Das Karussell
Eigentlich gehört dieses „klassische“ Karussell“ nicht zu den Santons, also nicht in den Süden Frankreichs. Es ist viktorianischen Ursprungs (Victorian Carousel) und kommt aus Grossbritannien. In
den berühmten Pärken in England stehen seit Ende des 19. Jahrhunderts solche wunderschöne „Reitschulen“. Sie sind Ausdruck des Lebensgefühl und der Lebensfreude, wie sie auch in der Tradition der
Santons zum Ausdruck kommt.
Einst tourte Walkes von Tewkesbury mit seinem prächtigen Karussell durch ganz Grossbritannien, später auch durch Amerika. Sein berühmtes Karussell war sogar in Hollywood-Filmen zu sehen. Charles
Dickens (1812-1870) hat mit der wohl berühmtesten Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol (deutscher Titel: Eine Weihnachtsgeschichte) viel dazu beigetragen, dass in der viktorianischen Zeit die
Weihnachtsbräuche wieder lebendig wurden, dazu gehört das Weihnachtskarussell.
Das „Rösslispiel“, wie es mundartlich in der Schweiz bezeichnet wird, gibt es in vielen (auch modernen) Varianten. Es ist nicht nur auf Jahrmärkten anzutreffen, sondern vor allem (und heute in
erster Priorität) an Volksfesten, auch in der Provence. Im Mittelalter wurde eine Art Karussell dazu benutzt, Ritter zu trainieren. Sie stellten sich - auf den Pferden sitzend - auf einen Platz
und mussten versuchen, die rundherum angeordneten Ringe mit ihrer Lanze zu durchstechen. Im 18. Jahrhundert war es an den Höfen Europas üblich, dass Herren wie Damen auf Pferden solche
Geschicklichkeitsübungen vollführten, später dann wurden die echten Pferde durch Attrappen und Maschinen ersetzt. Das Karussell war geboren.
In Frankreich wird jede Fahrt speziell ausgerufen, denn das klassische Karussell ist nicht irgend eine Jahrmarktsattraktion, sondern „manèges de chevaux de bois“, ein Abbild der einst berühmten
königlichen Reitschule.