Winzerflussfahrt - Donau 2017

22. Oktober 2017

 

Unter diesem Signet werden hier in den nächsten Tagen und Wochen Texte, Bilder, Weinesprechungen  und Kommentare zu der Reise in die Weinregionen Krems, Wachau, Burgenland, und Thermenregion veröffentlicht. Dazu auch einige nützliche Links.

16. November 2017

 

Walter Skoff

Gamlitz
Südsteiermark

 

Zum abschliessenden Gala.Diner nochmals ein  spezielles Weingut, aus einer Region, die wir auf unserer Reise weder durchfahren, noch touchiert haben: die Südsteiermark.

(Foto: Weingut Skoff)
(Foto: Weingut Skoff)

Der Originalbotschaft zum Bild rechts: "Der Ort, wo das Meisterwerk entsteht", nämlich im Keller des recht grossen Weinguts Skoff Original. Nochmals ein österreichisches "Vorzeigeweingut", das wir aber nicht besuchen, aber fünf seiner Weine zum Essen geniessen können. Diesmal klappt auch die Koordination mit dem Essen um einiges besser und die Gewandtheit des Winzers kann uns die Essensbegleiter wirklich etwas näher bringen. Sind es wirklich Meisterwerke? Das Urteil fällt - soweit ich in unserer kritischen Runde feststellen konnte, recht gut aus.

Über was aber noch mehr als über die Weine gesprochen wird, das ist die junge Winzerin, die im gleichen Augenblick in der Scala in Mailand auftritt, als Opernsängerin. Wein und Musik, irgendwie macht dies die Runde und beflügelte mächtig die Weinphantasien. Schliesslich wurder der Sauvignon blanc 2015 (Ried Hochsulz), der Wein, der den Concours Mondial Du Sauvignon, gleichsam die "Weltmeisterschaft des Sauvignon blanc", gewonnen hat. Die grosse Abwesende der vorwiegend schweizerischen Tafelrunde war zweifellos die Opernsängerin, die wohl den Charme der Weine gekrönt hätte (Eva Liebau war fünf Jahre im Ensemble des Opernhauses Zürich). Hier meine Kurznotizen zu den Weinen:

Sauvignon blanc - Ried Hochsulz 2015

Es war der beste Wein des Abends. Ein Sauvignon blanc, wie aus dem Musterbüchlein, frisch, knackig, würzig, intensiv, mit viel Mineralität.

Einfach, so etwas zu behaupten, wenn er "Weltmeister" ist! Doch ich - erklärter Rotweintrinker - habe dies behauptet, bevor ich überhaupt wusste, dass Skoff Original dafür eine internationale Auszeichnung erhalten hat. Zudem halte ich nicht viel vom den Medaillen-Segen, der immer irgendwo üben den Weinen schwebt. Alles was mich - den Weisswein-Banausen entzückt - finde ich hier: klar und ausgeprägt, fast wie ein Siegel. Eine Nase mit einem breitgefächerten Bouquet. Im Gaumen von Zitrusfrüchte bis zu Holunderblüten. 
                 Grossartig! Vor allem auch, weil er nicht auf irgendeine hochpolierte Norm
                 geschliffen ist.

Zweigelt Barrique 2015

Eigentlich schätze ich die Rebsorte, doch hier hat sie zu wenig Eigenständigkeit, zu viel Holz, zu viel Schliff. Nach dem grossartigen Sauvignon bin ich - bei einem meiner geliebten Roten - enttäuscht. Alles ist da, was den Zweigelt auszeichnet: Frucht, Kraft, Eleganz, Säure, aber alles in Geschenkpackung. Für mich u viel Harmonie, so dass das Holz, die vanillige Note, zu stark zum Tragen kommt. Ein guter Wein, sicher, der sich auch international vermarkten lässt (was generell beim Zweigelt nicht ganz einfach ist. Mit etwas weniger Barriques könnte ich es durchaus noch einmal versuchen.


