Berichten, Erzählen

28. August 2022

 

Ist Winnetou erledigt?

 

Noch nie seit Jahrzehnten war Karl May und seine Fantasiewelt so sehr "im Gespräch", wie im Augenblick. Es gibt kaum ein Medium, das sich nicht ausführlich mit der Frage von "kultureller Aneignung" und "rassistischer" Denkweise befasst. Der Ravensburger-Verlag hat mit seiner Verbannung, der von ihm verlegten Kinderbücher zum soeben gestarteten Winnetou-Film (eine Lausbubengeschichte) die Kontroverse losgetreten. Eine Meisterleistung eines "sich als pädagogisches Gewissen" aufspielenden Verlag.

Es ist einfach nicht möglich, all die (guten und weniger guten) Beiträge (seien es Artikel, Radio- oder Fernsehbeiträge, lange und kurze Anmerkungen in den Social-Media) zum Thema Rassismus hier aufzunehmen. Ich beschränke mich auf die Stellungnahme (Offener Brief) der KMG (Karl-May-Gesellschaft) verbunden mit der Unterschriftensammlung (Petition)

Offener Brief der KMG

Dazu füge ich das Interview mit dem Vorsitzenden der KMG, Dr. Florian Schleburg, an, das im Deutschlandfunk, Kultur, am 25. August 2022 ausgestrahlt wurde.

Hier noch die Gedanken von Lorenz Hunziker, Leiter des Schweizer Karl-May-Freundeskreises.

28. August 2022

 

Ist Winnetou erledigt?

 

Hier die Gedanken von Lorenz Hunziker, Leiters des Karl-May-Freundeskreises.

 

Liebe Karl-May-Freunde
Als einer mit Sternzeichen und Aszendent Stier braucht es schon mehrere Picaderos und Banderilleros um mich wild zu machen. Nun, nachdem schon viele Stellungnahmen abgegeben wurde äussere ich mich auch noch zu den wilden Diskussionen in Deutschland, die ja irgendwo auch mit der Rasta- und Reggea-Diskussion in der Schweiz zusammenhängt. Gerne nehme ich dazu Stellung. Gerne weise ich auch darauf hin, dass ich mit Jahrgang 1977 zu den jüngeren Karl-May-Freunden gehöre.
Den Reiseerzählungen von Karl May und jetzt dem Ableger „Der junge Häuptling Winnetou“ wird vorgeworfen „kolonialistische und rassistische Vorurteile“ zu verbreiten und „unerwünschte kulturelle Aneignung“ zu begehen.
Wie stehe ich zu dieser Diskussion?
Ein kulturelle Aneignung ist die Übernahme von kulturellen Ausdrucksformen oder Artefakten, Geschichte und Wissensformen von Trägern anderen Kulturen. Und dies sei im Rahmen von Karl May unerwünscht.
1)  Karl May hat fiktive Romane in einer
      fiktiven Welt, also Fantasy
     geschrieben, wie „Herr der Ringe“
     oder so. Somit kann gar keine
     kulturelle Aneignung geschehen sein,
     da es diese Kulturen nicht gibt.
2)  Mit dieser Fantasy-Welt, die Karl May
     geschaffen hat, hat er ein Fantasy-
     Indianerbild geschaffen, an das auch 2022 noch ganz Europa glaubt, selbst die Hetzer!
     Den der Fantasy-Indianer von Karl May ist ein Mischung sämtlicher Plains- und
     Prärieindianer Kulturen (Apachen gehören übrigens zum südwestlichen Kulturkreis) 
     und dazu noch ein bisschen Deutsche Einheit. Darum ist bei Karl May ein Indianer
     auch ein Indianer, ob er nun ein Sioux, ein Komantsche, ein Apatsche, ein Mixteca
     oder ein Inka ist.
3)  Für Europa stellt ein Franzose Pierre Brice oder ein Albaner Nik Xhelilaj den perfekten
     Indianer dar, nicht ein amerikanischer Ureinwohner. Weder die Filme mit Pierre Price
     noch die mit Nik Xhelilaj haben irgendetwas mit indianischen Kulturen zu tun, sondern
     sind europäische Phantasie. Sie tragen am Oberkörper Sioux-Kleidung und an den
     Beinen, die der Comanche, manchmal auch umgekehrt.
Da es sich um eine reine Fiktion handelt, kann meines Erachtens auch keine kulturelle Aneignung passieren oder passiert gewesen sein. Zudem stellt sich die Frage, warum ist die kulturelle Aneignung unerwünscht? Die Japanische Kultur hat Jahrhunderte lang die guten Sachen von anderen Kulturen übernommen und in die eigene Kultur eingebaut. Die Navajos, als sie als nomadisierende Dine in den südwestlichen Kulturkreis kamen, haben auch einiges von den dort sesshaft lebenden Puebloindianer übernommen. Das ist ein typisches Verhalten für Menschen. Somit finde ich jegliche Diskussion über „unerwünschte kulturelle Aneignung“ sinnlos.

