Ihre Meinung zu den Karl-May-Spielen in Engelberg

Auf der Website der Veranstalter können Meinungen, Anregungen etc. eingereicht werden. Auch auf den verschiedenen Websites gibt es einige Stimmen. Hier möchte ich eine weitere, absolut unabhängige Plattform - sozusagen als Ergänzung - anbieten. Sie ist vor allem für die vielen Karl-May-Fans gedacht, welche meine Website besuchen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Gerhard Zbinden (Montag, 07 August 2017 08:41)

    Winnetou in der Schweiz als Freilichtaufführung? Kann das funktionieren? Geht das? Und wie! Es ist eine absolut gelungene Sache. Die Handlung ist stimmig und überzeugt mit sehr viel Karl May Nähe, was bei anderen Bühnen nicht immer gesagt werden kann. Zum Beispiel tritt das Kleeblatt Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker gemeinsam auf und nicht so wie andernorts Sam Hawkens alleine. Apropos Sam Hawkens Darsteller Pit Anders, eine absolut famose Darstellung, nicht ein Hanswurst oder Klamaukbruder wie andernorts sondern ein Westmann mit feinem Humor! Die Story ist wirklich sehr nahe dem Buch Winnetou I. Klar wurden gewisse Aenderungen gemacht, welche zum Teil zurückzuführen sind auf Verletzungen von Darstellern und der freien Interpretation eines Drehbuchautors. Aber die sind nicht allzu stören. Dies ist nach der Blutbrüderschaft, wo Tangua einen Krieger für sich kämpfen lässt und Winnetou den Part von Old Shatterhand übernimmt. Aber muss den Old Shatterhand wirklich immer alles selber machen? Es tut gut wenn der Shatterhand nicht so überheblich wirkt wie in den Romanen, aber auch nicht so ein Greenhorn ist wie in der Neuverfilmung. Der Winnetou-Darsteller Tom Volkerts macht seine Sache gut und ich finde die Rolle passt zu ihm. Er ist zwar ein bisschen zu alt für die Rolle und kommt so eher dem Winnetou der frühen Karl May Erzählungen nahe, aber insgesamt ein tolle Darstellung. Absolutes Highlight und positive Ueberraschung ist meines Erachtens Sven Furrer als Santer. Wenn man weiss, dass Sven Furrer vorwiegend als Comedian mit Edelmais unterwegs ist und mit seinem Walliser Dialekt doch eine spezielle Sprache spricht, ist es sehr erfreulich, wie er ein perfektes Hochdeutsch spricht und seine Präsenz auf der Bühne ist einfach enorm. Klar gibt es Gralshüter im Karl May Universum, welche sagen, so einen Santer gibt es nicht bei Karl May. Aber bitte schön, in einem Theaterstück kann der Bösewicht nicht erst im letzten Fünftel erscheinen und dann noch entkommen. Da wäre ein normaler Zuschauer enttäuscht. Auch ich hasse nichts mehr als wenn ich aus einem Theater oder einem Kino komme mit lauter Fragezeichen, weil der Schluss offen ist. Von dem her ist das Ende von Santer absolut richtig. Zu den weiteren Rollen kann man sagen, dass diese liebevoll besetzt wurden und von den meisten Schauspielern und Laienschauspielern mit viel Freude gespielt wurden. Es gibt zwei Ausnahmen, die Rolle des Wheelers, wird zwar sehr gut gespielt, aber diese Rolle ist meines Erachtens überflüssig und ist einfach ein ergänzender Clown bei den Bösewichten. Und die zweite Ausnahme ist leider die Nscho-tschi Darstellerin. Für mich eine Fehlbesetzung. Durch ihren doppelten Akzent ist sie in der deutschen Sprache nicht sehr verständlich und wird auf der Tribüne schlecht verstanden. Auch wirkt sie in ihrem Spiel eher hölzern. Aber ansonsten eine tolle Aufführung auch immer wieder mit kleinen Hommagen an die Schweiz. Herrlich die Szene, wo Old Shatterhand Intschu tschuna den Rücken abputzt. Tolle Referenz an den Schweizer Nationalsport das Schwingen! Diese Szene hat auch immer ein tolles Feedback vom Publikum. Noch etwas zum Bühnenbild und der Naturkulisse. Einfach Hammer! Was aber ein Pluspunkt ist, ist gleichzeitig auch ein Nachteil. Die Bühne ist etwas zu gross geraten. Wenn man ganz rechts sitzt, sieht man die Handlung in der Region des Pueblos und beim Rio Pecos schlecht. Klar gibt es Leute, die sagen die Preise sind zu teuer, wenn man mit Deutschland vergleicht. Aber erstens sind wir in der Schweiz und zweitens muss man an die Infrastruktur, die gemieteten Tribünen, den Shuttle-Bus Dienst, etc. denken, welche alle auch kosten. Schliesslich müssen die Veranstalter schwarze Zahlen schreiben, damit das Abenteuer Karl May nicht schon nach einem Sommer Geschichte ist, sondern auch nächstes Jahr in Engelberg stattfinden kann. Somit für mich ein klarer Daumen nach oben und ich finde es toll, hatte mal jemand den Mut Karl May auf eine Schweizer Bühne zu bringen und hoffe auf Zugabe!

  • #2

    Peter Züllig (Montag, 07 August 2017 14:23)

    Die erste fundierte und differenzierte Besprechung ist da!
    Ganz, ganz herzlichen Dank, Geru! Grossartig. Dies hat leider nicht einmal die "grosse" Presse geschafft.
    Ich selber war noch nicht an der Aufführung (Ferien!) und werde aber am Donnerstag unter den Zuschauern sein, mit Aug und Ohr und Herz. Ich freue mich.

  • #3

    Gerhard Zbinden (Montag, 07 August 2017 15:26)

    Gern geschehen, Peter. Da wünsch ich Dir viel Spass. Ich werde am Sonntag bei der Derniere nochmals gehen. Ich habs einmal ganz gesehen und war zwei Mal dort als Swiss Volunteer bei der Eintrittskontrolle und Ein- und Ausstieg beim Shuttle-Bus. Natürlich gibt's noch ein paar Verbesserungen, aber schliesslich ist es das erste Mal und somit kann noch nicht alles perfekt sein. Im Weitern haben sie am letzten Samstag, trotz schlechtem Wetter gespielt und als es nochmals so richtig von oben runterkam, machten sie einen Unterbruch bis das Wetter besserte und spielten erneut weiter! Leider mussten sie etwa eine Viertelstunde vor Schluss trotzdem abbrechen, weil ein Schauspieler stürzte und sich verletzte. Da wurde dann aus Sicherheitsgründen abgebrochen, was für mich absolut nachvollziehbar war. Schon nur aus diesem Grund hoffe ich, dass sie bei den letzten Vorstellungen noch gut gefüllte Tribünenplätze haben und ich empfehle jedem der noch nicht war, sich diese Aufführung anzusehen. Es lohnt sich auf jeden Fall!