Theater

17. September 2023

 

Gesehen:

Operettenbühne Hombrechtikon

 

Orpheus in der Unterwelt

Die höllisch-witzige Operette von Jacques Offenbach

Ein vergnüglicher Theaterabend. Für einmal nicht im hochsubventionierten Theater in der Stadt, vielmehr auf dem Land, in Hombrechtikon (ca. 9`000 Einwohner), wo seit rund dreissig Jahren jedes Jahr eine Operette aufgeführt wird.

"Orpheus in der Unterwelt" (Erstaufführung 1848) wird als erste «Operette» in der Musikgeschichte bezeichnet. .


Eine witzige Persiflage auf die griechische Sage von Orpheus und Eurydike und gleichzeitig eine Karikatur der Doppelmoral der «besseren Gesellschaft» im 19. Jahrhundert in Frankreich. Es gibt kulturelle Vergnügen, die lassen sich mit beckmesserischen Rezensionen nicht umschreiben und einordnen. Wenn in Dorf (das bald eine Stadt ist) ohne grosse Subventionen im Gemeindesaal Jahr für Jahr gutes Theater (eine Mischung von Profis und Amateuren) auf die Bühne bringt, dann ist dies eine beachtliche Leistung. An Stelle einer eigenen Besprechung stelle ich hier eine

kurze Kostprobe (Linth 24) ein und den Link zu einer ausführlichen (und kompetenten) Besprechung von Linus Bauer im Seniorenweb vom 15. September 2023.

Hier die Daten und der Online-Shop für die restlichen acht Vorstellungen.

 


19. August 2022

 

Gesehen:

Passionsspiele

Oberammergau

Die Frage liegt auf der Hand - oder eben im Raum. Was macht die Oberammergauer Passionsspiele so erfolgreich. 103 Vorstellungen, mehr als 4000 Plätze, meist ausverkauft, knapp fünf Monate Spielzeit, rund eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer, 2100 Akteure auf, vor und hinter der Bühne, 20 Hauptrollen, doppelt besetzt, 60 Instrumentalisten und ein Chor mit 65 Sängerinnen und Sängern… ein Riesenspektakel, das Gefahr läuft, Disney-Dimensionen anzunehmen. Wenn dies nicht der Fall ist (oder nur ganz am Rande), dann sind drei wichtige Faktoren, die das Theater-Ereignis so,  besonders machen: die historische Einbettung, die örtliche, zeitliche und personelle Einschränkung und die Vertrautheit mit dem Inhalt der Geschichte, die für jeden sein eigenes Weltbild spiegelt, als Heilslehre, Legende, Märchen, Wahrheit, Lüge, als ein Stück Kultur, Ausdruck der «Volksseele», Zeugnis des Glaubens oder Irrglaubens, historische Kulisse oder Zerrbild…
Egal, ob Gläubiger oder Agnostiker, ob Mitglied einer religiösen Gemeinschaft oder Atheist, ob an Kultur interessiert oder nicht, jeder kennt – in unserm Kulturkreis – die Passionsgeschichte. Sie ist eingedrungen in die Sprache, die Erzählung, die Kunst, die Literatur, die Kommunikation, in die Wertvorstellung und Lebensentwürfe der Menschen, negativ oder positiv, unbemerkt oder wahrgenommen, abgelehnt oder angeeignet.

Kulturgeschichte wird optisch und akustisch, sprachlich und musikalisch, erlebbar gemacht, so, dass sie im Multipack – in einer fünfstündigen Schau – zu beziehen ist, nicht irgendwann und beliebig. In dieser Form nur alle zehn Jahre, als alltagsbezogene, ganz eigene «Originalität», geknüpft an ein Dorf, das – wie kaum ein anderes – von und in der Tradition lebt. Oberammergau wird so, zumindest während der Spielzeit, für die Besucherinnen und Besucher zu einem «Fluchtort». Flucht von der ständigen virtuellen Verbundenheit der Menschen und Kulturen, von der Kurzatmigkeit des Weltgeschehens, das nicht mehr dem Takt der Jahrhunderte und Jahrzehnte folgt, vielmehr dem Takt der Tage, Stunden und Minuten. Dies dürfte einer der Gründe sein, für die kulturelle Pilgerfahrt zum schmucken Dorf (ca. 5500 Einwohner) in den Bayrischen Alpen.