Ist Karl May oder sind Karl-May-Themen mit „kolonialistischen und rassistischen Vorurteilen“ bestückt?
Kolonialistische Vorurteile
Karl May kam nach der Deutschen Einigung 1875 als Schriftsteller raus, drei Jahre nachdem Deutschland Napoleon III geschlagen hatte. Es herrschte ein gewisser Hurra-Patriotismus. 1888 als Karl May sich einen Namen erschieben hatte war das Dreikaiserjahr, dass mit der Inthronisierung von Wilhelm III endete. Dieser wurde mit seiner Hunnenrede bekannt. Er schickte die Deutschen Truppen mit dem folgendem Auftrag nach China: „Ihr sollt wüten wie die Hunnen, damit es niemals wieder einem Schlitzauge einfallen wird, einen Deutschen auch nur scheel anzublicken!“
Auf diese Rede erschien Karl Mays Reiseerzählung „Und Friede auf Erden!“, was ihn damals zum Staatsfeind Nr. 1 machte und gewisser Massen auch zur seiner Vernichtung und der Vernichtung seiner Berühmtheit führte.
Das bedeutet, dass Karl May zwar einen Hang zu Grossdeutschland hat und dies auch predigt, jedoch distanziert er sich vom Kolonialismus und der Gewaltanwendung bzw. dem Krieg. Er gehörte damit zur Gruppe der Pazifisten um Berta v. Suttner. Somit sind kolonialistische Vorurteile bei Karl May kaum zu finden.

Rassistische Vorurteile
Karl May hat Romane geschrieben, Geschichten für Erwachsene! Er selber hat sich im Alter auch einmal als Hakawati (orientalischer Märchenerzähler für Erwachsene!) bezeichnet. Märchen, aber auch Romane haben die Eigenart, dass die Figuren Stereotypen sind. Dies hat nichts mit dem Autor sondern eben mit der Art der Geschichte, mit der Figur zu tun. In „The Lost City“ als aktuellen Film haben wir die „übergescheite, vereinsamte Autorin“ und der „dumme Schönling“, alles Stereotypen. Oder eben auch der Stereotyp des fiktiven Indianers bei Karl May, alle Indianer sind gleich.
Zum Thema Rassismus selber nimmt Karl May in „Old Surehand“ selber Stellung:
„Vor allen Dingen bin ich ein Mensch, und wenn ein anderer Mensch sich in Not befindet und ich ihm helfen kann, so frage ich nicht, ob seine Haut eine grüne oder blaue Farbe hat.“

2. Inwiefern kann ich die Anliegen der Kritiker verstehen?
- Aus philosophischer Sicht, wie oben angedeutet, kann ich die Anliegen der Kritiker überhaupt nicht verstehen.
- Als Philosophe hinterfrage ich jedoch alles und versuche auch andere Positionen zu verstehen. Oft, zu oft, wird davon ausgegangen, Karl May sei ein Abenteuerschriftsteller und Kinderbuchautor gewesen. Seine Figur sei Winnetou. Ich gehöre zu den wenigen, die sich klar von Winnetou distanzieren. Die Winnetougeschichten sind in meinen Augen das Schwächste, was Karl May geschrieben hat. Und wie bereits weiter oben angetönt, hat Karl May nie für Kinder geschrieben. Selbst „Der Schatz im Silbersee“ ist eine Geschichte für die Jugend, also 15+ und für dieses Mindestalter erst noch brutal. Wenn man Karl May jedoch in „kindischem Geist“ betrachtet, als Abenteuer und Action, und dazu noch glaubt, dass die fiktive Welt eine reale sei, dann erkennt man nicht, dass die Handlung vor einem Bühnenbild spielt. Man glaubt, wie auf den Karl-May-Freilichtbühnen   und -Filmen dargestellt, es handle sich nur ums „Indiänerle“. Dieser Ausdruck ist etwas negativ und abwertend besetzt. Darum denke ich, dass das Anliegen der Kritiker von diesem Ausdruck ausgeht. (Übrigens ist „indiänerle“ das Thema von „Winnetou IV“)

