23. Februar 2016
Bilder, Texte und Kommentare zum Symposium werden laufend hier eingestellt. Es lohnt sich also auf dieser Seite herunterzufahren.
20. Februar 2016
Am vergangenen Wochenende fand
in Freiburg i. Br. ein Karl-May-Symposium statt Thema:
"Ich? Ja, ich!"
Wie Karl May sich erfunden hat
Die Referenten:
Jürgen Seul, (Jurist u. Autor)
Prof. Dr.Wilhelm Brauneder
Jurist und Autor, Wien
Dr. U.Scheinhammer-Schmid
Germanist, Historiker
Dr. Johanness Zeilinger
Vorsitzender der KMG
Dr. Silvia Zahner
Germanistin, Schweiz
Prof.Dr. Helmut Schmiedt
Literatruwissenschaftler
24. Februar 2016
Zeitungsbericht aus
Anlass des Symposiums:
Freiburger Wochenblatt vom 24. Februar 2016
23. Februar 2016
Das Album
mit (fast) hundert Bildern
22. Februar 2016
Bericht und Bilder
Interwiew in der "Badischen Zeitung"
vom 23. Februar 2016
Am Wochenende kam Karl May zurück nach Freiburg. In der Akademie für Weiterbildung im Waldhof in Littenweiler haben die Karl-May-Gesellschaft und der Karl-May-Freundeskreis Freiburg das zweitägige Symposium „Ich? Ja, ich! – wie Karl May sich selbst erfunden hat“ veranstaltet. Literaturwissenschaftler, Germanisten, Autoren und Historiker hielten Vorträge über die vielseitigen Perspektiven des Ich-Erzählers Karl May. Sebastian Krüger sprach mit den Karl-May-Experten Johannes Zeilinger und Albrecht Götz von Olenhusen
BZ: Herr von Olenhusen, welchen Bezug hatte Karl May zu Freiburg?
Albrecht Götz von Olenhusen: Von Freiburg aus ist Karl May berühmt geworden. Er verdankt seinen Ruhm und Erfolg dem Freiburger Verleger Friedrich-Ernst Fehsenfeld, der zwischen 1891 und 1912 Mays Gesamtwerk herausgegeben hat. 1899 gründeten zwei junge Mädchen in Freiburg einen Karl-May-Club.
BZ: Sie haben 2002 einen Aufsatz über den 1933 verstorbenen Fehsenfeld verfasst. Wie verlief die Zusammenarbeit der beiden ab?
Götz von Olenhusen: Sie waren wahnsinnig erfolgreich. Einen vergleichbaren Aufstieg eines Verlegers und Autors gab es zu der damaligen Zeit nicht. Sie müssen wissen, dass Bücher um 1900 in der Regel eine Auflage von 2000 hatten. Die beiden realisierten Auflagen von mehr als 100 000 und die Bücher waren 600 Seiten dick.
BZ: Was war ihr Erfolgsgeheimnis?
Götz von Olenhusen: Fehsenfeld war Buchhändler und gründete seinen Verlag 1888. Er hatte kein Programm, keine Autoren und kein Kapital. Aber er war passionierter Leser und so ging er auf Karl May zu, der seine fiktiven Reise- und Abenteuergeschichten wie zur damaligen Zeit üblich in Zeitschriften veröffentlichte. Auf geschickte Weise diversifizierten die beiden das Sortiment. Für 30 Pfennige verkauften sie weiter Zeitschriften an der Haustür und erreichten so eine hohe Leserbindung. Darüber hinaus brachten sie gebundene Bücher heraus, die sie wegen der hohen Nachfrage für etwa vier anstatt der gängigen sieben Mark verkaufen konnten. Innerhalb von zwei bis drei Jahren wurden die beiden reiche Männer.
BZ: Und wie endete die erfolgreiche Zeit?
Götz von Olenhusen: Nach Karl Mays Orientreise entwickelt er sich zum Großmystiker, schrieb nicht mehr das, was Fehsenfeld wollte. Die Bücher verkauften sich kaum noch und Fehsenfeld und May zerstritten sich. Der Abstieg hatte aber auch mit dem Vertrag der beiden zu tun. Fehsenfeld zahlte May die Auflage noch vor Verkauf der Bücher. 1908 machte der Verlag zum ersten Mal Verluste.
BZ: Karl May verlor auch gesellschaftlichen Rückhalt.
Götz von Olenhusen: Ja, er war Angriffen auf seine Vergangenheit ausgesetzt, weil er Protestant und ehemaliger Häftling war. Er musste insgesamt mehr als 100 Prozesse führen, von denen er die meisten jedoch gewann.
Johannes Zeilinger: Später wurde er Pazifist und schrieb zur Zeit der Boxeraufstände in China um 1900 Anti-Kriegs-Romane. Im wilhelminischen Deutschland hatte er fortan keinen guten Stand mehr.
