Erinnerungen 3

10. November 2023

 

Eva Metzger Haefeli

Redaktorin, Moderatorin und eine der ersten Ansagerinnen beim Schweizer Fernsehen

 

Sie war eine der ersten Mitarbeiterinnen des Schweizer Fernsehens. Mit dabei, als 1953 der "Versuchsbetrieb" in einer umgebauten Turnhalle im Hotel Bellerive (Zürich). Gesendet wurde am Abend, dreimal in der Woche.

Eva Metzger war eine der rund 25 jungen Leute, die damals ein Fernsehprogramm für die Schweiz auf die Beine stellten, im Auftrag des Bundes und unter der skep-tischen Aufsicht der Schweizerischen Rundspruchgesellschaft (Radio). Die junge Eva (19 Jahre alt) - eigentlich hinter den Scheinwerfern, als Programm-assistentin, beschäftigt, trat bald einmal als Ansagerin vor die Kamera (Ersatz für die "offiziellen" Ansagerinnen, die unerwartet ausgefallen waren). Doch sie wollte unbedingt Schauspielerin werden, nahm Schauspielunterricht (bei Sigfrit Steiner) und ging 1957 nach Deutschland (Staatstheater Stuttgart). Sie heiratete 1961 den Regisseur und Drehbuchautor Theo Metzger (1923-2023), kehrte aber nach ihrer Trennung von ihm 1973 in die Schweiz zurück.  Weiterlesen hier

Eva Haefeli (1954)  (screenshot)
Eva Haefeli (1954) (screenshot)

Eva Metzger Haefeli kam zurück zum Fernsehen. Sie moderierte die "Alterssendungen" (Da Capo, Seniorama, Treffpunkt). In dieser Zeit - ich arbeitete selber ein paar wenige Jahre in der gleichen Abteilung (Familie und Erziehung) -  lernte ich Eva, als Kollegin, aber auch als geschätztes Faktotum im Fernsehbetrieb kennen und schätzen. Die "Alten", wie wir die "alte Garde" - nicht despektierlich - vielmehr liebevoll nannten, waren die letzten Vertreterinnen und Vertreter eines Fernsehens, das gekonnt, routiniert, vielleicht etwas "Old Fashioned" gemacht, sich aber zielorientiert an ein bestimmtes Publikum richtete, in diesem Fall an älter werdende Menschen. Zielgruppensendungen passten Ende der 90er

Jahre immer weniger in die neue Programmphilosophie (TV-für alle!). So wurden viele "Zielgruppensendungen" aufgehoben oder in Randstunden verschoben. Es sind nur noch wenige Sendungen, die in irgendeiner Form "überlebt" haben. Eva Metzger Haefeli, hat als Person, als einstige Ancherwoman, überlebt. Davon zeugen auch die vielen Würdigungen anlässlich ihres Todes (am 6. November 2023 im Alter von 89 Jahren). Sogar das Schweizer Fernsehen, das sonst mit seiner Geschichte und der Vergangenheit, eher liederlich umgeht, hat den Tod der ehemaligen Mitarbeiterin ungewöhnlich ausführlich gemeldet. Man wollte beweisen - welch ein Wunder -, dass Vergangenes nicht auch Vergessenes sein muss (sein darf!)

26. August 2023

 

Margrit Enderlin (1936-2023)

langjährige Diskothekarin bei SRF

 

Vor zwei Wochen - am 07. August - habe ich in dieser Rubrik "Erinnerungen", unter der Überschrift "Ein "Urgestein" des Schweizer Fernsehens hat uns verlassen", den Tod von Margrit Enderlin gemeldet und auch kurz persönlich kommentiert.

Gestern wurde sie in der Friedhofskapelle Uster würdig - vor allem persönlichkeitsge-recht - aus unserer Welt verabschiedet. Mit Blumen - wie üblich - und sehr intimen Worten (nicht ganz üblich). Doch etwas hat mich noch mehr bewegt. Ein Lied, dass ich noch nie in einer Kirche gehört (und gesungen habe): "Bella ciao, Bella ciao..." Eigentlich ein Partisanen-Lied, das so gut zu Deiner Persönlichkeit passte und zu Deinem Mut, zu sagen: "Ich bin ich", bis zuletzt, bis nach dem Tod.

