Prof. Dr. Albrecht Götz von Olenhusen
Prominenter Karl May Forscher gestorben
E war er Jurist und Literat aus Leidenschaft. Er dachte und argumentierte nach strengen Regeln, war aber offen für Kreativität, Ideen, Wege, die nicht im Mainstream liegen.
So hat er immer wieder - auch in mehreren persönlichen Gesprächen - die Leidenschaft des Sammelns (Zitat; "ein wichtiges und einzigartiges Völksein") betont und wollte immer wieder ein Referat und eine Diskussion zu diesem Thema einbringen. Leider ist es nie dazu gekommen. Albrecht Götz von Olenhusen hat immer wieder, in Artikeln, Schriften, Publikationen in die aktuelle Karl-May-Diskussion eingegriffen.
Sein letzter grosser Wurf war (zusammen mit Jürgen Seul) die Herausgabe von "Karl May Inferno", eine kriminalgeschichtliche Biografie (2017). Aber auch "Old Shatterhand unter Gangstern", eine Sammlung von ausgewählten Beiträgen Beiträgen zum Thema Karl May. Sie erschienen vornehmlich in den periodischen Publikationen der Karl-May-Gesellschaft (Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft und Karl-May-Nachrichten).
Nachruf von Florian Schleburg -.
Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft
Am vergangenen Samstagabend ist mit Prof. Dr. Albrecht Götz von Olenhusen (Düsseldorf) ein Urgestein der Karl-May-Forschung gestorben. Bis zuletzt nahm er regen Anteil am wissenschaftlichen Diskurs, machte sich noch im Krankenbett zahlreiche Notizen, erkundigte er sich nach den Forschungen von Kollegen oder fragte nach, wie der Münchener Kongress der Karl-May-Gesellschaft abgelaufen war."
Eine Auslese seiner Arbeiten bietet der 2020 erschienene Band Old Shatterhand unter Gangstern aus dem Karl-May-Verlag. Neben seiner literarischen Tätigkeit brachte der Jurist im Jahr 2008 sein berufliches Knowhow entscheidend bei der Vertragsgestaltung mit ein, mit der die Herausgabe der Historisch-kritischen Ausgabe von Karl Mays Werken durch die Karl-May-Gesellschaft, die Karl-May-Stiftung und den Karl-May-Verlag auf einer neuen Grundlage ihre Fortsetzung finden konnte. Last but not least kennen ihn viele Karl-May-Freunde als Mitorganisator der seit 2014 stattfindenden Freiburger Karl-May-Symposien, wo er sich sichtbar über jeden Besucher freute.Seit Samstagabend ist die Karl-May-Szene spürbar ärmer geworden. Ein umfangreicher Beitrag Götz von Olenhusens wird im Jahrbuch 2022 erscheinen, ein ausführlicher Nachruf in den nächsten KMG-Nachrichten.
Mit Götz von Olenhusen verliert die Karl-May-Szene einen herausragenden Forscher, der das literarische, politische, rechtliche und gesellschaftliche Umfeld zum Thema Karl May mit vielen ungemein vorwitzigen und gelehrten Beiträgen beleuchtete. Zehn Jahren regelmäßiger Mitarbeiter bei www.iteraturkritik.de. Dort stehen folgende Hinweise der Redaktion zu Büchern von ihm: Dort finden wir in der Rubrik "Zurückblättern" eine grosse Anzahl interessanter Beiträge, vor allem auch zu seinem "Spezialthema", Literatur und Recht.
"....wenn ich mich nicht irre, hihi..."
Ralf Wolter, alias Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar, ist im Alter von 95 Jahren gestorben
Es waren seine Paraderollen, eigentlich Nebenfiguren, in den Karl-May-Filmen der Sechzigerjahre. Neben Pierre Brice (Winnetou) und Lex Barker (Old Shatterhand) wurde Ralf Wolter zu Kultfigur einer ganzen Generation.
Wikipedia listet 125 Filme auf und 25 Fernsehproduktionen, in denen Ralf Wolter mitgewirkt hat. Und dies ist nur "eine Auswahl". Zur Kultfigur wurde er aber - bis heute - Sam Hawkens und
Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Wer den komplizierten Namen aufsagen konnte, der gehörte dazu, zur Nachkriegsgeneration, die mit den Karl-May-Filmen aufgewachsen ist.
