04. Januar 2013
Drei Könige
Eigentlich waren sie keine Könige, sondern Magoi (Astrologen/Astronomen). Sie gehörten einer noblen Gesellschaftsschicht des babylonischen Hofes an. Soweit der geschichtliche Hintergrund. Doch der Dreikönigstag – vor allem das Brauchtum des Dreikönigskuchens – ist seit dem Mittelalter (erste Zeugnisse aus dem Jahr 1311) bis heute - in leicht variierten Formen - lebendig geblieben. Der 6. Januar – Dreikönigstag – ist heute eher ein weltliches Fest (vor allem für Kinder) und längst nicht mehr Träger einer christlichen Botschaft. Der Dreikönigskuchen – allein in der Schweiz werden mehr als eine Million davon gebacken – ist über alle Konfessionen hinweg (auch nichtchristliche) ein lebendiges Brauchtum. Wer in seinem Kuchen den „König“ (eine eingebackene Figur) findet, darf für einen Tag König sein.
Nach dem Evangelium des Matthäus kommen zur Geburt Jesu Sterndeuter aus dem Morgenland: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." Dieses nur knapp erwähnte Ereignis hat im frühen Christentum in verschiedene Legenden geführt. Sie ranken sich um das weitere Leben der drei „Weisen“, die – nach Überlieferung – vom Apostel Thomas zu Bischöfen geweiht wurden. Man sagt, dass „sie große missionarische Erfolge feiern konnten, kurz nacheinander sterben und im gleichen Grab beigesetzt wurden.
Ihre Reliquien wurden durch König Friedrich Barbarossa von Mailand in den Kölner Dom (1165) gebracht. Dort ruhen sie noch heute noch im grössten erhaltenen Reliquienschrein aus dem Mittelalter
(Dreikönigsschrein).
Die Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland hat in der Heilsgeschichte eine besondere Bedeutung. Es sind Heiden, die zu Beginn zum neugeborenen Christus kommen und ihn verehren, während am
Ende der Messias vom eigenen Volk verstossen wird.
Fast in allen Weihnachtstraditionen treten deshalb die drei Könige Kaspar ("Schatzmeister"), Melchior ("König des Lichts") und Balthasar "Gott wird helfen" auf. Im 12. Jahrhundert glaubte man im
christlichen Abendland, die Welt bestehe aus den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden aus den drei Weisen dann drei Könige. Da man Afrika mit dem von
den Griechen als „schwarzes Land bezeichneten Nordostafrika“ identifizierte, wurde der Vertreter Afrikas zum Mohren. Ab dieser Zeit finden sich Darstellungen, auf denen der dritte König, der
vorher wie die anderen eine helle Hautfarbe hatte, mit dunkler Hautfarbe dargestellt wird (meist ist es der jüngste König, Caspar).
Martin Luther verwarf die nicht aus der Bibel herzuleitende Vorstellung von drei Königen (statt einer unbekannten Zahl von Magiern/Weisen), weshalb im Protestantismus die Bezeichnung „Weise aus
dem Morgenland“ vorherrscht. Die Sternsinger – ein weiteres Brauchtum, das sich an vielen Orten erhalten hat – schreiben über den Haustüren „C+M+B“ – „Christus mansionem benedicat – Christus
segne dieses Haus“ – ein alter christlicher Segensspruch – wird heute meist mit den Initialen der Dreikönige Caspar, Melchior und Baltasar gedeutet.
31. Dezember 2013
Die Küche
Die traditionelle Küche der Provence besteht eher aus einfachen Gerichten, Der Zusatz bei Speisen „à la provençale“ bedeutet in der Regel Tomatensosse, unter Verwendung von Gewürzkräutern (Herbes
de Provence), Auberginen, Zucchini, Paprika… also hauptsächlich Zutaten, die in der Region angebaut werden.