Weiterlesen hier.

 

Noch nie habe ich hier - wo es um Vergangenes geht - jemanden persönlich angesprochen, schon gar nicht, wenn jemand uns für immer verlassen hat. Dieses eine Mal mache ich es:

Liebe Margrit

Du hast mir eine riesige Freude bereitet, ein Erlebnis, für das ich Dir ganz, ganz herzlich danke. Es gibt einen Spruch, den ich in solchen Augenblicken immer sage: Ich werde es nie vergessen! Durchaus ernst gemeint, aber - dem Leben geschuldet - leider nicht immer so strikte einzulösen. Deshalb einfach:

Danke, Bella ciao


Ein Liedermix, so ganz nach dem Motto: "Ich bin eben ich"

Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, es seien an der Abdankung nur Partisanenlieder gesungen, hier die drei so ganz anderen Lieder beim Abschied:


07. August 2023

 

Ein "Urgestein" des
Schweizer Fernsehens

hat uns verlassen

 

Margrit Enderlin (1936-2023)

langjährige Diskothekarin bei SRF

 

Sie war im unter den Fernsehleuten fast schon omnipräsent, geschätzt und geachtet quer durch alle Abteilungen. Das, was sie ausgewählt und als "stimmig" zum Bild empfunden und vorgeschlagen hat, ihre tägliche, kreative Arbeit also, prägte über viele Jahre,

Margrit Enderlin (Screenshot "Antenne" 1972)
Margrit Enderlin (Screenshot "Antenne" 1972)

das, was über den Bildschirm flimmerte. Es war das Unsichtbare, aber Hörbare, welches das Bild über weite Strecken ergänzt und begleitet hat. So präsent wie sie (und ihre Kollegen und Kolleginnen), war wohl kaum ein anderer Fernsehschaffende. Doch das Publikum (das Fernseh-publikum) hatten sie kaum je persönlich kennengelernt. Sie war eine der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "hinter den Kulissen".

So eine ganz "still" Mitarbeiterin war sie nicht. Sie wusste sich recht gut zu wehren und ihrer Meinung keine "Mördergrube", sowohl im beruflichen, als auch im privaten Wirken. Doch es war wunderbar, mit ihr zu diskutieren, ab und zu sogar zu streiten. Das haben viele Programm-schaffende erfahren, denn Margrit Enderlin war sozusagen von Anfang an "dabei". Sie hat die Diskothek am Fernsehen mit auf- und ausgebaut. Diskothek? Das war die Abteilung - "Dienstleistung" - wo die Töne (vor allem Musik) aufbewahrt wurden (anfänglich Schallplatten und Tonbänder) und die Gestalterinnen und Gestalter den "richtigen Ton" zum Bild finden konnten. Eine sehr wichtige Aufgabe, denn mit dem Ton wird Stimmung geschaffen (wenn es nicht der Originalton OT ist) und die oft "stummen" Bilder erhalten Charakter, Leben, werden in einen Kontext eingebettet. Ich habe schon früh - Ende der 60er Jahre - mit Margrit

intensiv zusammengearbeitet, als ich - junger Journalist und noch im Studium - wöchentlich einen Beitrag ("Vernissage") zum Angebot von Kunstausstellungen in der Schweiz gestaltet habe (ich der Bild-Mensch, sie die Fachfrau in Sachen Musik). Da habe ich gelernt (hoffe ich) den richtigen Ton zum Bild zu finden. Und wir haben - allen Disputen zum Trotz, bildlich, menschlich und fachlich (fast) immer den "richtigen" Ton gefunden. Für mich hat Fernsehen erst mit ihrem Fachwissen (und ihrem guten Gespür) jene Dimension erreicht, die es (auch heute noch) als kulturelle, gesellschaftliche Leistung und Dokumentation Tag für Tag erbringen müsste. Danke! (Die Bilder - ohne Ton - stammen aus jener frühen Zeit, als das Fernsehen für lange Zeit zum Leitmedium wurde).