Ralf Wolter wurde 1926 in Berlin, wo er geboren. Seine Schauspielkarriere begann er am Theater. In den 50er-Jahren folgten erste Filmproduktionen unter andere mit Komödien wie «Die Beine der Dolores» und «Das Wirtshaus im Spessart». Seinen endgültigen Durchbruch er Jahr 1962 als Sam Hawkens im «Der Schatz am Silbersee». Diese "Paraderolle" übernahm er auch in weiteren Kinofilmen und in der 14-teiligen 80er-Jahre-Fernsehserie «Mein Freund Winnetou».
"Der von Ralf Wolter geprägte Hadschi Halef Omar und sein Sam Hawkens waren Witzbolde, Sidekicks, deren Aufgabe in den „Winnetou“-Filmen darin bestand, das dräuende Männer- und Blutsbrüderpathos zu brechen. Was bleibt einem kleinen Mann mit Glatze anderes übrig, als die eigene Gewöhnlichkeit zur Karikatur zu verfeinern." (Quelle: Frankfurter Rundschau
Nur selten schafft es ein Schauspieler, rund fünfzig Jahre nach seinen legendären Glanzauftritten (in einer Nebenrolle) bei seinem Tod in die Tagesschau der ARD (siehe Video links). Ob dies das der aktuellen Winnetou-Diskussion geschuldet ist, weiss ich nicht. Auch die Printmedien und die Social Media haben
überdurchschnittlich ausführlich berichtet und die Leistung der kurligen Figur, die sich einst in die Herzen gespielt hat, gewürdigt. Süddeutsche Zeitung: "Mach's Maul auf, oder ich skalpier'
dich", knurrt ein Bösewicht mit gezogenem Revolver den Trapper Sam Hawkens an.
Aber der lupft ungerührt seine Perücke, zeigt den kahlen Schädel und murmelt sanft zurück: "Da sind Sie leider zu spät dran ..."
Indianer hatten, das weiß man aus der Karl-May-Mythologie, auch wenn man die Romane nicht mehr selbst gelesen hat, Sam skalpiert, seitdem trägt er Ersatzhaar. Als Sam Hawkens, gewitzter Sidekick von Old Shatterhand, ist Ralf Wolter in unzähligen Karl-May-Verfilmungen legendär geworden, und er war so erfolgreich damit, dass er in den Karl-May-Filmen, die nicht im Wilden Westen spielten, sondern im wilden Kurdistan oder im "Reich des Silbernen Löwen", dann auch den Hadschi Halef Omar spielen durfte, den anderen Sidekick, den von Kara Ben Nemsi - wie Shatterhand verkörpert von Lex Barker"
Ursi Keller,
unsere Nachbarin,
unsere Mitbewohnerin,
seit dem ersten "Dörflitag",
ist gegangen...
Still und leise, ohne dass wir uns verabschieden konnten, ohne dass wir danken konnten, ohne dass wir auf der letzten Wegstrecke dabei sein konnten. Die Krankheit des Vergessens, der verlorenen Erinnerung, hat Schweigen gebracht. Für sie und für uns. Doch sie ist geblieben und sie wird bleiben, als Teil unserer Gemeinschaft des Wohnens und Lebens. Als Teil dessen, was wir im Alltag, in der Begegnen, dem Begleiten,
im Miteinander des Aufbaus und Ausbaus, der Gestaltung, auch der Lösung von Problemen und der Freude am Gelingen in den mehr als vierzig Jahren im "Dörfli" erleben durften. Wir haben erfahren, wie gebrechlich das Erinnern sein kann, wir haben aber auch erlebt, wie vieles bleibt, von dem, was wir immer wieder erinnern dürfen. Danke!
Nscho-tschi, Winnetous Schwester,
ist tot
Es gab ihn doch, Winnetou, die Traumfigur eines edlen Freunds und Indianers (politisch korrekt: Vertreter eines indigenen Volkes), und zwar nicht nur in der Fantasie von Karl May, Und es gab seine Schwester, Nscho-tschi, die bildschöne Indianerin, die nicht nur das Herz von Old Shatterhand entflammte. Viele Herzen, die sie seit mehr als fünfzig Jahren immer wieder. Elmar Elbs, der ehemalige langjährige Leiter der Schweizer Karl-May-Freunde (Heute Freundeskreis) erinnert sich:
"Meine Erlebnisse beziehen sich auf persönliche Erinnerungen ab dem Jahr 2000. Besuche und Treffen in Paris, auf der Insel Ré und in Bonn habe ich hier bildlich festgehalten. Interessant war der Aufbau einer Website für Marie Versini (2006) und die Herausgabe von Maries Büchern. Dabei lernte ich auch das malerische Talent von Pierre Brice kennen. Dies ist nur ein kleiner Teil meiner Erinnerungsfotos."