Suvignon blanc, Trockenbeerenauslese 2015

Weil wir in der Wein-Reihenfolge schon am Schluss sind, nämlich bei dem Süsswein, noch eine Notiz zur Trockenbeerenauslese. Wie viele Süssweine: unglaublich verführerisch. Auch dem Preis entsprechend: die Krönung der Reihe. So viel Gold hatte ich schon lange nicht mehr im Glas. Für mich darf ein Süsswein nicht nur süss sein, sondern er braucht vegetabile Noten, dicht nur in der Nase, auch im Mund. Und dies hat der Wein, bei aller Honigkraft: leicht herbe, nussige Würze und erdige Mineralik. Nicht zugeschüttet, aber gleitet von Assoziationen von Pfirsich, Litschi, getrockneten exotischen Früchten. Gut, aber allein schon so eine volle Nachspeise.


Es bleiben noch der Auftakt und der Einstieg:

Muskateller Brüt, sekt

Weissburgunder Ried, Grassnitzberg 2015

Das Weingut ist unglaublich vielfältig in seinem Angebot. Das Sortiment ist - das muss man hier doch festhalten - beeindruckend und zeigt (soweit wir dies hier beurteilen konnten) keine allzu grossen Schwankungen. Doch nicht jeder der Weine kann im absoluten Top-Segment angesiedelt werden.
Ich meine: diese beiden Weine, der Sek und der Weissburgunder, sind gut, sicher aber nicht "weltmeisterlich". Der Sekt: ein schöner Einstieg, doch ich muss nicht einmal zum Champagner gehen, um einen ausgeprägteren, lebendigeren, verführerischeren Sekt zu finden.

Der Weisspurgunder - der zur Süsse neigt - ist hier sehr trocken, elegant, geschmeidig, frisch, aber wieder mit Holzschmelz, zwar dezent, aber für mich eher störend. Die aromatische Frucht eines Weissburgunders geht so verloren. Dies finde ich schade.

Der Gesamteindruck: Das weltläufigste, eleganteste Sortiment, das sich im internationalen Markt - auch im fernen Osten - gut vermarkten lässt, Qualität hat - mir aber (inklusive Präsentation) zu viel Showelemente hat.



13. November 2017

 

Franz Schindler

Mörbisch
Burgenland

 

Die Weine von zwei weiteren Weingütern haben wir kennengelernt, sie aber nicht besucht.  Die Winzer kamen zu uns auf das Schiff um die beiden Gourmet-Essen (zubereitet von Markus Neff) mit ihren Weinen zu begleiten. Vor allem am ersten Abend mit Winzer Franz Schindler klappte die Koordination nicht so richtig. Man erfuhr zwar einiges über die Weine, doch das Zusammenspiel von Essen und Wein (Foodpairing) blieb mir bis zum Schluss verborgen. Dies lag wohl auch daran, dass wir den Winzer nur per Mikrofon (nicht persönlich) kennen lernten. Vielleicht habe ich deshalb die fünf Weine eher unterbewertet. 

Trotzdem hier meine Eindrücke.

Welschriesling 2016

 

Es ist doch etwas gewagt, mit einem Welschriesling zu beginnen. Sein ausgeprägtes „Apfel-Aroma“ ist nicht jedermanns Sache. Jedenfalls war der Wein (für mich) zu leicht, zu unverbindlich, durchaus quickig zwar und geprägt – nein gestempelt - von Zitrus-Früchten. In Oesterreich mag die Rebsorte ihre Bedeutung haben, für Schweizer-Gaumen eher ungewohnt-dezent.

 

 


Cuvée d'Argent  2012

Schon weit mehr Charisma (Wortwahl des Winzers) hatte diese Weisswein-Cuvée, die eindeutig im Holz gelegen hat. Wieder trifft ein Wein auf eine meiner Vorurteile: Chardonnay und Holz, irgendwie geht dies für mich nicht auf. Und doch: der Wein „gefällt“, weil er elegant ist, leicht nach Honig duftet, sogar die „internationale“ Vanille vergessen lässt und einen birnigen Abgang hat. Viel, aber nicht zu viel Harmonie. Dies versöhnt mich.