3. Was wäre für mich die optimale Lösung in dieser Diskussion?
 2017 hatte meine Zeitschrift Lagerfeuer den Titel „Die Frauenrollen in Karl Mays Reiseerzählungen“ und ging der Kritik nach, dass bei Karl May keine Frauen vorkommen. Ich habe darin bewiesen das dies keineswegs der Fall ist, genau so wie ich hier dargelegt habe, warum die heutige Kritik auch nicht stimmt. Ich hatte schon damals die Lösung und bringe sie auch heute wieder:

„Jeder Kritiker sollte, bevor er die Feder in die Hand nimmt, wenigstens sich selber einen Befähigungnachweis vorlegen.“ (Zitat Karl May)
Oder einfach mal lesen, was Karl May geschrieben hat, ohne Frieden, Versöhnung und Gleichberechtigung gäbe es keine Reiseerzählungen von Karl May.
Gruess
Lorenz

11. Oktober 2022

 

"Winnetou muss nicht sterben"

 

Hier wird in der nächsten Zeit laufend (aber nicht lückenlos) über den 26. Karl-May-Kongress berichtet. Dokumente, auch Neueingänge in die Sammlung, Besprechungen etc. in Zusammenhang mit der aktuellen (und heftigen) Winnetou-Diskussion werden hier aufgegriffen und präsentiert. Heute das Programm der Tagung mit allen Themen der Vorträge und vereinzelten Anmerkungen zu den Diskussionen.

Donnerstag, 6. Oktober 2022

18:00
Vortrag Prof. Dr. Volker Depkat
Zwischen Amerikahaus und NS-Dokumentationszentrum: Überlegungen zu Karl May im Nationalsozialismus
20:30
Kabarett mit Woife Berger und Mathias M.
Winnetou 1 auf bayrisch – eine bayerische Hommage an den Mayster

 

Samstag, 8. Oktober 2002

9:00
Mitgliederversammelung (geschlossene Veranstaltung)
11:00
Vortrag Theresa Homm
Miß Admiral und Kolma Puschi. Weibliche Agency in Karl Mays Old Surehand
14:00
Vortrag Prof. Dr. Hartmut Vollmer
Das Weitere liest man später. Die Kunst des Endes in Karl Mays Romanen
16:30
Ökumenischer Gottesdienst in der Pfarrkirche Herz Jesu, München Neuhausen-Nymphenburg
19:00
Geselliger Abend im Palmengarten des Café Luitpold (geschlossene Veranstaltung)

Sonntag, 9. Oktober 2021

9:30
Vortrag Laura Thüring
Der ›Westmann‹ als Lebensentwurf. Tragik und Komik eines May’schen Figurentypus
11:00
›Winnetou‹ und die aktuelle Debatte über kulturelle Aneignung
Statements

 

Freitag, 7. Oktober 2021

9:30
Offizielle Eröffnung des Kongresses
Vorsitzender der KMG Dr. Florian Schleburg
Generalkonsul der USA in München Timothy Liston
Stadtrat der Landeshauptstadt München Roland Hefter
Stellv. Direktor der Bayerischen Amerika-Akademie Prof. Dr. Volker Depkat
10:00
Verleihung der Marah-Durimeh-Medaille an Herrn Philipp Stölzl

 