Die Fotos sind als PDF von Elmar übermittelt worden, leider in einer Auflösung, welche die Vergrösserung der einzelnen Bild nur minimal zulässt. Ich versuche, die Bilder einzeln in grösserer Auflösung zu bekommen und werde sie dann auf einer Erinnerungsseite einstellen. Vorläufig verweise ich auf Marie Versinis Website, wo weitere Bilder und viel Informationen zu finden sind. In der Rubrik Gästebuch lassen können eigene Voten (leider keine Bilder) eingestellt werden. Ein eigentliches Kondolenzbuch gibt es da nicht. Auf der Website Der Standard ist ein Nachruf und eine Kondolenzliste zu finden. Was sonst beim Tod prominenter Schauspielerinnen und Schauspieler fast immer zu einer zu einer Programmänderung führt, ist bei Marie Versini nicht festzustellen. Dies liegt weniger bei den TV Anstalten, als vielmehr in der Tatsache, das Nscho-tschi (Marie Versini) bereits in Winnetou I stirbt und als kleine Schwester von Winnetou - wofür sie berühmt geworden ist in den Filmen mit Winnetou nur noch einmal (wenig prominent) auftreten durfte (Bild links: Marie Versini 2005 in der Schweiz, Bild: Elmar Elbs)
gesehen, erlebt und geliebt haben. Im Film hiess sie Nscho-tschi und musste früh sterben, im Leben war sie Schau-spielerin und hiess Marie Versini und ist in diesen Tagen, sechs Jahre nach ihrem berühmten Filmbruder "Winnetou" (Pirerre Brice), gestorben.Die Nachricht von ihrem Tod hat heute nicht nur die Karl-May-Fan-Kreise berührt, sie ist wie ein Lauffeuer quer durch die Presse gereicht worden, fast immer unter der fast gleichen Schlagzeile: "Die kleine Schwester von Winnetou: Marie Versini ist tot" Für mich mutet es wie eine Ahnung an, dass ich vor genau zehn Tagen hier in der Rubrik "Neueingang" ein Dokument vorgestellt habe, das ich
zufällig im Rahmen der laufenden Revision meiner Karl-May-Sammlung gefunden und eingeordnet habe.Titel:
"Marie Versini (Nscho-tschi): Meine Stieftochter half mir, wieder lächeln zu können" (Neue Post Nr. 28 - 2014). In den nächsten Tage wird man noch viel lesen und sehen in den Medien. Selbst Fernsehanstalten werden "Winnetou I" wiederholen,mit der wohl berühmtesten Szene, in der Nscho-tschi vom Schurken Santer (Mario Adorf) erschossen wird, und sterbend in den Armen "Old Shatterhands" haucht. "Ich liebe dich".
Hier die Website von Marie Versini. Eine erste persönliche gute Erinnerung hier in Karl May&Co: Auch ich werde hier eine kleine Reportage vorstellen, die 2012 anlässlich der Präsentation ihres Buchs "Puck, eine Hündin erzählt" entstanden ist,
Eine Schulklasse von einst
Immer häufiger taucht das Signet "Erinnerungen" hier auf. Oft sind es schöne Momente, die hier festgehalten werden. Aber auch traurige Ereignisse, Verluste, Vergangenes, Verlorenes. Wir alle Erinnern uns und es ist wichtig, dass wir uns erinnern. Deshalb habe ich - schon vor zehn Jahren - diese Rubrik hier geschaffen (die sich immer mehr füllt). Es sind Erinnerungen an das Leben, mein Leben. Oft sind es deshalb Prominente, die hier auftauchen, aber auch stille Wegbegleiter, Situationen, die sich im Gedächtnis festgemacht haben. Heute die Erinnerung an die ersten Schuljahre von einst.
Zu den traditionellen "Erinnerungsstunden" gehören die Klassentreffen. Diese sind seit zwei Jahren (coronabedingt) so gut wie überall ausgeblieben. Unsere Primarschulklasse hat sich 2018 zum letzten Mal getroffen (das nächste Treffen war bereits angekündigt) und dann zweimal verschoben worden.