 


Zweigelt „Selection“  2015

 

Fast schon eine Erlösung für einen ausgeprägten Rotweintrinker. Nicht die übliche Assemblage aus Pinot Noir, Merlot und ein, zwei eher regionale regionale Rebsorten (Bordeaux-Blend), nein, Österreich von der guten Seite. Zweigelt: kräftig, vollmundig, in der Nase prägnant, so prägend, dass man recht viel zudichtet: Kirschen, Feigen, Zwetchgen, Bitterschokolade. Viel entscheidender ist für mich die Harmonie, und die wird hier grossartig geschaffen. Holz braucht es da nicht.


Blaufränkisch Lehmgrube 2913

 

Jetzt fängt der Gourmet-Wein an. Wir sind in Österreich und schielen weder nach Frankreich (Blauburgunder) noch nach internationalem Geschmack. Dieser Wein steht zu seiner Herkunft, auch wenn er (für mich) etwas viel (allzu viel) Holz gesehen hat. Man glaubt, die Würde und das Unergründliche alter Rebstöcke zu erleben: eine weiche Harmonie, eine Tiefe, die nicht einfach aus Kraft, viel mehr aus Substanz besteht. Das abgegriffene Wort „komplex“ ist für einmal angebracht.

 

Cuvée d’Or 2011

Nun sind wir in der Goldzone. Ist es wirklich Gold, was hier so glänzt? Flugs sind wir wieder bei einer Cuvée. Internationalität ist das Ziel, nur so kann ein Wein „Gold“ holen. Es ist ein guter, ein hervorragender Wein. Das Flaggschiff des Weinguts, so der Winzer. Man kann sich diesem Schiff anvertrauen. Es wankt nicht auf „hoher See“. Doch es hat Österreich verlassen,  schwebt trotz hohem Blaufränkisch-Anteil durch die internationale Weinwelt: Waldbeeren, Brombeeren, Tabak, Holder…Für mich hat der Wein – trotz hoher Qualität – an Authentizität verloren.

 

 

 

09. November 2017

 

Winzerbesuch:

 

Weingut Johanneshof Reinisch
Tattendorf

Thermenregion  

 

Auch das dritte besuchte Weingut ist ein Pionier- und Vorzeige Weingut, diemal in der sogenannten Thermenregion, südlich von Wien. Hier wird nicht einfach "nur" Wein gemacht. hier wird Wein "entwickelt". Neuste Techniken allein genügen nicht. Bis in die kleinsten Details wird hier erprobt, entwickelt, versucht, gestaltet. Natürlich ist es - getreu dem Trend folgend - ein Bio-Weingut.

Das Weingut wurde 1972 Johann Reinsch geschaffen. Erst zwanzig Jahre alt, musste er den Landwirtschaftsbetrieb des Vaters übernehmen. Sein Ziel, die Weinwirtschaft voranzubringen. Gemeinsam mit Josef Holler errichtete er in Tattendorf eine Holunderplantage. 1977 betrug die Rebfläche bereits 10 Hektar, weshalb sich nun völlig auf den Weinbau konzentrieren konnte. 2009 verunglückte er tödlich. Seine Söhne Hannes, Christian und Michael Reinisch führen nun den Betrieb weiter. (Quelle: wikipedia)i

Zuerst die Bilder. Sie sind auch hier einzeln abzurufen.

"Reinisch verfügt über modernste Kellertechnik für alle Bereiche der Weinbereitung: von den Sortieranlagen und elektronisch gesteuerten Pressen über die Einrichtung für kontrollierte Gärverfahren bis zu einem weitläufigen Fasskeller, der nach traditioneller Methode und unter Verwendung alter Ziegel errichtet wurde." (Quelle: Nauer Weine)

Nun zu den verkosteten Weinen:

Beginnen wir mit dem Wein, der mich wirklich überzeugt hat: eigenständig und doch traditionell, weltläufig und doch österreichisch, gefällig und doch verspielt.
Alter Rebstock 2015
Eine Cuvée aus St. Laurent, Zweigelt und Blaufränkisch.
Österreichischer geht es kaum mehr.  Weich, aber nicht in Harmonie ertrinkend, fruchtig aber keine Bombe. Vielleicht bin ich auf den Wein "abgefahren", weil er eine Cuvée ohne Cabernet Sauvignon und Merlot ist und trotzdem den Schmelz und die Eleganz eines Bordeaux-Blends hat. Nur von der Mineralik alter Reben habe ich wenig, bis nichts gespürt. Den Wen haben wir nicht - wie die anderen Weine - nur verkostet, sondern zum Essen getrunken. Die Essensbegleitung ist für mich bei diesem Wein fast schon entscheidend.