Ein weiterer wichtiger Grund für den Zustrom eines so heterogenen Publikums, ist die geschichtliche Dimension. Ein Gelübde (Eid, feierliches Versprechen), gegeben im 17. Jahrhundert, in Zeiten der Pest, der höchsten Not und des Elends. Das Versprechen einer Dorfgemeinschaft (Hofmark), entstanden aus dem damaligen Welt- und Gottesbild, immer wieder an den Erlöser und die Leidensgeschichte von «Jesus von Nazareth» zu erinnern, wenn ihre Bitten erhört und von der «schwarzen Seuche» befreit werden. Solche Versprechen – einst waren es Klostergründungen und Pilgerfahrten – besitzen die Kraft, Zeiten zu überdauern und Legenden zu werden. In diesem Passionsspiele treffen sich eine Heilsgeschichte (Leidensweg Jesu) und die Erlösungsgeschichte eines Dorfs.

Fakten und Legenden vereinen sich in einem Ereignis, das in zehn Jahren nur einmal stattfindet, und zwar unter restrik-tiven Bedingungen. Nur Gemeindeange-hörige, die seit Geburt, oder mindestens 20 Jahre in Oberammergau gelebt haben, dürfen an den Spielen teilnehmen. Diese starke Bindung an Ort, Zeit und Personen hat den Charakter einer Legende und wird so selbst zur Legende, zum Gelübde, das in 380 Jahren nun 42-mal eingelöst wurde.

Ein dritter, nicht unwichtiger Faktor, ist die Verbindung mit dem Alltag, mit dem Ort und der Lebensweise der Menschen, die hier zu Hause sind. Sie wechseln – für kurze Zeit – in ein Spiel, in das sie eintauchen und darin leben. Ein Spiel, das verbunden ist mit der Geschichte des Orts, der Gegend, mit ihren Vorfahren und Ahnen der Menschen. Ihnen wird nicht etwas vorgeführt – von beruflichen Erzählern. Sie selber legen ihre Identität ab und treten ein in eine Legende, als Teil dieser Legende.

Die Bühne wird ihr Alltag auf Zeit, wird ihr gelebtes Erinnern. Dies überträgt sich – wie kaum eine andere Form der Kommunikation - auf das Publikum, das bereit ist, stundenlang zuzuhören, zuzusehen und emotional dabei zu sein. Es ist nicht die Professionalität, die hier zelebriert wird. Es sind Intensität und Emotionalität, welche die Geschichte eines Leidens, hier, in diesem Dorf, zeitlos machen und in einem erlebbaren Auftritt das zusammenfasst, was an christlichem Kulturgut das Abendland geprägt hat. Die Show wird zu Schau, zur Rückschau, zum Denkansatz über das, was prägend in der Geschichte ist und sein kann. Dabei – und dies ist das überraschende – den Bezug zur Gegenwart – Seuche, Krieg, Umwelt, Katastrophen – nicht ausklammert.

16. Oktober 2020

 

Gesehen:

 

Circus Knie

Programm 2020

 

Bildspaziergang

 

Wenn ich feststelle, dass ich bei einem ersten, spontanen Urteilen zu Programmen - sei es in Medien oder bei Veranstaltungen - den Stempel "konservativ" nutze, läuten bei mir alle Alarmglocken. Ist das Programm "konservativ" - ich sage lieber "althergebracht" - dann langweile ich mich in der Regel sehr rasch und suche nach den Möglichkeiten, einiges anders zu machen. Meist muss ich da auch nicht lange suchen um

nach der Analyse begründete Urteile zu fällen. Anders ist es, wenn ich spüre, dass ich selber konservativ denke, fühle oder gar urteile - wenn etwas für mich zu "modern" ist - dann tue ich mich schwer. Ich such dann immer den Grund bei mir, überprüfe all die eingefleischten  und "grüble" nach den Ursachen. Eine befriedigende Antwort gibt es kaum, es sei denn das viel zitierte "Alter". Meine Kommentare in den