Ratatouille ist wohl die bekannteste Spezialität (ursprünglich aus Nizza. Typische Gerichte sind aber auch Bouillabaisse, Bourride, Soupe-de-Poisson (Fischgerichte). „Daube provençale“ ist ein Schmorgericht aus Rindsgulasch und Aioli – eine kalt servierte Creme aus Knoblauch, Olivenöl und Salz wird als Beigabe zu Fleisch, Fisch und Gemüse serviert. Auch im Bereich der Süssigkeiten gibt es ein ganze Reiche von lokalen und regionalen Spezialitäten: Nougat von Montélimar, kandierte Früchte aus Apt oder Calisson d’Aix (ein Konfekt in Form eines Weberschiffchens, mit Mandeln und kandierten Melonen und Orangen).
29. Dezember 2013
Die Künstler
Es ist vor allem das Licht, welches Künstler immer wieder in den Süden zieht: Provence, Languedoc, Côte d’Azur, Collioure… Van Gogh, Cézanne, Renoir, Monet, Gauguin …, sie lebten (mehr oder weniger lang) immer wieder Süden Frankreichs.
Auf seiner Reise in den Süden Frankreichs machte Vincent van Gogh (1888) in Arles Station und liess sich dort auf Dauer nieder. „Ich beginne ein Atelier einzurichten, das gleichzeitig den Gefährten dienen könnte, falls sie hierherkommen oder falls es hier Maler gibt.“ Es kam allerdings nur einer, Paul Gauguin, und die Gemeinschaft hielt auch nicht lange, sondern endete nach gut zwei Monaten im Streit. Das Ideal eines Gemeinschaftsateliers aber war damit umrissen. Andere Künstler folgten oder hatten bereits zuvor den Süden entdeckt. Viele der berühmtesten Künstler aus aller Welt schöpften ihre Inspiration im mediterranen Licht und in der Lebensart des Südens. Maler, Architekten und Literaten waren zu allen Zeiten – von der Antike bis heute – vom Zauber des Lichts und dem Reiz der Farben fasziniert. Von der Côte d' Azur über die Provence bis zur Costa del Sol finden wir Werke, die das Wirken der Kulturschaffenden dokumentieren.
25. Dezember 2013
Maria, Josef und das Christkind
23. Dezember 2013
Pétanque
Die Geschichte des Spiels mit Kugeln lässt sich bis 460 v. Chr. zurückverfolgen. In Frankreich lässt sich das Boule-Spiel anhand seiner Verbote ab 1319 nachweisen. Das erste Pétanque-Spiel findet im Jahre 1907 im südfranzösischen Ort La Ciotat tatt. Ein guter und leidenschaftlicher Spieler wird vom Rheuma geplagt und kann deshalb nicht mehr die drei Schritte Anlauf machen, wie dies beim damaligen Jeu Provençal erforderlich ist. Sein Freund Ernest Pitiot erfindet daraufhin ein Spiel auf kürzere Entfernung und ohne Anlauf. Er zieht einen Kreis auf den Boden. Aus diesem wird im Stand mit geschlossenen Füssen gespielt. Daher leitet sich der Name der Sportart ab. Die Bezeichnung für „geschlossene/sich tangierende Füße“ heißt auf französisch pieds tanqués, auf provenzalisch ped tanco. Nach und nach werden die Regeln dieser neuen Spielart entwickelt, aufgeschrieben und ein neues Spiel entsteht. 1910 wird ein (erster) offizieller Wettbewerb durchgeführt.