Nun zum Weisswein. Als "bekennender" Rotweintrinker habe ich immer etwas Mühe mit den jungen, fruchtigen, jauchzenden Weissen.

Gumpoldskirchner Tradition 2016

Zierfandler- und Rotgipfler-Trauben sind mir auch wenig vertraut, so, dass ein "gerechtes" Urteil mir kaum zu entlocken ist. Irgendwie ist er mir zu jung, zu quickig, zu marillig. Aromen: Ja, die sind zu finden - man muss nicht suchen, sie springen einem an: Apfel, Birnen, Honig, von Mango bis zur Drachenfrucht. Lagerung - würde ich meinen - tut dem Wein gut. Vielleicht wird er dann ruhiger.

Österreich pur! Ich kenne eine ganze Reihe von Weinfreunden, die rümpfen die Nase, wenn sie nur schon das Wort St. Laurent hören. Damit sei kein Staat zu machen!

St. Laurend 2015

Ich hasse Vorurteile, bin aber auch nicht ganz davon gefeit. Als nichts wie los: ruhig ans Werk. Etwas Marzipan entwickelt sich, Lakritze, Tabak bis hin zur Bitterschokolade. Dazwischen und darüber drängt sich die Frucht, nicht ungestüm, vielmehr stoffig verwoben. Gottseidank keine Holznoten, zumindest keine aufdringlichen. Alle Vorurteile weg: ein schöner, ein echter Wein.

30. Oktober 2017

 

Winzerbesuch:

 

Weingut Arachon T.FX.T

Horitschon (Burgenland)

 

Arachon ist kein Weingut im traditionellen Sinn. Es ist eine Weinkellerei, ein Genossenschaftsbetrieb, in welchem das Lesegut der "Vereinten Winzer" vinifiziert, ausgebaut und auch vermarktet wird. Die Vereinigung selber bewirtschaftet keine eigenen Reben, dies übernehmen die "Vertragswinzer", die - gemäss Vertrag - strenge Qualitätskriterien erfüllen müssen. „Das Mittelburgenland unter einem Dach“, so das Motto und Ziel der "Vereinten Winzer Blaufränkischland"..

Die Bilder können hier einzeln heruntergeladen und kommentiert werden

Arachon ist keine "gewöhnliche" Genossenschaft, wie es so viele auch in Österreich gibt. Es ist das Projekt - der Betriebsprospekt spricht von einer "Vision" -, welche die drei Winter-Familien Szemes, F.X. Pichler und Tement hatten und im Weinbauort Horitschon in der bereits 1962 Genossenschaft eingeführt, das ganz auf Qualität ausgerichtet ist.

Gemeinsam mit den Winzern und dem Kellermeister Gregor Wolf gelang es ihnen einen Premium-Rotwein internationalen Charakter zu schaffen, der in konkurrenz-fähigen Menschen angeboten werden kann. Den Arachon F.FX.T, ein Cuvée aus Blaufränkisch, Merlot, Zweigelt und Cabernet Sauvignon,  Dies hat der Genossenschaft einen besonderen, einmaligen Stellenvert in Österreich und viel dazu beigetragen, den Ruf des österreichischen Weins wieder zu stärken, der ab 1985 die österreichische Weinproduktion in Verruf gebracht hat.

Es ist - die Bilder zeigen es - ein Vorzeigeweingut. Erbaut von zwei Stararchitekten und funktionell so eingerichtet, dass Produktion und Präsentation strikt getrennt sind. Im Bereich der Präsentation liegen natürlich die imposanten Fasskeller und ein Verkostungsraum, der gut 150 Leute fasst. Hier haben wir drei Weine der Linie T.TX.T. degustiert. Ein paar Gedanken dazu. 
Horitschon ist fast zu 70 % mit Blaufränkisch bestockt sind. "In keinem anderen Ort in Österreich gibt es einen derart Hohen Anteil an Blaufränkischreben. Die Rebsorte (in Deutschland meist Lemberger genannt) Liefert sehr dunkel gefärbte, gerbstoffreiche Weine mit nach Waldbeeren- oder Kirschfrucht geprägtem Bukett mit einer charakteristischen feinen Säure"