27. Juni 2023

 

Grüne Energie für das Kloster Disentis:

 

Pater Flurin Maissens Erbe

 

"Im Jahr 2023 sind Themen aktuell, die Pater Flurin Maissen vor mehr als 40 Jahren propagierte. Ob man ihn damals als Rebell oder Visionär bezeichnete, war nur ein Frager der Perspektive. Richtig war beides."  (Abt Vigeli Monn)

"Ob Pater Flurin Maissen an dieser Entwicklung seine Freude gehabt hätte? Schon in naher Zeit könnte das Benediktinerkloster Disentis, zumindest was die Stromversorgung betrifft, quasi autark sein. Dafür sorgen soll eine Fotovoltaikanlage, die unauffällig, aber höchst effizient in den Klostergarten unterhalb des Fussballplatzes integriert wird. Aber wahrscheinlich wäre der am 3. Aprl 1999 verstorbene Benediktinerpater und Naturwissenschaftler mit seinen Ideen schon längs weiter." (Stefan Schwenke in der Zeitschrift "Disentis". 1/2023)                                 

 

Pater Flurin Maissen - in meinen Augen ein Visionär - war mein Physik-Lehrer. Mehr noch: Er war der Lehrer, der mich -  in einer für mich entscheidenden Phase - nachhaltig geleitet und geprägt hat. Drei Jahre - von 1952-1955 - war er nicht nur einer meiner Fachlehrer, sondern auch Berater, Inspirator - heute kann ich sagen: ein weiser, väterlicher Freund, dem ich -  bis zu seinem Tod (1999) - immer mal wieder begegnet bin. Er war es, der uns (entgegen dem strengen Klosterregime) ermöglicht hat, eine eigene Schülerzei-tung ("Die Flamme") zu drucken und zu veröffentlichen (Prominentester Autor: Niklaus Meienberg). Pater Flurin war es, der meine Eltern überzeugen konnte, mich studieren zu lassen. Er war es, der mich schliesslich in die elektronischen Medien einführte (damals noch Radio, später TV). Unter seiner Anleitung drehte ich den ersten Film. Seine Sprachbegeisterung hat sich in mir bis heute festgesetzt. Wenn heute im Kloster sein "Erbe" zur Sprache kommt, ist dies für mich wie eine späte Laudatio an einen Wissenschafter, Mentor und Erzieher.

"Pater Flurin wurde nicht nur in der Region, wo er unter anderem gegen Wasserkraftwerke kämpfte, oft belächelt. Er sei ein Phantast, war nur einer von vielen Vorwürfen. Dadurch liess sich der Benediktiner jedoch nicht einschüchtern. `Die Energie, die wir für unseren Mut brauchen, bekommen wir vom Strom, gegen den wir schwimmen`. Dabei ist er auch innerhalb des Klosters nicht unumstritten. `Wenn er gesagt hat, wir müssen autark werden, haben wir ihn als Schüler ausgelacht`gibt Pater Bruno Riederer, heute Dekan des Klosters Disentis und früherer Klosterschüler, unumwunden zu. `Pater Flurin war seiner Zeit voraus, man hat wohl zu wenig auf ihn gehört`."

"Ich glaube, die Überlegungen, die Pater Flurin macht, die werden in zehn, zwanzig Jahren realisiert", spekulierte Pater Ansgar Müller in einem Beitrag des "Schweizer Radio und Fernsehen" (SRF) im Jahr 1981 - und war damit wohl zu optimistisch. "Wir brauchen einfach Leute, die ein bisschen vorausdenken, so Pater Ansgar damals. "Sonst kommen wir gerade bei der Energie in Engpässe."

25. Oktober 2022

 

Prof. Dr. Albrecht Götz von Olenhusen

 

Prominenter Karl May Forscher gestorben

 

E war er Jurist und Literat aus Leidenschaft. Er dachte und argumentierte nach strengen Regeln, war aber offen für Kreativität, Ideen, Wege, die nicht im Mainstream liegen.

So hat er immer wieder - auch in mehreren persönlichen Gesprächen - die Leidenschaft des Sammelns (Zitat; "ein wichtiges und einzigartiges Völksein") betont und wollte immer wieder ein Referat und eine Diskussion zu diesem Thema einbringen. Leider ist es nie dazu gekommen. Albrecht Götz von Olenhusen hat immer wieder, in Artikeln, Schriften, Publikationen in die aktuelle Karl-May-Diskussion eingegriffen.