Rubriken "Getrunken", "Gesehen", "Gehört", "Gelesen" zeugen davon. Besonders schwierig ist dies bei Zirkusprogrammen. Eigentlich habe ich alles schon gesagt, geschrieben, kommentiert, was sich zum Thema Zirkus zu sagen habe. Seit meinem ersten "Châpiteau-Erlebnis" vor bald einmal achtzig Jahren (ich war vielleicht drei, vier Jahre alt - kann mich aber noch erinnern) hat mich der Zirkus durchs ganze Leben - bis heute - begleitet. Irgendwo ein Zirkuszelt aufgestellt - es mag noch so klein und unbedeutend sein - bin ich kaum mehr zu halten.

Es ist längst nicht mehr die Neugier - nicht einmal die Sensationen - die mich immer und immer wieder lockt., Es ist die Atmosphäre, der Stallgeruch, die Illusion, das "andere Leben". Das "andere Leben"? Auch das eine Illusion, wie mir Zirkusmenschen immer wieder versichert haben. Ein Leben unbequem, hart, am Rande der Gesellschaft. Nein, welber wollte ich nie in den Zirkus... weder auf, noch neben, noch hinter dem. Zirkusring. Aber darüber berichten, nein eher nachdenken, das werde ich immer tun, wenn ich einem Zirkus begegne. Nachdenken über das Erlebnis, welches alles vor Augen führt was Leben in sich hat: Wagnis, Gefahr, Sieg, Glanz, Applaus, Illusion....Vieles von dem hat man beim Zirkus längst amputiert: Das Sägemehl schon lange, jetzt auch die Tiere, jedenfalls die grossen, wilden, den klassischen, weissen Clown, die leisen Töne, die Poesie... Was ist geblieben? Was hat sich mit neuer - veränderter - Atmosphäre wieder gefüllt. Aus dem eher schummrigen Scheinwerferglanz ist eine Lichtorgie geworden. Nicht mehr ein Seiltänzer wagt den gefährlichen Gang quer durch die Zirkuskuppel, es sind acht, die eng miteinander verknüpft über das Seil tänzeln, die

waghalsigen Männer auf ihren dröhnenden Töffen traten einst auf dem Jahrmarkt auf, jetzt fliegen sie Kapriolen schlagend mit ihren Maschinen durch das Zirkuszelt, die Spassmacher sind nicht mehr nur namenlose "dumme Auguste", "Harlekins" oder "Pierrots", es sind Bühnenkünstler mit internationalem Renommee.. Vieles ist anders geworden - sagt das Konservative in mir. Vieles es ist aber gleich geblieben - zeitgemässer - reklamiert das Moderne. Zeitgemäss heisst eben auch, es muss knallen, dröhnen, blitzen. wirbeln... Nur das traditionelle Charivari - inzwischen schon fast eine Massendemonstration - erinnert noch an die "guten, alten Zeiten".

03. Juni 2019

 

Vom Jahrmarktvergnügen 
zur perfekt inszenierten Show

 

Zirkus Knie unterwegs

 

Seit 21. März 2019 ist er wieder unterwegs, der Zirkus Knie, der sich "Nationalzirkus" nennt. Nach der langen Sesshaftigkeit in Zürich zieht er jetzt weiter: Wettingen, Basel, Delemont, Neuchâtel, Luzern, Aarau... 320 Vorstellungen, bis er zurückkehrt an sein Winterrefugium Rapperswil. Seit hundeert Jahren gibt es ihn, den Zirkus Knie und er feiert sein Hundertjähriges mit einer Jubiläumsshow, 

Aus dem nostalgischen, kleinen Zirkus,

wagen ist ein Viermastzelt - ohne Masten - geworden, mächtig, stattlich, einen grossen Platz füllend mehr als 2'000 Menschen aufnehmend, bunt leuchtend und blau strahlend. 

Nun hat Zirkus aber auch viel mit Emotionen zu tun, mit Erinnerungen. Erinnerungen,  nicht zuletzt an die eigene Kindheit, an das Staunen, wenn sich Menschen in schwindelnder Höhe  be-nehmen, als wären sie auf dem Boden., wenn sie sich in zu den Löwen, Tiegern und Pantern wagen, wenn sie als Clowns über die eigene Tollpatschigkeit lachen und als Helden Messer werfen, als wären sei Nachkommen von Wilhelm Tell.