11:00
Vortrag Dr. Frank Usbeck
›Indianer‹ und deutsche ›Stammesbrüder‹: Nationalismus in der transatlantischen Nabelschau
14:00
Vortrag Dr. Eckehard Koch
Longfellows berühmtes Gedicht [›Hiawatha‹] in der Hand eines Apache-Indianers! Der späte Winnetou – ein zivilisierter Indianer des 19. Jahrhunderts?
15:30
Vortrag Thomas Braatz
Der Münchmeyer-Verlag: Verleger, Nachfolger, die Autoren Karl May und Robert Kraft
19:00
Vortrag Prof. Dr. Christian Begemann
Spuren, Fährten und Indizien: Karl Mays Zeichenkosmos im kulturgeschichtlichen Kontext (Ort: Café Luitpold, Brienner Straße 11)

 


20. Juni 2016

 

"Rettet Winnetou"

 

Aufregung im Kreis der "Karl-May-Freunde.

Kurz vor dem diesjährigen Start der beiden grössten Bühnen (unter den insgesamt 12 Freilichtspielen mit Wildwesthelden mehr oder weniger getreu nach Karl May), wird ein giftiger Pfeil abgeschossen: Es fehle den dargestellten guten und bösen Helden 

in Karl Mays Weltbild an Political Correctness. Die Abenteuergeschichten müssten umgeschrieben werden, so die Forderung der Professorin Mita Banerjee, Kulturwissenschafterin an der Universität Mainz. "Die Darstellung der indigenen Bevölkerung Amerikas sei kolonialistisch, klischeehaft und wirklichkeitsfern". "Über die politisch korrekte Nutzung von Sprache wird immer wieder wild diskutiert. Eigentlich soll sie die Diskriminierung von Minderheiten und Unterdrückten verhindern. Werden die Regeln aber zu starr, können sie geradezu neurotische Züge annehmen, sagen Experten, kommentierte schon vor Jahren die deutsche Journalistin Ulrike Winelmann: "Selbst der "Negerkönig" bei Pippi Langstrumpf durfte nicht mehr länger "Neger" sein. Er wurde aus den Pippi Langstrumpf-Büchern einfach verbannt. Hier weiterlesen.

Wortkosmetik, ist eine Waffe, die in der modernen lasergesteuerten Waffentechnik lächerlich wirkt. Wirkungslos für das, was sie erreichen möchte: Umsturz im Geist. Dafür hinterlässt diese Art von Wortkosmetik oft (meist?) erheblichen Lateralschaden am Erbe unserer Kultur. Auch in der Entwicklung von Sprache braucht es heute so etwas wie "Kulturgüterschutz". Entsprechend ist die Reaktion auf den Pfeil von der Professorin in Mainz. Er reicht von Empörung, Spott, Unverständnis bis zur sachlichen "Richtigstellung". Hier eine kleine Auswahl:

"Rettet Winnetou" in der Wochenzeitung "Junge Freiheit" 

"Bedient Winnetou nur Klischees?" in "Focus online"

"Am Kern der Sache vorbei" in "Lübecker Nachrichten"

"Wird die Rothaut Winnetou bald gebleicht werden?", in Journalistenwatch

"Rothaut" Winnetou politisch nicht korrekt auf Sputnik Deutschland

Dazu gibt es in den Social Medie Hunderte von Kommentaren

Das Thema wird fortgeschrieben..

14. Mai 2019

 

Der Häuptling der Apachen

 

Eine Hommage der "Rock-Bier-Ratten" an Karl May und seine Romanfigur - Winnetou -, sowie eine Liebeserklärung an Kroatien und die eindrucksvolle Landschaft des südost-europäischen Landes.  "Die Rock-Bier-Ratten" sind eine Band im Stil der 70er, 80er und 90er Pop und Rock-Klassiker auf deutscher selbstinterpretierter Textbasis mit ''Schmä'' im Piratenoutfit! Es geht um Geschichten, die das Leben schrieb und schreibt oder noch schreiben kann.

"Ein Clip, der die schönsten Original-schauplätze der Karl May - Verfilmungen von Winnetou & Co - wieder aufleben lässt, und zwar mit uns selbst als Darsteller einerseits als Rock-Bier-Ratten, aber andererseits auch als Indianer und Verbündete dieses mehr als naturverbund-enen Volkes. Das Video "Der Geist vom roten Volk" hier auf YouTube. Eine CD (für Sammler) gibt es (noch) nicht.  Mehr zu erfahren auf der Website der Band