Prof, Dr. Albrecht Götz von Olenhusen
Prof, Dr. Albrecht Götz von Olenhusen

Sein letzter grosser Wurf war (zusammen mit Jürgen Seul) die Herausgabe von "Karl May Inferno", eine kriminalgeschichtliche Biografie (2017). Aber auch "Old Shatterhand unter Gangstern", eine Sammlung von ausgewählten Beiträgen Beiträgen zum Thema Karl May. Sie erschienen vornehmlich in den periodischen Publikationen der Karl-May-Gesellschaft (Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft und Karl-May-Nachrichten).

Weiterlesen hier

Nachruf von Florian Schleburg -.

Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft

Am vergangenen Samstagabend ist mit Prof. Dr. Albrecht Götz von Olenhusen (Düsseldorf) ein Urgestein der Karl-May-Forschung gestorben. Bis zuletzt nahm er regen Anteil am wissenschaftlichen Diskurs, machte sich noch im Krankenbett zahlreiche Notizen, erkundigte er sich nach den Forschungen von Kollegen oder fragte nach, wie der Münchener Kongress der Karl-May-Gesellschaft abgelaufen war."

Eine Auslese seiner Arbeiten bietet der 2020 erschienene Band Old Shatterhand unter Gangstern aus dem Karl-May-Verlag. Neben seiner literarischen Tätigkeit brachte der Jurist im Jahr 2008 sein berufliches Knowhow entscheidend bei der Vertragsgestaltung mit ein, mit der die Herausgabe der Historisch-kritischen Ausgabe von Karl Mays Werken durch die Karl-May-Gesellschaft, die Karl-May-Stiftung und den Karl-May-Verlag auf einer neuen Grundlage ihre Fortsetzung finden konnte. Last but not least kennen ihn viele Karl-May-Freunde als Mitorganisator der seit 2014 stattfindenden Freiburger Karl-May-Symposien, wo er sich sichtbar über jeden Besucher freute.Seit Samstagabend ist die Karl-May-Szene spürbar ärmer geworden. Ein umfangreicher Beitrag Götz von Olenhusens wird im Jahrbuch 2022 erscheinen, ein ausführlicher Nachruf in den nächsten KMG-Nachrichten.

Mit Götz von Olenhusen verliert die Karl-May-Szene einen herausragenden Forscher, der das literarische, politische, rechtliche und gesellschaftliche Umfeld zum Thema Karl May mit vielen ungemein vorwitzigen und gelehrten Beiträgen beleuchtete. Zehn Jahren regelmäßiger Mitarbeiter bei www.iteraturkritik.de. Dort stehen folgende Hinweise der Redaktion zu Büchern von ihm: Dort finden wir in der Rubrik "Zurückblättern" eine grosse Anzahl interessanter Beiträge, vor allem auch zu seinem "Spezialthema", Literatur und Recht.

15. Oktober 2022

 

"....wenn ich mich nicht irre, hihi..."

 

Ralf Wolter, alias Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar, ist im Alter von 95 Jahren gestorben

 

Es waren seine Paraderollen, eigentlich Nebenfiguren, in den Karl-May-Filmen der Sechzigerjahre. Neben Pierre Brice (Winnetou) und Lex Barker (Old Shatterhand) wurde Ralf Wolter zu Kultfigur einer ganzen Generation.

Wikipedia listet 125 Filme auf und 25 Fernsehproduktionen, in denen Ralf Wolter mitgewirkt hat. Und dies ist nur "eine Auswahl". Zur Kultfigur wurde er aber - bis heute - Sam Hawkens und

Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Wer den komplizierten Namen aufsagen konnte, der gehörte dazu, zur Nachkriegsgeneration, die mit den Karl-May-Filmen aufgewachsen ist.