Der Horitschoner Blaufränkisch 2016 von Arachon ist ein einfacher, auf breiten Konsum gedrimmter Wein, ein Gastrowein. Nicht aufregend, aber auch nicht "anstössig". Das Potential der Rebe wird wohl ganz bewusst nicht ausgeschöpft, dafür ist er um 10 Euro zu kaufen. Mehr samtig und weich, als kräfttg und aromatisch verführerisch. Sauber gemacht, aber recht vordergründig in den Kirsch- und Brombeer-Aromen. Ob er einem guten Essen standhalten kann, wage ich zu bezweifeln. Was auffällt, das ist der Stil, indem zwar die Eigenart der Rebsorte betont wird, aber recht unverbindlich, ohne jede Ecke und Kante. Die 12,5 %vol Alkohol folgt dem internationalen Trend zum eher leichten, aber doch typischen Wein aus Wein aus darin nioch erkennbaren Regionen.

A'Kira 2015 ist anspruchsvoller, ambitionierter. Ebenfalls rein blaufränkisch, aber dezent ins Holz gelegt (wohl gebrauchte Fässer) und bedeutend pointierter als der Basiswein, auch viel stärker von Alkohol geprägt. Was mir auffällt, dass ist das schon fast akribische Bemühen, ein möglichst "sauberer", klarer, unverkennbarer Blaufränkischer zu sein, mit ausgweprägter Frucht und saftig bis in den Abgang hinein. Auch hier eine gewisse Geschliffenheit und Zurückhaltung in erdigen oder mineralischen Noten.

Arachon 2015, der Paradewein des Weinguts. Nun eine Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Merlot. Ein österreichischer Bordeaux-Blend, der - so mutmasse ich - international sehr gut vermarktet werden kann. Ausgezeichnet gemacht, mit typischen  Anklängen an Bordeaux, trotzdem die Herkunft aus dem Burgenland (Blaufränkisch, Zweigelt) nicht verleugnend. Die sogenannten "schwarzen Beeren" - Heidelbeeren, Brombeeren, Casssis, dominieren und machen den Wein im Augenblick sehr fruchtig und lebendig. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Wein, gut gelagert, an Tiefe und Würze noch stark zulegen kann.

 

Die Bilder können hier auch einzeln heruntergeladen werden

28. Oktober 2017

 

Weine aus Österreich in der Schweiz

von Peter Züllig

 

 

Die Statistik zeigt es überdeutlich: Österreich ist keine bedeutendes Wein-Importland für die Schweiz. Während aus Italien rund 73 Millionen Liter Wein importiert werden, aus Frankreich 38 Millionen und aus Spanien 31 Millionen, kommen aus Österreich nur 2, 5 Millionen Liter, weit weniger als aus Argentinien und Chile. Doch Statistiken können auch täuschen. Sie sagen noch nichts über das Preissegment der eingeführten Weine, sind doch viele – gerade aus Italien und Frankreich – Massenweine, die für den anspruchsvollen Flaschenwein nicht von Bedeutung sind.

Wir müssen also die Frage nach der Beliebtheit der österreichischen Wein in der Schweiz andere Indizien und Kriterien zu Hilfe nehmen, weniger statistisch belegte, als vielmehr erlebte und empfundene. Betrachten wir den Einkaufsführer „vinfox“, dann umfasst die Liste der angebotenen italienischen Weine 130 Seiten, jene von französischen Weinen 220 Seiten und aus Österreich knapp 30 Seiten. Wer im Restaurant öfters einen Blick auf die Weinkarte wirft, der trifft nur vereinzelt auf österreichische Weine, meistens konzentriert auf wenige bekannte Namen. Ein Intermezzo an einer grossen Wein-Auktion hat (schon vor Jahren) dem Auseinanderklaffen von Qualität und Auktionswert offen gelegt. 

