenhändller und Kunstliebhaber, übernahm das weltberühmte Restaurant und führte es bis zu seinem Tod (2005). Seither werden die Kronenhalle (und die damit verbundene Kunstsammlung) von einer Stiftung verwaltet.
Ich war, nach gut zwanzig Jahren, wiedereinmal in der Kronenhalle, dort, wo ich einst ehrfürchtig, als Student der Kunstgeschichte (zu)viel von meinem spärlichen Taschengeld investiert hatte, um wenigstens einen Blick von den damaligen "Göttern" der Kunst - und ihreren Werken - zu erhaschen. Anlass genug, ein Zeitdokument aus dem Jahr 1962 (NZZ) auszugraben.
Die Kronenhalle hat heute - der Kulturrestistenz und -ferne der Gastrokritikern zu verdanken - "nur" noch 14 Gault Millaut-Punkte. Gestern war ich in einem 16-Punkte Restaurant. Es war raffinierter, aber auch besser? Im Vergleich: Von mir 17 Punkte für die Kronenhalle (zwei davon für die Kultur des Restaurants und den Umgang mit den Gästen.
"1862 - 1922 - 1862, das sind die Eckpfeler und der Markstein dieses einen Jahrhunderts "Kronenhalle" Und zwischen den beiden letzten liegt die Zeit in der Frau Hulda Zumsteg der gute Feist der "Kronenhalle" wurde." Und in dieser Zeit "L'ensemble du monde de la création culturelle" in Zürich begrüssen konnte. (Bilder: Kronenhalle)