Sam Hawkens (Elastolin-Figur aus den 70er Jahren)
Sam Hawkens (Elastolin-Figur aus den 70er Jahren)

Hawkens in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi"  (Foto: screenshot)
Hawkens in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" (Foto: screenshot)

Ralf Wolter wurde 1926 in Berlin, wo er geboren. Seine Schauspielkarriere begann er am Theater. In den 50er-Jahren folgten erste Filmproduktionen unter andere mit Komödien wie «Die Beine der Dolores» und «Das Wirtshaus im Spessart». Seinen endgültigen Durchbruch er Jahr 1962 als Sam Hawkens im «Der Schatz am Silbersee». Diese "Paraderolle" übernahm er auch in weiteren Kinofilmen und in der 14-teiligen 80er-Jahre-Fernsehserie «Mein Freund Winnetou».

"Der von Ralf Wolter geprägte Hadschi Halef Omar und sein Sam Hawkens waren Witzbolde, Sidekicks, deren Aufgabe in den „Winnetou“-Filmen darin bestand, das dräuende Männer- und Blutsbrüderpathos zu brechen. Was bleibt einem kleinen Mann mit Glatze anderes übrig, als die eigene Gewöhnlichkeit zur Karikatur zu verfeinern." (Quelle: Frankfurter Rundschau

Nur selten schafft es ein Schauspieler, rund fünfzig Jahre nach seinen legendären Glanzauftritten (in einer Nebenrolle) bei seinem Tod in die Tagesschau der ARD (siehe Video links). Ob dies das der aktuellen Winnetou-Diskussion geschuldet ist, weiss ich nicht. Auch die Printmedien und die  Social Media haben


überdurchschnittlich ausführlich berichtet und die Leistung der kurligen Figur, die sich einst in die Herzen gespielt hat, gewürdigt. Süddeutsche Zeitung: "Mach's Maul auf, oder ich skalpier' dich", knurrt ein Bösewicht mit gezogenem Revolver den Trapper Sam Hawkens an.


Aber der lupft ungerührt seine Perücke, zeigt den kahlen Schädel und murmelt sanft zurück: "Da sind Sie leider zu spät dran ..."

Bild: Menschundmedien.net (Screenshot)
Bild: Menschundmedien.net (Screenshot)

Indianer hatten, das weiß man aus der Karl-May-Mythologie, auch wenn man die Romane nicht mehr selbst gelesen hat, Sam skalpiert, seitdem trägt er Ersatzhaar. Als Sam Hawkens, gewitzter Sidekick von Old Shatterhand, ist Ralf Wolter in unzähligen Karl-May-Verfilmungen legendär geworden, und er war so erfolgreich damit, dass er in den Karl-May-Filmen, die nicht im Wilden Westen spielten, sondern im wilden Kurdistan oder im "Reich des Silbernen Löwen", dann auch den Hadschi Halef Omar spielen durfte, den anderen Sidekick, den von Kara Ben Nemsi - wie Shatterhand verkörpert von Lex Barker"

Beitrag: menschundmedien.net

 

Ralf Wolter erzählt bei einem späteren Besuch in Jugoslawien Hintergründe zu den Dreharbeiten der Karl-May-Filme des Berliner Produzenten Horst Wendlandt und zu seiner Paraderolle des Sam Hawkens. Matthias Wendlandt (Rialto) und Götz George ergänzen mit Ihren Geschichten zu den Winnetou-Filmen und man sieht Regisseur Harald Reinl beim Inszenieren.

09. Juni 2022

 

Ursi Keller,

unsere Nachbarin,
unsere Mitbewohnerin,

seit dem ersten "Dörflitag",

ist gegangen...

 

Still und leise, ohne dass wir uns verabschieden konnten, ohne dass wir danken konnten, ohne dass wir auf der letzten Wegstrecke dabei sein konnten. Die Krankheit des Vergessens, der verlorenen Erinnerung, hat Schweigen gebracht. Für sie und für uns. Doch sie ist geblieben und sie wird bleiben, als Teil unserer Gemeinschaft des Wohnens und Lebens. Als Teil dessen, was wir im Alltag, in der Begegnen, dem Begleiten,

 im Miteinander des Aufbaus und Ausbaus, der Gestaltung, auch der Lösung von Problemen und der Freude am Gelingen in den mehr als vierzig Jahren im "Dörfli" erleben durften. Wir haben erfahren, wie gebrechlich das Erinnern sein kann, wir haben aber auch erlebt, wie vieles bleibt, von dem, was wir immer wieder erinnern dürfen. Danke!