Handelt es sich doch (bei älteren Jahrgängen) um "vulnerable" Personen. Vulnerable gleich verletzlich, verwundbar, in Pandemiezeiten: gefährdet. Ehemalige Klassenkameradinnen und -kameraden treffen sich deshalb - soweit sie nicht in alle Welt verstreut sind und noch leben - an Begräbnissen. So hat uns wieder eines dieser 53 Kinder auf dem Klassenfoto von einst (zwei Klassen) für immer verlassen. Und wie dies so üblich ist bei einem Abschiedsritual begegnen sich Hinterbliebene, auch ein paar der Hinterbliebene der einstigen Klassen. Fünf waren wir diesmal, die mit der Verstorbenen zur Schule gegangen
sind. Ein Augenblick der Erinnerung. Vieles kommt zurück, ein Dorf, das eine Stadt geworden ist; Menschen, die jetzt alt sind; Lehrer, die nicht mehr leben; Wunden, die nicht verheilt sind; Freuden, die wieder aufleben oder verblassen; Unsere Klassenkameradin heisst Nora, früher war es das Vreni, der Oskar, das Trudi, der Reini... Nur das Ritual - wie
könnte es auch anders sein - der Zeit angepasst. Anstatt Särge, Urnen, anstatt Gräber, Erinnerungstafeln; anstatt Grab-kreuze, Parkgestaltung. Wenig soll an den Tod erinnern, obwohl er gerade hier im Mittelpunkt steht. Was geblieben ist - über Jahrhunderte - das sind die Rituale und Traditionen der Kirchen. Was geblieben ist, das sind die Erinnerungen. Vielleicht sind diese in solchen Momenten wichtiger als all das Brauchtum und die Tradition.
Zum Tod von Ingrid Budning
(ehemals Cutterin bei SR)
Die Zeit, als das Fernsehen immer grösser, immer professioneller wurde, und als wichtiges Informations- und Unterhaltungsmedium immer mehr Beachtung fand, war entscheidend und prägend für die heutige, unglaubliche Vielfalt an audio-visuellen Angeboten auch in der Schweiz.
Von viele der einstigen Pioniere in der Medienarbeit mussten wir uns in den letzten Wochen und Monaten für immer verabschieden. So auch von Ingrid Budning, die als ausgebildete Cutterin (Filmmontage) aus Deutschland zum (im Vergleich zu heute) noch bescheidenen Schweizer Fernsehen kam. Natürlich wurden schon damals täglich Filme produziert, von den kurzen (für die Aktualität) bis zu den aufwändigen langen, für Magazine und Dokumentationen.
An diese Zeit erinnere ich mich noch gut, sehr gut. Meine erste berufliche Begegnung mit Ingrid dürfte so um 1970 gewesen sein. Ich musste mich vorbereiten für eine Woche Berichterstattung von der «Rose d’Or» (Internationaler Wettbewerb der Fernsehunterhaltung in Montreux). Dafür brauchte ich ein paar Dutzend Filmausschnitte aus den im Wettbewerb eingereichten Beiträge. (Videoproduktionen gab es damals noch nicht, nur die grossen, schweren MAZ-Bänder). Unglaublich viele kleine Filmrollen mussten in kurzer Zeit so vorbereitet werden, dass sie in kurzer Zeit (je nach Verlauf des Wettbewerbs) im improvisierten Studio in Montreux eingespielt werden konnten.
Diese Arbeit (eigentlich eine Routinen-Arbeit) übernahm die damals beim SRF neue Cutterin Ingrid Budning und zwar so schnell, perfekt und gut organisiert, dass ich nur noch so staunte. Mir
schien: Eine neue Ära in der Filmmontage bei SRF sei angebrochen. Dies bestätigte sich in den folgenden vielen Jahren unserer beruflichen Zusammenarbeit. Bestätigung dafür sind auch die spontanen
Worte von Kolleginnen und Kollegen, als ihr Tod (auf Facebook) bekannt wurde.
Eine Auswahl:
Hier die Nachricht von Ingrids Tod - auch für alle, die ihr die letzte Ehre erweisen möchten:
Liebe alle,
traurigerweise muss ich Sie darüber informieren, dass Ingrid Budning am 4.Juli 2021 gestorben ist. Wir sind alle sehr traurig. Die Abdankung findet statt am 20. August um 14.30 Uhr in der Abdankungshalle Friedhof Zollikerberg.