Im Gegensatz zu allen anderen Boulespielarten tritt Pétanque einen raschen weltweiten Siegeszug an. Dafür ausschlaggebend sind die relativ einfachen Regeln, die unter anderem besagen, dass
Pétanque auf jedem Boden gespielt wird. Georges Simenon lässt seinen Kommissar Maigret in „Mein Freund Maigret“ sagen: „Zwei alte Männer spielten Pétanque, eine Art Boulespiel, bei dem die mit
Nägeln beschlagenen Kugeln immer nur ein paar Meter weit geworfen werden. Es war ein kurioser Anblick, wenn die Alten sich ganz vorsichtig nach den Kugeln bückten.“
Pétanque verbreitet sich ansonsten zunächst über französische Soldaten und Auswanderer. Der korrekte Name für die weit verbreitete Freizeitbeschäftigung in allen Regionen der Provence Pétanque
(sprich Petank). Kaum eine andere Freizeitbeschäftigung im südlichen Frankreich ist wohl typischer, als die nachmittäglich Ansammlung älterer und jüngerer Männer, zunehmend auch Frauen und
Mädchen, die mit Metallkugeln unter Platanen auf dafür vorgesehenen Plätzen um Punkte kämpfen. Während Wettkämpfe sehr ernst genommen werden, steht beim Freizeit-Boule/Petanqe vor allem der Spass
am Spiel, Unterhaltung und Beisammensein im Vordergrund. Nachbarn und Freunde versuchen, sich als Pointier (legt Kugeln so dass sie möglichst nah an der kleinen Kugel platziert sind) oder Tirreur
(schiesst fremde Kugeln gezielt aus dem Spiel) gegenseitig Punkte wegzunehmen. Die Kugeln eines Boule-Teams oder eines Boule-Spielers, die am Ende eines Spiels näher am „Couchon“ (so heisst die
kleine aus Holz bestehende Kugel) liegen, werden als Punkte gezählt.
Besonders lustig am Boulespielen – wenn auch nur für die Gewinnermannschaft beim Boule (Petanque): Verliert ein Spieler oder eine Mannschaft ohne auch nur einen einzigen Punkt gemacht zu haben,
so rufen die anderen laut „FANNY!“ Das bedeutet beim Endstand von 13 : 0 für die unterlegene Boule-Truppe, dass sie den Hintern von Fanny küssen müssen – Abbildungen von Hintern oder Bilder davon
kann man überall finden.
21. Dezember 2013
Die Kartenspieler
Das wohl berühmteste Kartenspiel der Provence ist eine Filmszene, gedreht in der „Bar de la Marine“ in Marseille, nach „Marius“ der Romantrilogie
von Marcel Pagnol. Da spielen César du Escartefitue gegen M. Brun und Panisse. Sie betrügen einander so beharrlich und plump, dass am Ende alle beleidigt sind: „Oh Panisse, tu me fends le cœur”
gehört zu den bekanntesten Sätzen dieser Szene. Auch gern zitiert wird: „Wenn man nicht mal mit seinen Freunden schummeln kann, dann lohnt’s sich doch gar nicht mehr, Karten zu spielen“
Tatsächlich spielt man in der Provence oft und überall: zu Hause, im Café, am Strand, im Zug… Man spielt um zu gewinnen, greift
gerne auf alle Taktiken zurück, erlaubte und unerlaubte, dabei setzt man im entscheidenden Moment ein „Pokerface“ auf, man versucht, unauffällig dem Mitspieler in die Karten zu schauen oder ihn
mit Bemerkungen und Gesten abzulenken.
Es ist besonders interessant, dass ein Spielkarten in Frankreich zum ersten Mal in der Provence schriftlich erwähnt wurden und zwar im 14. Jahrhundert, als einem Händler verboten wurde, „Nahipi“
zu spielen. Dabei handelte es sich um das venezianische Spiel „der sieben Familien“, das als Vorläufer des Tarots gilt. Die ältesten Marseiller Tartospiele (18. Jh.) entstanden in Avignon, wo die
Kartenhersteller lange Zeit Steuerfreiheit genossen. Das Marseiller Tarot ist heute noch Vorbild für die in der Provence üblichen Kartenspiele.
Eines der beliebtesten Kartenspiele der Provence ist das „Carreau“, welches sich an den Regeln von Pétanque orientiert und das berühmte „Carreau“ im Boule imitiert.