Zum Zirkus gehört der Nervenkitzel, der Stallgeruch, die traurige Fröhlichkeit des 

Clown, die schwingenden Trapeze und die tapsigen Dickhäuter in der Arena. Es scheppert und jammert die Musik, die anschwillt zur hochdramatischen Tönen oder sich zurückzieht in sanfte, schmeichelnde Stimmung, begleitet von Traurigkeit oder erregendem Trommelwirbel. Das ist Zirkus - Zirkus von einst. Romantische Erinnerung. Und Zirkus von heute?
Er hat viel verloren vom einst, ist perfekter, schöner, glanzvoller geworden. Verbannt sind Tiere aus der Arena (Tierschutz!!) bis auf Kleintiere und Pferde. Verschwunden ist die Exotik, das Fremde, das Geheimnisvolle.

Eingezogen sind Poesie, Scheinwerferkegel, Lichterglanz, Romantik gesteuert von Computern und getragen von den Höchstleistung der Artisten, die alles im Griff haben und ihren Körper so beherrschen, dass die kühnste Akrobatik - hoch oben im Zirkuszelt, aber auch am Boden der Arena - wie ein leichtes, perfektes Spiel erscheint: Staunen ob der Leichtigkeit und Eleganz, den 

Bewegungen, den Gesten und der Harmonie. Nervenkitzel löst sich auf im Zusammenspiel einer inszenierten, schönen Welt, "anderen" Welt. Das Unvorhergesehene wird versteckt, eingepackt in "the show must go on!", in eine das ganze Zelt umfassende Show, die poesievoll, ist und romantisch, grossartig inszeniert. Dies jedenfalls ist das Verständnis von "modernem Zirkus", wie ihn der Nationalzirkus Knie in seinem Jubiläumsprogramm zeigt. 

Zirkus - angepasst der YouTube-Generation, die Mensch und Tier, das Fremde und Exotische sonst am Bildschirm erleben - wo zwar alles möglich ist, aber alles auch nur Fiktion sein kann. 

Der Zirkus der Familie Knie in hundert Jahren immer wieder dem Zeitgeist angepasst und sich damit auch verändert, ist oft ein gründlich anderer geworden. Nostalgische Gefühle haben im harten Geschäft der Unterhaltung nur noch einen kleinen Platz. Nicht nur das Zelt ist grösser geworden, auch die Ansprüche der Menschen - in diesem Fall der Zirkus-besucher - sind grösser, anspruchsvoller, erwartungshungriger. Das kann und will die Jubiläumshow Knie 2019 bieten. Sie dringt sogar mit den beiden Fernsehunterhal-tungsstars - Viktor Giacobbo und Mike Müller - in die Welt des Fernsehens ein, macht zwei ihrer "Helden" zu Artisten in der Manege, sie sind nicht nur fiktionale Figuren, sondern Menschen, denen man inmitten der Tricks und Fassaden der Zirkuswelt leibhaftig begegnen kann. Grossartiger, poetischer, eher leiser, aber greller Zirkus. 

Hier geht es zur Website von "Circus Knie"

Hier der Bericht zum Circus Musical von Rolf Knie

08. April 2019

 

Theater:

 

Talk extra

 

Kultur im Oberbräu
Fools Theater in Holzkirchen (Bayern)

 

Hoch vom Himmel, da kommen wir her... Ob sie wirklich jetzt im Himmel, büssend im Fegefeuer oder gar in der Hölle wohnen - oder eben nur in der Erinnerung, das weiss man nicht so genau. Jedenfalls sind sie aufgeboten worden vom Bayrischen Landestheater zu einem Talk "der Extraklasse". "Sie", das sind die längst verstorbenen Grössen der Polit-, Kultur- und Klatschgeschichte. "Sie", das sind (Laydies first)  die Tänzerin Lola Montez, Geliebte des Königs Ludwig I. (gest. 1861), der bayrische Schriftsteller Ludwig Thoma (gest. 1921), der Autor Karl May (gest. 1912) und der österreichische Psychonalytiker Sigmund Freud (gest. 1939). 