Herzliche Grüsse von Marion Friedrich Honegger
Gestorben:
Ruth Brändli
Redaktorin, Produzentin, SRF
Die "Urgesteine" des ehemaligen Fernsehens DRS, heute SFR, die während vielen, vielen Jahren am Bildschirm, in der Produktion, den Redaktionen, aber auch im Hinter-grund das Fernsehen in der Schweiz entwickelt, aufgebaut und geprägt haben, verlassen diese Welt, ich bin fast versucht zu sagen, reihenweise. Gerade jetzt, in Corona-Zeiten, wo ein Abschiednehmen meist nur noch medial möglich ist. Wer langjährigen Wegge-fährtinnen und Weggefährten - eigentlich Pionierinnen und Pionieren des Fernsehens -
nicht einmal mehr das letzte Geleit geben kann, erlebt etwas, was man zwar als "der Welten lauf" zu bezeichnen ist, aber unglaublich traurig macht. Das Fernsehen wurde nicht aus dem Nichts
erfunden, das Programm gestaltete sich nicht allein aufgrund immer wieder neuer technischer Möglichkeiten, sondern es waren Mens-chen die es während Jahren, ja Jahr-zehnten, entwickelt, gestaltet
und geprägt haben. Und zwar im Sinn des kürzlich verstorbenen Fernsehdirektors, Peter Schellenberg, der sich immer dafür eingesetzt hat, "dass das Schweizer Fernsehen auch ethische Grundsätze
verfolgt und die Menschen, auch die Zuschauer, nicht einfach nur zu Objekten macht."
Dafür aber braucht es - auch im Hintergrund - Macher und Macherinnen, wie Ruth Brändli, die In
unserem Individualisten-Team Seele und Herz zugleich war, ohne es sein zu wollen. Sie war es einfach. Allen zugetan. Immer offen und hilfsbereit, immer gut drauf, immer da wenn man sie
brauchte.Wir werden sie nie vergessen." (Mit diesen Worten hat heute Kollege Beat Hirt die traurige Botschaft von Ruth Brändlis Tod dem Team des ehemaligen "Sonntagsmagazins" per Mail
übermittelt.)
Tod eines Weggefährten:
Peter Schellenberg
Journalist, Medienschaffender,
sechzehn Jahre Fernsehdirektor
Um die Osterzeit im Jahr 1964 tauchten wir beide an der Kreuzstrasse in Zürich auf, in den engen Räumen der Informationsabteilung der damals noch jungen Institution Fernsehen der deutschsprachigen Schweiz.
Wir beide waren Cineasten, liebten also den Film und wollten ihn - jeder auf seine Art - irgendwie "erobern". Wir starteten unseren beruflichen Gang zur gleichen Zeit, am gleichen Ort, mit dem gleichen Ziel: Filme zu machen. Dies war damals nur möglich in den noch ungefestigten Strukturen des noch sehr jungen Schweizer Fernsehens. Dies war das erste Team, das Peter Schellenberg (hier ca. 1968), fünfter von recht, zusammengestellt und geführt hat, um täglich die "Antenne" - eine 20minütige Sendung mit regionalen Themen - zu gestalten.
Peter Schellenberg war von 1988 bis 2003 im Amt. Solange wie keiner seiner Vorgänger. Schellenberg baute das damalige SF- und DRS-Programm um und schuf mehrere neue Sendungen. Keiner baute SF DRS so gründlich um wie er. "Schäll" setzte mit Sendungen wie "10vor10" auf Infotainment. "Lüthi und Blanc" und "Viktors Programm" brachten die notwendige Publikumsnähe, um im Kampf gegen die Privatsender zu bestehen. In seiner Amtszeit vervielfachte sich die Zahl der Konkurrenzsender auf rund 50. SF DRS konnte jedoch dank des Modernisierungsschubs den hohen Marktanteil von 42 Prozent halten. Weil sich Schälli 1997 mit seinem Konzept eines Senders auf zwei Kanäle beim Bundesrat definitiv durchsetzte, konnte SF DRS danach mit doppelter Kraft um die Gunst der Zuschauer buhlen. Schälli war der beste und innovativste Fernsehdirektor, den wir je hatten. Danke Schäll !"
Tod eines Weggefährten:
Peter Schellenberg
Journalist, Medienschaffender,
sechzehn Jahre Fernsehdirektor
Fast vierzig Jahre sind wir den Weg miteinander gegangen, nicht immer den gleichen, nicht immer zusammen, aber immer auf dem gleichen "Boden" der SRG. Wir waren Anfänger, Freunde, du warst mein Ansprechpartner, mein Freund, mein Vorgesetzter, in allen erdenklichen Situationen mein wichtigster Weggefährte, auch wenn die Wege oft ganz anders verliefen. Wir haben uns bis in die letzten Jahre immer mal wieder getroffen und uns erinnert, wie wir vor 60 Jahren unseren Jugendtraum erfüllten: "Filme machen!".