20. Dezember 2013
Sapeur Pompier (Feuerwehrmann)
Natürlich gab es den Feuerwehrmann (Pompier) in der heutigen organisierten Form noch nicht, als die ersten Santons geschaffen wurden. Im Mittelalter wurde diese Aufgabe den Bürgern übertragen. Einzig der Nachtwächter war in den Städten ständig wachsam, um bei einem Brand sofort Alarm zu schlagen. Eine polizeiliche Vorschrift verlangte, dass in der Nähe jeder Haustür ein grosses Fass mit Wasser stehen muss.
Der erste Feuerwehrschlauch wurde im 17. Jahrhundert entwickelt und noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Handpumpen verwendet, die meist von
Pferden oder von der Löschmannschaft an die Einsatzstelle gezogen wurden. Mit der Industrialisierung erhöhte sich die Sicherheit durch Technik und Ausbildung von Feuerwehrleuten.
In Frankreichhaben die Sapeurs-Pompier eine grosse Bedeutung, weil über diese Berufsorganisation der ganze Rettungs- und Hilfsdienst (nicht nur bei Feuer) organisiert ist. Retten steht heute an
erster Stelle (Erster Hilfe) und umfasst fast alle Belange: Umfälle, Katastrophe bis zur individuellen Hilfe bei Unfällen oder Notfällen im Haushalt.
Aus diesem Grund haben die Feuerwehrleute in Frankreich eine wichtige Funktion auch im Alltag und geniessen hohes Ansehen. Es gehört zur Tradition der Santons, dass nicht nur historische Figuren
geschaffen werden, wie man sie vor 200 Jahren in der Provence angetroffen hat. Es werden dauernd neue Berufe und Sitten mit einbezogen und so – in einem gewissen Sinn – auch die heutige Provence
dargestellt.
Jede grössere Manufaktur kreiert Jahr für Jahr ein paar wenige neue Figuren, oft sind es – nebst Berufen, auch Persönlichkeiten (Dichter, Maler, Helden), die bereits „historische“
Persönlichkeiten geworden sind.
In meiner Krippe gibt es unter anderem die Lehrerin in seiner Dorfschule, den Anwalt, die Krankenschwester, den Hausarzt, den Briefträger etc. Sie sind hier auf einer Plattform (mehr oder
weniger) versammelt. Den „Maitre d’hotel, die Persönlichkeiten Frédéric Mistral oder Alfonse Daudet habe ich leider noch nicht (sie gehören unter anderem zu den Neuheiten von 2013).
15. Dezember 2013
Das Karussell
Eigentlich gehört dieses „klassische Karussell“ nicht in den Süden zu den Santons; es ist viktorianischen Ursprungs (Victorian Carousel) und kommt aus Grossbritannien. In den berühmten Pärken in England stehen seit Ende des 19. Jahrhunderts solche wunderschöne „Reitschulen“. Sie sind Ausdruck des gleichen Lebensgefühl und der Lebensfreude, die auch bei der Tradition der Santons zum Ausdruck kommt
Einst tourte Walkes von Tewkesbury mit seinem prächtigen Karussell durch Grossbritannien, später sogar durch Amerika. Sein berühmtes Karussell war sogar in Hollywood-Filmen zu sehen. Charles
Dickens (1812-1870) hat mit der wohl berühmtesten Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol (deutscher Titel: Eine Weihnachtsgeschichte) viel dazu beigetragen, dass in der viktorianischen Zeit die
Weihnachtsbräuche wieder lebendig wurden, dazu gehört das Weihnachtskarussell.
Dieses Karussell (das Weihnachtslieder spielt) ist in der Santons-Landschaft erstmals ein spezieller Blickfang. Denn auch in Frankreich ist die Karussell-Tradition bis heute lebendig geblieben.
Was Dickens schrieb, als er Weihnachten als „a good time: a kind, forgiving, charitable, pleasant time“ (Eine gute Zeit: verzeihend, barmherzig, angenehm) beschrieb, hat er in den Engländern die
weihnachtliche Stimmung neu entfacht. Es ist die gleiche Stimmung, welche zuvor auch in der Provence – vor allem durch alte Traditionen – wachgerufen wurde.