Die Vier lassen sich gerne bitten, um als Topgäste in der Top-Talkrunde aufzutreten. Sie brüsten sich mit ihren Leistungen, versuchen ihre menschlichen Schwächen herunterzuspielen und nutzen die sehr persönlichen Fragen der Talkmasterin um ihr irdisches Werk in himmlischem Glanz zu tauchen. Dabei geraten sie auch untereinander immer mehr in gockelhaften Streit.

Das eigens für das "FoolTheater" von Gerhard Loew geschriebene Stück "Talk extra" ist vor allem eine Satre auf die aktuelle Talk-Flut im Fernsehen: "Talk im ... Talk um ... - Talk auf allen Kanälen." Dabei alles "getopt": die Gäste, ihr Auftritt, die Fragen, die Emotionen, das Peinliche genau so wie das Lustige. Weiterlesen hier

19. April 2019

 

Circus Musical

von Rolf Knie

 

Zirkus lebt vom Staunen, von den berühmten "Kinderaugen", von der Anerkennung artistischer Leistung, genauso wie vom Glitzer und der unvorstellbaren "Fallhöhe". Im Zirkus wird jeder Trick zur Wirklichkeit.

"Rolf Knie bringt die 200-jährige Geschichte der Zirkusdynastie auf die Bühne. Als Autor, Regisseur und Produzent vereint er Schauspiel, Gesang, Tanz und Zirkusakrobatik zu einem Musical."

Während die jährliche Tournee des National Zirkus Knie am 22. März traditionell in Rapperswil gestartet ist, und am 4. Mai in Zürich sein Zelt aufschlägt (bis 2. Juni), spielt das Familien-Porträt im Châpiteau von Knie-Spross der 6. Generation noch bis zum Zürcher Zirkusstart in Dübendorf. Ein Hinweis für alle Karl-May-Freunde: Der "neugeborene" Winnetou der Festspiele in Bad Segeberg, Alexander Klaws, spielt im Knie-Musical - zumindest in Dübendorf - die zentrale Rolle von Fredy Knie Senior (5. Generation der Knie Dynastie). Bei den weiteren Aufführungen in Bern und Basel wird er wohl bereits am Kalkberg (Segeberg) reiten. 

Bern: 07. Juni - 07. Juli 2019
Chapiteau, Pferdezentrum Bern
Basel: 06.11.2019 - 22.12.2019
Saal, Musical Theater Basel 

«Zirkus ist alles und alles ist Zirkus!»

Zirkus, eine magische Welt. Eine Welt, die bestehen kann, seit Hunderten von Jahren, auch in einer hochtechnisierten, digitalen Welt. Das Circus Musical von Rolf Knie zeigt dies, so wie Zirkus zu erleben ist. Show, Artistik, Überraschung, Scheinwerfelicht, Atmosphäre, Anmut, Schönheit, Wagemut....

Zirkus wird gerne Mal mit der Märchen-welt verglichen. Der Ort, wo die Phantasie zur Realität werden kann und darf. Dies zeigt das Musical immer wieder, in so vielen kleinen und grösseren Szenen. Zum Beispiel, wenn eine Artistin ohne Oberkörper und Kopf die Szene durchquert, oder wenn ein Mensch sich plötzlich in Luft auflöst, oder ein Klavier fliegen kann... Die Musik ist zwar 

einprägsam und ein bisschen brav, die Texte der Songs sind einfache Schüttelreime, doch die Stimmung ist märchenhaft fantastisch. Song aus Finale 1: "Fühlst du dich allein? Das kann doch nicht sein. Da hilft dir nur unser Clown. Mit Witz, Schirm, Scharm und Melone, schauen sie doch nicht wie eine Zitrone...."

Was das Musical auszeichnet, das ist das Tempo in und mit der die Geschichte der Familie Knie aufgerollt wird. Genau so, wie es eben im Zirkus zu-und-her-geht. Inmitten von Lichterorgien, Illusionen, Wandlungen und Überraschungen. 