Vorerst keine weltbewegenden Themen, kleine Alltagsgeschichten, die heute noch - als Filmdokumente im Archiv des Fernsehens aufbewahrt werden. Inzwischen als "Zeitzeugen" digitalisiert und jederzeit auch von den heutigen Macherinnen und Machern abrufbar. Der Übergang zum digitalisierten Produkt "Film-Fernsehen" war wohl eine der grössten Leistungen, die das Team mit und "unter" Peter Schellenberg in diesen Jahren erbracht hat
Zwischen den beiden Bildern (oben und rechts) liegen rund fünfzig Jahre, Berufs- und Privatleben, Erinnerungen und Erfahrungen, Hoffnungen und Ärgste, Erfolge und Enttäuschungen. Wie sehr dies alles irgendwie zusammen gehört, mag ein Ausspruch bezeugen, der sich seit vielen Jahren in meiner Familie fest-gesetzt hat. Wann und wo auch immer die Frage aufgetaucht, wer hat dies oder jenes gesagt, wer kann es bezeugen, wer steht dafür ein, bekommt von mir so oft die lakonische Antwort "de Schälli und alli!". Ja, "de Schälli und alli", das ist eine irra-tionale Autorität, die für Glaubwürdigkeit, für Logik, für klares Denken und Entwik-keln von Gedanken steht, auch wenn es sich von einer Sache und der Person längst gelöst hat - oder mit ihr gar nie etwas zu tun hatte. Der Weggefährte, der Mensch, musste uns, und unseren Weg verlassen. Was bleiben wird auf der kurzen, noch bleibenden Wegstecke, das ist "de Schälli und alli!"
Bericht in der
"NZZ am Sonntag"
18. April 2021
Vor 150 Jahren (1870) geboren. Er ist auch als Illustrator der Deckelbildern von 33 Karl-May-Werke bekannt geworden.
Sascha Schneider ist bis heute sehr umstritten (auch in der Karl-May-Szene), weil er sich als homosexuelle bekannte und auch seine Illustrationen starke homoerotischen Züge haben. Die Freundschaft mit Karl May
hat - angestossen durch das Buch von Arno Schmidt "Sitra und der Weg dorthin" (1963) - eine lebhafte Diskussion ausgelöst, die bis heute immer wieder aufflammt: "War auch Karl May schwul"? Unter viele Indizien (und Konstruktionen) gilt auch das Bild (rechts), die händchen-haltenden beiden Männer (May und Schneider) als Hinweis. Soeben hat die "alte Diskussion" zu einem Eklat bei der Karl-May-Stiftung geführt und letztlich auch zum Wegzug des Leiters des Karl-May-Museums in Radebeul, weil eine neue Arbeit einer amerikanischen Professorin in der Museumszeitung nicht erscheinen durfte, "weil er dem Gerücht, May sei homosexuell gewesen, neue Nahrung geben" könne.
Die Literatur zum Thema Sascha Schneider und Karl May ist inzwischen recht umfangreich. Der Karl May Verlag hat im Rahmen der Briefwechsel von Karl May eine umfassende Dokumentation zur Beziehung der beiden Künstler herausgegeben. Und die Studie von Arno Schmid hat bereits 1973 "Eine notwendige Klarstellung" von Heinz Stolte und Gerhard Klussmeier erfahren. (Hansa Verlag, Hamburg). Die Karl-May-Bücher mit den Deckel-Bildern wurden auch neue aufgelegt (Reprint), weil die Original-Ausgaben inzwischen rar und (antiquarisch) sehr teuer sind. (Hier "Weihnacht", mein neuster Erwerb einer Original-Sascha Schneider Ausgabe)
Aus Anlass des 150. Geburtsdatums von Sascha Schneider (21. September 1870) ist auf der Website queer.de (Zentralorgan der Homo-Lobby) ein ausgezeichneter Beitrag von Erwin In het Panhuis erschienen, gut recherchiert und - was leider selten ist - sehr gut "verlinkt". Titel: "Karl Mays ziemlich offen schwuler Künstlerfreund". Weil darin sehr viele Bilder, Dokumente, "Links" zu Videos, Ausstellungen und Publikationen enthalten sind, werde ich hier darauf zurückkommen
Vor einem Jahr noch sagte sie:
"Weiter Theater - spielen bis ich umfalle!"
Jetzt ist sie "umgefallen", tot.