Das „Rösslispiel“, wie es mundartlich in der Schweiz bezeichnet wird, gibt es in vielen (auch modernen) Varianten. Es ist nicht nur auf Jahrmärkten anzutreffen, sondern vor allem (und heute
erster Priorität) an Volksfesten, auch in der Provence. Im Mittelalter wurde eine Art Karussell dazu benutzt, Ritter zu trainieren. Sie nahmen stellten sich auf den Pferden sitzend auf einen
Platz und mussten versuchen, die rundherum angeordneten Ringe mit ihrer Lanze zu durchstechen. Im 18. Jahrhundert war es an den barocken Höfen Europas üblich, dass Herren wie Damen auf Pferden
solche Geschicklichkeitsübungen vollführten, später wurden die echten Pferde durch Attrappen und Maschinen ersetzt. Das Karussell war geboren.
In Frankreich wird jede Fahrt speziell ausgerufen, denn das klassische Karussell ist nicht irgend eine Jahrmarktsattraktion, sondern „manèges de chevaux de bois“, ein Abbild der königlichen
Reitschulen.
12. Dezember 2013
Farandole
Die Farandole, ist ein historischer provenzalischer Volkstanz bei dem ein offener Reigen, von einem Tänzer angeführt, verschiedene Figuren tanzt. Die musikalische Begleitung besorgt ein Spieler mit Flöte und Tamburin. Es ist ein „Schlängelreigen“, bei dem man meist im offenen Reigen durch Gassen, über Plätze, durch Wiesen und den Wald tanzt. So zieht man - vor allem an Volksfesten – auch durch die Strassen der Dörfer, als eine Kette von Paaren, die sich an den Händen halten.
Volkstänze wie die Farandole sind immer auch von der Natur beeinflusst, vom Mistral - dem Meereswind - , von der Landschaft und den Arbeiten auf dem Feld. Der Tanz dient nicht nur der
Geselligkeit, er ist auch Ausdruck und Identitätsfindung von sozialen Gruppen. Deshalb wird fast immer in der entsprechenden Tracht getanzt.
Es gibt eine ganze Reihe von Volkstänzen, die seit dem Mittelalter bis heute lebendige Tradition sind. Zum Beispiel „La Ronde“, einer der ältesten überlieferten Tänze, entstanden aus der Carole
(gesungenes Lied). Es ist ein einfacher Tanz der bäuerlichen Bevölkerung. Oder der „Marketenderinnentanz“ (Kreistanz), bei dem man sich wie bei der Farandole im Kreise aufstellt und mit Hüpf- und
Drehbewegungen seine Freude ausdrücken kann. Der „Prozessionstanz“, der eher in die vornehmere Gesellschaft passt und die Würde und den Rang der Tanzpaare hervorhebt. Der „Stampftanz“, ein
bretonischer Reihentanz, der von den einfachsten Bevölkerungsschichten getanzt wurde und noch heute in der Bretagne auf Volksfesten zu sehen ist. Die „Branles“ als Verbindung von Volkstanz und
höfischer Eleganz, wohl der populärste Gesellschaftstanz aller Zeiten, bei der Hofgesellschaft wie beim Volk gleichermassen beliebt. Noch heute werden „Branles“ in den französischen Regionen
getanzt und dabei einfache Dinge des alltäglichen Lebens imitiert.