BZ: Mays Romane wurden in 46 Sprachen übersetzt und seine Werke mehr als 200 Millionen Mal verkauft. Er wird in Mexiko und Indonesien gelesen, ist in den USA hingegen weitgehend unbekannt. Woran liegt das?
Zeilinger: Vermutlich weil er sich als Anwalt der Indianer inszeniert hat, der den Kampf des roten Mannes heroisiert. May war sehr zivilisationskritisch und vertrat die These, dass der Eisenbahnbau das Land der Indianer zerstöre. In den USA wiederum war der Eisenbahnbau zu Mays Zeiten das Sinnbild für Fortschritt. Zwar gab es in den USA auch damals schon Übersetzungen. Doch wurden diese stark überarbeitet und unter anderem Namen herausgegeben. Der "Edle Wilde" war eine europäische Idee, die sich folglich in Europa besser verkaufte.
BZ: Die Figur des "Edlen Wilden", die Winnetou verkörpert, erntet bisweilen Kritik, da sich May beim Zeichnen der Figur kolonial-rassistischer Stereotype bedient.
Zeilinger: Ich halte die Kritik, die oft im Rahmen der Postcolonial Studies geäußert wird, für unberechtigt. So fehlt in Mays Werken etwa jeglicher Antisemitismus, der damals weit verbreitet war. Klar, sein Schaffen war den wissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeit geschuldet und die waren ganz im Sinne des Kolonialismus rassistisch. Aber May verfolgte keine missionarischen Ziele und sah in der so genannten Rassenmischung einen Beitrag für gesellschaftlichen Fortschritt. Auch spielten seine Romane nie in den deutschen Kolonien. Das wollte er nicht.
Götz von Olenhusen: Ich erinnere mich noch an einen Vortrag, indem Du [Johannes Zeilinger, Anmerkung der Redaktion] dargelegt hast, wie May in seiner Orient-Reihe sogar Kaiser Wilhelm imitiert und damit implizit kritisiert. Er hat häufig Konflikte verarbeitet, indem er seine Freunde und Feinde des richtigen Lebens in seinen Romanen in orientalischen Gewänder hüllte.
BZ: Zu Mays bedeutendsten Spätwerken zählt die zweiteilige Romanreihe "Ardistan und Dschinnistan", die 1910 erschienen ist. Der Literaturkritiker Hans Wollschläger meint, erst mit diesem Werk hätte May die literarische Hochebene erklommen. Bei den Lesern kamen die späteren Werke nicht mehr gut an.
Götz von Olenhusen: Arno Schmidt war ähnlicher Ansicht wie Wollschläger. Er hat die letzten Romane sehr geschätzt.
Zeilinger: May hat versucht, eine literarische Wendung hinzubekommen. Er wollte nicht mehr Abenteurer sein, sondern Weltendenker und Welterklärer. Ich teile die Ansicht von Wollschläger und Schmidt aber nicht. Die Orient-Reihe und die Winnetou-Trilogie waren meiner Meinung nach die Höhepunkte seines Schaffens. Die beiden Werke werden bleiben, auch wenn alles andere um ihn herum vergessen sein wird.
22. Februar 2016
Symposium Karl May:
am 20./21. Februar 2016
"Ich? Ja, ich!"
Wie Karl May sich erfunden hat
Programm
Samstag
15.00 Uhr Begrüßung des Akademieleiters, Grußwort eines Vertreters der Stadt Freiburg,
Einführung: Dr. Johannes Zeilinger (Berlin, Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft)
15.30 Uhr Dr. Ulrich Scheinhammer-Schmid (Germanist und Historiker, Neu-Ulm): „Puppentheater und Menschengeist: Karl Mays Drama Babel und Bibel vom Schnürboden aus betrachtet“
16.45 Uhr Prof. Dr. Helmut Schmiedt (Literaturwissenschaftler und Autor einer bekannten Karl May-Biografie, Köln): „Mal hü, mal hott. Karl May und seine Publikationsorgane“
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Prof. Dr. Günter Schnitzler (Literatur- und Musikwissenschaftler, Freiburg):
„Charles Sealsfield/Carl Postl und Karl May“
Sonntag
7.45 Uhr Frühstück
8.45 Uhr Jürgen Seul (Jurist und Autor, Ahrweiler): „Erich Wulffens Karl May-Biografie“
10. 00 Uhr Prof. Dr. Wilhelm Brauneder (Jurist, und Autor, Wien): „Die unterschiedlichen Ich-Varianten bei Karl May“
11.15 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Dr. Silvia Zahner (Germanistin, CH-Affoltern am Albis): „Karl Mays Ich-Erzählungen im Vergleich mit anderen Ich-Erzählungen seiner Zeit“
12.45 Uhr Podium und Gespräch
13.15 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung
Weitere Informationen (Kosten, Veranstaltungsort etc.)