Bücher: 100 Jahre Zirkus Knie von Thomas Renggli im Weltbildverlag und Offizielles Jubiläumsbuch der Familie Knie

23. September 2018

 

Operettenbühne Hombrechtikon:

 

Der Vogelhändler

 

Aufführung 2018

Auch eine "Dorfbühne" kommt heute nicht mehr ohne Sponsoring, intensive Werbe-Aufwand, hohe Professionalität und meist auch gewisse Privilegien (Hilfen und Vergünstigen) von Seiten der öffentlichen Hand. 

Es ist mehr als "Dorfkultur", was seit 25 Jahren jeden Herbst in Hombrechtikon (ZH) stattfindet. Die Operettenbühne. Sie ist ein Stück lebendiges Kulturgut, das sich - etwas abseits der hoch subventionierten Theaterkultur - erhalten hat, trotz Fern-sehen, DVD. Internet, Gamewelt... Zwar ist es nicht die Jugend, die hier auftaucht doch eher ältere Semester, die in Erinnerung schwelgen. Die keine grossen Namen brauchen, um ein Stück Musikkultur zu erleben.  

Seit die Operette (quasi die leichte, beschwingte Form der Oper) weitgehend aus den grossen Musiktheatern, den Opern, verbannt wurde, lebt sie vor allem mit Laienchören - verstärkt mit professionellen Kräften - weiter. Das durchaus kritische Publikum hat inzwischen recht hohe Ansprüche und Erwartungen auch an "Halblaien-Theater". Im Verein. Um den Anforderungen genügen zu können, haben sich 14 Bühnen in der Musiktheater-Vereinigung zusammengeschlossen (darunter auch Bühnen aus dem Vorarlberg und Fürstentum Liechtenstein). Die aktivsten und bekanntesten unter ihnen: Arth, Balzers, Bremgarten, Fricktaler Bühne, Möriken Wildegg, Bremgarten, Sirnach, Sursee, Vorarlberg, Root. und natürlich Hombrechtikon

Direkte Subventionen gibt es in der Regel nicht. Dadurch entstehen ordentliche Kosten; Solisten, Musiker, aber auch Bühnenbild, Kostüme, Maske etc. Vieles ist - in der Ausführung - ehrenamtlich von den Vereinsmitgliedern zu leisten, in vielen Dingen braucht es aber professionelle Hilfe, die bezahlt werden muss. Andererseits können die Eintrittspreise nicht beliebig erhöht werden. Das Theater bleibt in der Regel ein Lokal- oder Regional-Ereignis. So auch die Operettenbühne in Hombrechtikon. 

Die Operette als eigene Kunstform entstand in der Mitte des
19. Jahrhunderts in Paris. Einer der berühmtesten Operetten-Komponisten war Jacques Offenbach ("Die schöne Helena, 2009 in Hombrechtikon gespielt). Die klassische französische Operette wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die "Wiener Operette" abgelöst oder überflügelt: Johann Strauss (Zigeunerbaron, 2017 in Hombrechtikon gespielt), Franz von Suppé (Boccaccio 2012 in Hombrechtikon, oder Carl Millöcker (Der Bettelstundent, 2006 in Hombrechtikon). Dazu gehört auch der Vogelhändler von Carl Zeller, der dieses Jahr in Hombrechtikon zu sehen ist.

Zur Aufführung
Natürlich ist es vor allem die leichte, fröhliche, beschwingte Musik, welche noch heute das Stück trägt.  Evergreens wie "Die Christel von der Post" (Andrea Suter), "Schenkt man sich Rosen im Tirol" (Cecukua Berglund und Daniel Zihlmann) oder " „Wie mein Ahnl zwanzig Jahr“ (Daniel Zihlmann) entwickeln sich als musikalische "Wiedersehwen" eingebettet in eine etwas verstaubte Handlung. Die Regie (Bettina Dieterle) hat einige hervorragende Einfälle - ohne jeglichen Modernisierungseifer, Schliesslich stellt doch der Laienchor einen strahlenden Höhepunkt der Aufführung dar. Kaum zu glauben, wie präzis und erlebnisnah das Ensemble vom musikalischen Leiter (Caspar Dechmann) geformt werden kann. Die Aufführung muss sich wirklich nicht verstecken.