10. Dezember 2013
Die Kirche von Bourdic
10. Dezember 2013
Krippenfenster:
Die Kirche von Bourdic
Seit Jahren schon steht die Kirche von Bourdic in meiner Krippe fast im Mittelpunk, jedenfalls im hinteren Teil der Anlage, hoch über dem Bethlehem-Stall. Es ist eine Homage an einen mir unbekannten „Bastler“, der die Kirche (vereinfacht, aber getreu) nach dem Vorbild gestaltet hat, es ist auch eine Homage an Marie, bei der ich die erste „echte“ Santonskrippe gesehen habe, so wie sie traditionell im Süden Frankreichs noch errichtet wird. Dort stand das Kirchlein, während Jahren, bis ich in die Stube kam, und davon fasziniert war. Eigentlich wollte ich den Kunsthandwerker ausfindig machen, um ein ähnliches Werk erwerben zu können. Doch Marie – die anfänglich sagte, dies sei kein Problem – hat mir ihr Kirchlein aus der Krippe geschenkt
Ich übernehme weitgehend das, was ich vor zwei Jahren, anlässlich meiner Krippenlandschaft 2011 geschrieben habe. „334 Einwohner zählt das Dorf, ein paar alte Häuser, ein paar neue auch, ein altes Kirchlein und täglich einen „fahrenden Bäcker“ zu Besuch, mit seinen Broten und den lokalen Neuigkeiten. Bourdic, ein typisch provenzalisches Dorf, zwar nicht in der Provence, sondern bereits in der Languedoc, im Département Garde, zehn Kilometer von Uzès entfernt. Die Kirche Saint-Etienne d'Escattes aus dem 12. Jahrhundert wurde zwar in den Religionskriegen (16. Jh.) stark beschädigt, ist aber in ihrer romanischen Struktur noch weitgehend erhalten geblieben. Eine Sehenswürdigkeit am Dorfeingang. Ohne Marie (und ihre Familie) würde vieles nicht funktionieren (oder nicht so gut!), vor allem nicht in jenem Dorfteil, wo die alte Kirche steht. Bei Marie habe ich die erste authentische Santonskrippe in einer privaten Stube gesehen, hergerichtet nach alter Tradition. Ich war begeistert, von der Krippe mit den vielen Lichtern und schönen Santonsfiguren“. Dank Marie steht die Bourdic-Kirche , jetzt in Bubikon umkreist von einem Reigen Gäste eines Brautpaars, das gerade daran ist, in die Kirche einzuziehen.
08. Dezember 2013
Oliven
Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist der wichtigste Produzent für Olivenöl. Dort findet jetzt, vom November bis Februar die Olivenernte statt. In den letzten Jahren wurden die Kernöle (u.a.
das Sonnenblumenöl) eine harte Konkurrenz für die Oliven. Es sind vor allem gesundheitliche und sensorische Eigenschaften, welche das Olivenöl wieder vermehrt in den Vordergrund rücken. Die
Herstellungstechniken sind im Prinzip seit Jahrhunderten gleich: Die Oliven werden zerstossen und gepresst, dann wird das Öl in einer Zentrifuge vom Wasser getrennt und ist dann bereit zur
Verkostung. Die grünen und schwarzen Oliven unterscheiden sich durch die Reife der Frucht, die mit der Zeit schwarz wird.
Der Olivenbaum ist eng verbunden mit der Geschichte und der Landschaft der Provence. Dies bezeugen Ausgrabungen, die im keltisch-ligurischen Oppidum von Entremont zu sehen sind (Reste von
Ölpressen etc.). Die Griechen haben nach ihrer Ankunft im 6. Jahrhundert vor Christus die bisher wild wachsenden Bäume kultiviert um Öl zu gewinnen. Nach schweren Frostzeiten (vor allem 1956) und
wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist die Ölkultur in der Provence fast verschwunden. Dank der Heimatverbundenheit der Provenzalen wurden die Ölgärten wieder instandgesetzt, neu bepflanzt und
unterhalten. Die Mühe hat sich gelohnt: die Region Provence-AlpesCôte-d’Azur nimmt heute ersten Platz der französischen Olivenölherstellung ein.
05. Dezember 2013
Salinen
„Fleur de Sel“ aus der Camargue. Die größten Salzgärten sind die Saline de Giraud (an der Mündungsstelle der Rhone) und die Salins du Midi bei Aigues-Mortes. Schon die Römer legten ausgedehnte weiß und rötlich schimmernde Salzgärten an. Auch heute noch ist die Salzernte Handarbeit, fast wie vor 1500 Jahren. Meerwasser wird durch ein Netz von Kanälen und Becken in die Salzgärten geleitet. Wind und die Sonne lassen das Wasser verdunsten und zurück bleiben die Salzkristalle, die Fleur de Sel. Im Salzgarten wird täglich der Salzgehalt des Wassers geprüft, im Spätherbst ist Erntezeit.