Schauspielerin
Dinah Hinz
(1935-2020)
Sie war mir eine liebe Kollegin Wir arbeiteten immer mal wieder zusammen in der Ausbildung des Schweizer Fernsehens. Du hast in einer schwierigen Zeit des Umbruchs, Mitarbeitende meines Teams - alles Journalistinnen und Journalisten - "bildschirmtauglich" gemacht, mit viel Engagement, Geduld und Erfolg. Später waren wir beide in der
Ausbildung tätig. Ich vollberuflich, Du nur zeitweise, denn Deine grosse Liebe galt der Bühne, der Darstellung, dem Schauspiel. Das war Deine Welt, die Ausbildung nur ein Teil Deines Könnens. Ich erinnere mich noch gut - Du warst noch nicht sechzig - da hast Du mir Deine Angst gestanden, im Alter nicht als Schauspielerin nicht mehr gefragt zu sein. Keine guten Rollen mehr zu bekommen, "in meinem Alter!" Das Gegenteil war der Fall. Du hast eine "Alterskarriere" gemacht, warst mehr auf Bühnen unterwegs, als je.
Ueber ihr Leben und ihre Arbeit als Schauspielerin gibt Wikipedia (fast) umfassend Auskunft. Oben das Porträ von Dinah, so wie wir sie alle - die ihr in den letzten Jahren begegnet sind - kennen. Doch einige erinnern sich sicher noch an die Schauspielerin, in den 60er Jahren, als gerade das Medium Fernsehen "erwachsen" wurdet. Damals war Dinah bereits in "Funk und Fernsehen" präsent. Zum Beispiel in einer Folge der legendären Fernsehreihe "Das Kriminalmuseum", wo in der 4. Folge "Die Fotokopie" Dinah Hinz als Eva Sommer im Mittelpunkt stand.
Die Sendung "Musik für einen Gast" hat Dinah vor sechs Jahren eingeladen. Hier ist die Sendung von SRK-Kultur 2 nochmals zu hören.
"Lasst mich den letzten Weg in Würde gehen, genau so wie ich lebte!"
Eine Stimme, die uns so vertraut war, schweigt. Erinnerung ist das Einzige, was uns bleibt.Nichts bringt dich zurück, doch in unseren Herzen bist du immer bei uns. (Todesanzeige)
Vor einem Jahr - am 4. Februar wurde Dinah 85 Jahre alt. Anlässlich ihres Geburtstags empfing sie den "Zolliker-Zumiker-Bote" für ein längeres Interview.
Geburtstag:
Gojko Mitić
Der "Winnetou des Ostens wird heute 80 Jahe alt
"Es kann nur einen "Winnetou" geben? Falsch. Denn während der Franzose Pierre Brice seinerzeit in Westdeutschland den Klischee-Indianer gibt, fällt in der DDR diese Rolle dem Jugoslawen Gojko Mitic zu. Nach der Wende wird er in Bad Segeberg auch zum gesamtdeutschen "Winnetou". Nun feiert er seinen 80. Geburtstag."
Ende 2019 wurde Mitic von der Defa-Stiftung für sein filmkünstlerisches Lebenswerk geehrt. Diesen Februar erhielt er auf der "Berlinale" den "Premio Bacco", einen Preis italienischer Filmkritiker. Er steht damit in einer Reihe mit Sophia Loren oder Claudia Cardinale. Gerade ist beim Verlag "Bild und Heimat" ein Fanbuch herausgekommen, das das Leben des Stars Revue passieren lässt. (Quelle: ntv.de, Gudrun Janicke, dpa)
Erstmals mit Karl May in Berührung kam der gebürtige Jugoslawe 1963. In dem Artur Brauner-Film Old Shatterhand übernahm er eine Kleinstrolle, die eines tanzenden Apachen-Kriegers. Bereits in seinem zweiten Karl-May-Film, Winnetou 2.Teil von 1964, wurde seine Rolle größer und mit der Figur des Weißen Raben
Beitrag vom 17. März 2018 in der Sendung "Titel, Thesen, Temparamente" der ARD (MDR). Gespärch mit Gojko Mitic:
hatte Mitic eine kleine Sprechrolle. IFür ihren ersten Indianerfilm, Die Söhne der großen Bärin (1966), engagierte die DEFA ihn für die Figur des Tokei-ihto. Von vielen Kritikern wurde seine Darstellung hoch gelobt. „glaubwürdig“, „authentisch“, „überzeugend“ sind nur wenige Bezeichnungen, die verwendet wurden. Der Film wird mit über acht Millionen Zuschauern zu einem grandiosen Erfolg und auch international wahrgenommen. Genauso, wie seine elf weiteren Indianer-Filme für die DEFA, in den folgenden Jahren.