Während sich der Auktionator mehr oder weniger abfällig äusserte, über die wenigen Lots, die in der Auktion angeboten wurden, hat ein Weinliebhaber laut protestiert: Man wisse ja längst, wie gut heute Österreichs Weine sind. Es stimmt, man weiss es längst, hat es aber in Weinkreisen – sei es bei Weinliebhabern und im Weinhandel – nur wenig Konsequenzen daraus gezogen

Ich brauchte vor kurzer Zeit für einen Beitrag in der „Weinrallye“ einen guten österreichischen Wein, es blieb keine Zeit mehr für Fracht-Lieferung, musste also in einer der vielen Weinhandlungen der Region fündig werden: Einen einzigen Anbieter mit guten österreichischen Weinen konnte ich so rasch auftreiben. Er sagte mir: „Wissen Sie, Österreich geht einfach schlecht. Ich habe einige Stammkunden, viel mehr nicht.“. 

Warum ich dies schreibe? Ganz einfach, weil österreichischer Wein sehr mühsam in der Schweiz an Boden gewinnt. Man hört zwar viel Gutes, Liebhaber schwärmen gar, man reist gerne an die Donau, ins Burgenland, an den Neusiedlersee oder in die Steiermark, vor allem wegen der Landschaft, der Gastfreundlichkeit und – vor allem wir Schweizer – wegen des Verhältnisses Preis-Leistung im Gastgewerbe. Doch Österreichs Weine bleiben – generell gesagt – Stiefkinder der Wein-Schweiz. Die Nagelprobe ist an jeder Weinmesse zu machen. Das nächste Mal – in Zürich – an der populären Expovina (Weinschiffe) vom 2. bis 16. November 2017.

24. Oktober 2017

 

Winzerbesuch:

 

Weingut Sepp Moser, Rohrendorf bei Krems, Österreich
Bio Demeter zertifiziert

 

Für mich war es das interessanteste Weingut. Interessant, weil ich von ihm schon gehört habe (kein weisser Weinfleck in meinem Wissen), vor allem aber, weil mich Demeter-Weine interessieren. Es gibt immer mehr Weingüter, die auf «Bio» umschwenken (was auch immer dies in der Praxis bedeuten mag).


Demeter Betriebe aber unterstehen noch «härteren» Richtlinien, sind vertraglich an eine Bewegung (und ihre Vorschriften) gebunden (inklusive möglichen Sanktionen) und betreiben ihre «Philosophie» mitunter so weit, dass das Sektierertum Blüten treiben kann. Ich gebe zu: «natürliche» Weine sind mir weit lieber als hochgezüchtete Produkte, Biodiversität lieber als getrimmte Natur.

Die einzelnen Bilder können auch hier kommentiert und heruntergeladen werden

Nur Rudolf Steiner, mit seiner "Geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft" (1924 verfasst), auf den sich Demeter letztlich beruft, hat mit Wissenschaft wenig zu tun, vielmehr mit Glauben, Ahnungen, Erfahrungen und eine gute Portion Mystifizierung. Wenn daraus ein guter, vielleicht sogar ein besserer Wein resultiert: warum nicht? Doch wo sind die Grenzen und wo, wann und wie greift der Mensch ein, um Natur so zu lenken, dass ein Produkt entsteht, das Freunde macht und – auch verkauft werden kann. Schliesslich ist der Winzer auch Produzent, der von seinen Produkten lebt.


Damit komme ich zu den drei Weinen, die wir verkosten konnten. Am gefälligsten, unverbindlichsten, schien mir der «Grüne Veltliner Ried Gebling» 2016. Vielleicht liegt ein Teil des Eindruck an der – für uns eher ungewohnten – Rebsorte «Grüner Veltliner», vielleicht auch an der bisherigen Erfahrung mit der wichtigsten Weissweinsorte Österreichs.