„Fleur de Sel“ („Blume des Salzes“) wird auch als „Königin der Salze“ bezeichnet. Seine Beschaffenheit unterscheidet sich vom üblichen Salz. Reibt man „Fleur de Sel“ zwischen den Fingern,
zerfällt es. Dieses Meersalz muss nicht wie die harten Kristalle des «gewöhnlichen» Salzes mit den Zähnen aufgebissen werden, sondern schmilzt schon auf der Zunge. Es wird oft von Spitzenköchen
bevorzugt, weil es einen etwas anderen Geschmack und eine „weichere“ Kristallstruktur hat, die an einen Hauch von Eis erinnert. Den Unterschied zum herkömmlichen Meersalz spürt man recht gut beim
Zerreiben zwischen den Fingern: es ist geschmeidig, ohne die üblichen harten Kristalle. Ob es wirklich würziger ist und besser schmeckt als „gewöhnliches“ Salz ist umstritten.
Auf Grund der aufwändigen Gewinnung ist „Fleur de Sel“ bedeutend teurer als das normale Meersalz. Es wird deshalb vor allem nur für das Abschmecken der Speisen verwendet. Ob es auch gesünder ist,
lässt sich nicht belegen.
05. Dezember 2013
Die Jagd
Nach der Jagd findet oft ein Dorffest statt. Die Jäger versammeln sich um die Tiere auszuweiden und das Fleisch in Portionen zu verteilen. Die Keule bekommt der Schütze, der das Tier erlegt hat.
Vor 50 Jahren schon titelte das Magazin „Der Spiegel“: „Es gibt in Frankreich mehr Jagdfreunde als Fußballfans“. Daran hat sich kaum viel geändert, vor allem nicht in der Provence. Eigentlich
wird auf alles gejagt, was sich als Tier frei bewegt, auf Zugvögel, Wölfe, Rebhüner, Auerhähne, Rotwild… Jagen hat in Frankreich eben eine sehr lange Tradition. Früher war es das Vorrecht der
Adligen, die sich hier ihre Jagdgründe hielten. Heute ist das Jagen (liberté, egalité, franternité) ein Volkssport geworden. Die Liberté hat gesiegt, die Egalité und Fraternité mit dem Tier (so
sie überhaupt einmal vorhanden war) ist verloren gegangen. Meist zum Entsetzen der Licht und Wärme suchenden Touristen, die besonders im Herbst und Winter, also in Jagdzeiten, in den Süden
kommen. Eine Provence-Krippe ohne Jäger lässt sich kaum denken.
04. Dezember 2013
Romas und Sintis (Zigeuner)
Mit dem Begriff „Zigeuner“ verbindet sich oft eine etwas romantische Vorstellung – Fahrende, Gaukler, Jahrmarktskünstler, Scherenschleifer, Schaubudenbesitzer, Korbflechter, Pferdehändler, Siebmacher … Kurzum: die Romas passen so gar nicht in ein Schema gesitteter Sesshaftigkeit. Saintes-Maries-de-la-Mer – das kleine Städtchen am Mittelmeer - ist der Walfahrtsort der Romas, vor allem die Gitans (Spanischer und portugiesischer Herkunft) pilgern in Scharen nach Saintes-Maries, wo sie ihre Schutzpatronin, die „schwarze Sara“ (eine unbekannte Heilige mit dunkler Hautfarbe, die von der Kirche nie anerkannt wurde), die Dienerin, die Bettlerin besonders verehrt wird.