"Vor genau 50 Jahren, am 7. Juni 1970, fand in der Schweiz die Abstimmung über die sogenannte Schwarzenbach-Initiative statt (diese wurde einigermassen knapp abgelehnt, von den Männern, denn die Frauen durften damals noch nicht an die Urne). In Sachen Ausländerfeindlichkeit war die Schweiz politische Avantgarde, denn erstmals überhaupt kam es in Europa mit dem Schlagwort der «Überfremdung» zu einem solchen politischen Vorstoss. Dieser verlangte, dass mehrere hundertausend Gastarbeiter, vor allem Italiener, die Schweiz zu verlassen hätten."
Beat Bieri hat damals den Schriftsteller Peter Bichsel für den Schwarzenbach-Film interviewt. Bichsel bringt das Problem in 40 Sekundebn auf den Punkt. Siehe ds kurze Video links.
Es lohnt sich den Film nochmals anzusehen. Ein halbes Jahrhundert des Hasses auf alles Fremde. Die Geschichte wiederholt sich. Ein Lehrstück menschli-cher Angst. Die Protagonisten und der Ton haben sich dem Zeitgeist angepasst. Das Ziel ist das gleiche. "Begrenzungsinitiative" nennt sich die die neueste Version des x-ten Urnengangs in gleicher Sache. Statt Probleme zu lösen, werden Menschen zu Unmenschen gestempelt.
Bilder der Erinnerung an
Kurt Matthys, Kameramann
gestorben am 21. Juni 2020
Wir
haben uns lange, fast zwanzig Jahre nicht mehr gesehen. Und schon gar nicht mehr miteinander diskutiert. Du warst Kameramann und Freund, du lebtest von und mit Bildern. Wir hatten oft miteinander
über das Bild geredet, nie gestritten und du warst für mich ein wichtiger Seismograf, ob Bilder auch wirklich stimmen. Licht und Farbe, das waren deine Elemente und - Menschlichkeit. Du warst schon
damals "alte Schule", als Bilder von der Hektik und vom umgebenden Lärm immer mehr abgelöst wurden.
Eine neue Generation von Gestalterinnen und Gestalter von Bildern hat sich im heranwachsenden Fernsehen (SRF) etabliert. Auch eine neue Generation von Filmjournalisten. Ich gehörte damals zu ihnen und lernte von dir die Achtung und Hoch-achtung gegenüber dem Bild. Mein Schlüsselerlebnis war eine der vielen Ausstellungen, die wir zusammen ins Bild setzten. «Vernissage» hiess damals der wöchentliche, zirka fünfminütige Beitrag in der Regionalsendung «Antenne».
Viele der rund 150 Beiträge von «Vernissage» – Ausstellungen und Atelier-Besuche - hast du ins Bild gebracht. Originalton gab es damals unseren Beiträgen wenig, Interviews versuchte ich zu vermeiden, Bilder sollten sprechen, meist nachträglich von Musik untermalt. Und das Schlüsselerlebnis?«Minimal Art» war damals eine neue - aus Amerika kommende – Kunst-Strömung. Wir standen in der Galerie-Bischofberger in Zürich: Minimal Art. Ich glaube es war Sol LeWitt, der hier ausgestellt hat. Jedenfalls standen da «weisse Kühlschränke» wie du dich spontan ausgedrückt hast. «Was soll ich da filmen???» Keine Farbe, eine strenge, einfach Form, viel Leere. Meine Beschwichtigungen, dies sei halt eine der neuen Kunstformen und bereits – vor allem dem Ruf des Künstlers geschuldet – sehr, sehr teuer. Natürlich hast du trotzdem gefilmt und der Beitrag ist – wie so viele andern mit deinen von dir aufgenommenen und (formal) in Bildsprache umgesetzten Bildern über den Sender gegangen. Von da an – wann immer wir miteinander gearbeitet haben oder uns auch nur in der
Kantine oder im Gang getroffen haben, sprachen wir von den «Kühlschränken» in der Kunst. Und es entwickelte sich – oft auch nur ein kurzes Gespräch – über Bild und Form, über Inhalt und Wert – über Reproduktion und Original, über Sehen und Erleben… Jedenfalls blieb ich fortan für dich der «Kühlschranklieferant» und du wurdest immer mehr zu meinem Bildgewissen in Form eines guten Freundes. Bis hinein in die letzten Berufsjahre, als wir uns kaum mehr gesehen und gesprochen haben. Jetzt bist du tot. Die «Kühlschränke» sind in der Erinnerung noch da und voll von Bildern und Bilderfahrungen. Ich werde versuchen – zu unserem Abschied – jene «Vernissage» mit den «Kühlschränken» im SRF-Archiv aufzuspüren. In der Erinnerung bleiben sie – wie du als Mensch – da, natürlich gefüllt mit Bildern.