Ein universeller Wein ist es (dies habe ich irgendwo gelesen), der rasch einmal zur Belanglosigkeit wird. Eleganz ist sicher da, auch eine gewisse Harmonie, die (ich vergleiche sie gerne mit «Ohrenwurm-schlagern») rasch einmal an einer 


(kitschige) Wohlgefälligkeit hängen bleibt. Ein Wein der gefällt, weil er nicht auffällt. Man ahnt es: er ist nicht mein Ding. Angaben zum Wein - In der Schweiz

Der zweite Wein, Riesling Ried Gebling, auf Grund der Angaben wohl noch weit weniger: Ich meine, er sei im grossen Holzfass gelegen (davon steht nichts in den Unterlagen) und Holztöne im Riesling sind mir ein Gräuel. Ich mag ihn frisch, würzig, 


trocken – und sogar oder vor allem – nicht taufrisch, eher bestanden, gereift, leicht petrolig. Blumen, die nicht nur leuchten und verführen, Blumen, die in ihrer Einmaligkeit und Schönheit viel Natürlichkeit ausstrahlen. Dieser Riesling ist anders, als viele Rieslinge, die ich auf den Weintouren quer durch Deutschland getrunken habe. Er ist bodenfester, sogar unverwechselbarer und damit das, was ich vom Wein immer wieder erwarte: authentisch. Seine Eleganz und Würze dringt in die Tiefe, bleibt nicht an einer vordergründigen Frucht hängen. Er hat zwar (noch) leichte Ecken und Kanten, doch die machen ihn ganz speziell, speziell gut. Angaben zum Wein    In der Schweiz

Der dritte Wein, ein Zweigelt, Ried Hedwighof 2015, eigentlich eine meiner bevorzugten Rebsorten, bringt etwas Natürliches, Direktes, Unverkrampftes ins Glas. Er ist weich, seidig und doch quick lebendig, in der Aromatik durch rote Beeren und Kirschen geschleift. Den ganz 


eigenen, von vielen nicht allzu sehr geschätzte Zweigelt-Touch, behält er bei, möchte nicht gelagert, sondern getrunken sein: in seiner kraftvollen Jugend, nicht zurückgestutzt auf eine fragwürdige Internationalität, die der Zweigelt wohl nie hat. Und das ist gut so, denn der Zweigelt gehört zu Österreich (wo er vor bald einmal hundert Jahren) gezüchtet wurde. Er gehört – so ausgebaut wie dieser Wein – zu den schönsten Erlebnissen des Alltags, der mit Wein geehrt wird. Angaben zum Wein   In der Schweiz

Und jetzt – nach den drei Weinen – frag isch mich: was ist daran Dementer? Ein Korsett oder Befreiung? Voraussetzung für diese Weine, oder ganz einfach ein gut gewobenes Kleid, in dem diese Weine gross werden können. Und vielleicht auch ein bisschen vom Gewissen, das wir der Natur schuldig sind. Mehr nicht.

Link zum Weingut Sepp Moser

Link zu Nauer Weine, wo die besprochen Weine zu beziehen sind

22. Oktober 2017

 

Bilder, Bilder, Bilder:

 

Winzerflussfahrt

 

Für alle Wein- und Reisefreunde startet heute eine Serie von Bildern und Berichten zu einer Flussfahrt auf der Donau, bei der Wein und  Essen im Mittelpunkt standen.

Zuerst werden - ab heute - Bilder von der Reise gezeigt (vor allem auch für die Teilnehmenden). In den nächsten Tagen folgen dann Texte und Besprechungen der Weine und der besuchten Weingütern. Die Reihenfolge: das Neuste immer zuerst.

22. Oktober 2016

 

Fünf Tage keine Aktualisierung
dieser Website

 

Was es in den letzten fünf Jahren auf dieser Website nie gegeben hat, ist in den letzten fünf Tagen eingetreten: Die täglich Aktualisierung der Seite - besonders das "Bild des Tages" - ist total ausgefallen. Grund: Eine Reise auf der Donau zwischen Passau und Wien. Also nicht irgendwo abgelegen im "Busch", vielmehr auf einer vielbefahrenen Strecke in Deutschland und Österreich. 35 Euro kostete der Webzugang - unglaublich für ein "Hotelschiff" (Excellence Melodia, Twerenbold) - und die Verbindung funktionierte nicht. Offensichtlich ein zu schwaches System für die Vielzahl der Fotos auf meiner Website. Ich werde die "Bilder des Tages" und alle andern aktuellen Rubriken "nachliefern" und ab heute an wieder à jour sein.