Geschichtlich betrachtet sind die Romas (Sammelbegriff für eine mindestens seit 700 Jahren in Europa beheimatete Bevölkerungsgruppe aus dem indischen Subkontinent) in allen Ländern und (fast) in allen Epochen marginalisiert, ausgegrenzt, sogar verfolgt worden. Selbst das liberale Frankreich (Liberté, Égalité, Fraternité) hat 2010 europaweit Aufsehen erregt, weil es illegal im Lande weilende nicht mehr duldet und ausweist.
Auch im Süden erregen Jahr für Jahr Gruppen von Romas den Unwillen (weniger der Bevölkerung, als vielmehr der Touristen), weil sie wie Heuschrecken im grossen Verband (hundert und mehr Autos und
Wohnwagen) illegal Park- und Sportplätze für ein, zwei Wochen belegen (und dann wieder weiterziehen!).
Für mich sind die südfranzösischen Romas ohnehin so etwas wie „kleine Heilige“, auch wenn sie gar nicht immer angenehm und schon gar nicht „heilig“ sind. Als etwa 16jähriger „Frankreicheroberer“
bin ich per Autostopp in Lourdes gelandet, völlig „mittellos“, zwar mit einem kleinen Zelt, aber ohne zu wissen, was ich essen und wo ich schlafen soll. Da haben mich die Romas „adoptiert“,
aufgenommen in ihr grosses Netzwerk, verpflegt, weitergereicht, durch die Languedoc, entlang der Rhone, fast bis nach Lion. Seither nehmen bei mir die Zigeuner – allen Horrorgeschichten zum Trotz
– einen Ehrenplatz ein, nicht nur in meiner Krippenlandschaft.
03. Dezember 2013
Figuren und Szenen der Santonskrippe in Bubikon
Der Imker
Akazienhonig, Baumheidehonig, Edelkastanienhonig, Erdbeerbaumhonig, Lavendelhonig, Macchiahonig, Pinienhonig, Thymianhonig… Die Bienen in der Provence haben nur sehr kurze Winterruhe. Die
Provence ist der Honiglieferant Frankreichs. Hier werden jährlich mehr als zweitausend Tonnen Honig von gut viertausend Winzern geerntet.
Der Imker gehört also zur Provence. Die Berufswinzer (es sind etwa 300) arbeiten meist schon in der x-ten Generationen mit Bienen. Sie ziehen oft mit ihren Völkern von Ort zu Ort, jährlich
Tausende von Kilometern: „abseits von den grossen Strassen, oft auf beschwerlichen Wegen. Dies meist nachts, wenn die Bienen in ihre Bienenstöcke zurückgekehrt sind (dies sind die sog.
Bienenwanderungen, die "transhumances"). Er muss zur rechten Zeit seine Bienen am richtigen Ort platzieren, um bestimmte Honigsorten zu ernten, und Hunderte von Bienenvölkern regelmäßig auf
Gesundheit und Erntefortschritt kontrollieren“.
Auf jedem provenzalischen Markt finden wir die Produkte der Bienen: Honig, Pollen, Wachs, Gelée Royale, ab und zu sogar Propolis (Kittharz) und Bienengift. Der Imker und sein Berufsstand gehören
also in jede Santonskrippe.
02. Dezember 2013
Marie enceinte (schwangere Maria)
La Vierge enceinte - Maria schwanger mit Jesus - ist eine Figur der christlichen Ikonographie, die auch als "Jungfrau von Advent" oder "Liebe Frau von Advent" bezeichnet wird. Es ist eine Darstellung, die in der christlichen Kunst seit dem 16. Jahrhundert (nach dem Konzil von Trient) immer wieder auftaucht. Zum Beispiel in der Kathedrale von Evorà (Portugal) oder in der Malerei in einer Weihnachtsdarstellung von Daniel Hallé (1614-75).
Auch in der Krippe von Bubikon steht die schwangere Maria bis Weihnachten in der Krippe. Das Christkind wird - der Tradition gemäss - erst am 24. Dezember aufgestellt. Dann wird auch die gleiche Maria (ohne die Rundung der Schwangerschaft) einziehen und mit Josef an der Krippe stehen.