23. November 2021

 

Nscho-tschi, Winnetous Schwester,
ist tot

 

Es gab ihn doch, Winnetou, die Traumfigur eines edlen  Freunds und Indianers (politisch korrekt: Vertreter eines indigenen Volkes), und zwar nicht nur in der Fantasie von Karl May, Und es gab seine Schwester, Nscho-tschi, die bildschöne Indianerin, die nicht nur das Herz von Old Shatterhand entflammte. Viele Herzen, die sie seit mehr als fünfzig Jahren immer wieder. Elmar Elbs, der ehemalige langjährige Leiter der Schweizer Karl-May-Freunde (Heute Freundeskreis) erinnert sich:

"Meine Erlebnisse beziehen sich auf persönliche Erinnerungen ab dem Jahr 2000. Besuche und Treffen in Paris, auf der Insel Ré und in Bonn habe ich hier bildlich festgehalten. Interessant war der Aufbau einer Website für Marie Versini (2006) und die Herausgabe von Maries Büchern. Dabei lernte ich auch  das malerische Talent von Pierre Brice kennen.  Dies ist nur ein kleiner Teil meiner Erinnerungsfotos."

 


Die Fotos sind als PDF von Elmar übermittelt worden, leider in einer Auflösung, welche die Vergrösserung der einzelnen Bild nur minimal zulässt. Ich versuche, die Bilder einzeln in grösserer Auflösung zu bekommen und werde sie dann auf einer Erinnerungsseite einstellen. Vorläufig verweise ich auf Marie Versinis Website, wo weitere Bilder und viel Informationen zu finden sind. In der Rubrik Gästebuch lassen können eigene Voten (leider keine Bilder) eingestellt werden. Ein eigentliches Kondolenzbuch gibt es da nicht. Auf  der Website Der Standard ist ein Nachruf und eine Kondolenzliste zu finden. Was sonst beim Tod prominenter Schauspielerinnen und Schauspieler fast immer zu einer zu einer Programmänderung führt, ist bei Marie Versini nicht festzustellen. Dies liegt weniger bei den TV Anstalten, als vielmehr in der Tatsache, das Nscho-tschi (Marie Versini) bereits in Winnetou I stirbt und als kleine Schwester von Winnetou - wofür sie berühmt geworden ist in den Filmen mit Winnetou nur noch einmal (wenig prominent) auftreten durfte  (Bild links: Marie Versini 2005 in der Schweiz, Bild: Elmar Elbs)

gesehen, erlebt und geliebt haben. Im Film hiess sie Nscho-tschi und musste früh sterben, im Leben war sie Schau-spielerin und hiess Marie Versini und ist in diesen Tagen, sechs Jahre nach ihrem berühmten Filmbruder "Winnetou" (Pirerre Brice), gestorben.Die Nachricht von ihrem Tod hat heute nicht nur die Karl-May-Fan-Kreise berührt, sie ist wie ein Lauffeuer quer durch die Presse gereicht worden, fast immer unter der fast gleichen Schlagzeile: "Die kleine Schwester von Winnetou: Marie Versini ist tot"  Für mich mutet es wie eine Ahnung an, dass ich vor genau zehn Tagen hier in der Rubrik "Neueingang" ein Dokument vorgestellt habe, das ich

zufällig im Rahmen der laufenden Revision meiner Karl-May-Sammlung gefunden und eingeordnet habe.Titel:

"Marie Versini (Nscho-tschi): Meine Stieftochter half mir, wieder lächeln zu können" (Neue Post Nr. 28 - 2014). In den nächsten Tage wird man noch viel lesen und sehen in den Medien. Selbst Fernsehanstalten werden  "Winnetou I" wiederholen,mit der wohl berühmtesten Szene, in der Nscho-tschi vom Schurken Santer (Mario Adorf) erschossen wird, und sterbend in den Armen "Old Shatterhands" haucht. "Ich liebe dich".

Hier die Website von Marie Versini. Eine erste persönliche gute Erinnerung hier in Karl May&Co: Auch ich werde hier eine kleine Reportage vorstellen, die 2012 anlässlich der Präsentation ihres Buchs "Puck, eine Hündin erzählt" entstanden ist,

20. November 2021

 

Eine Schulklasse von einst

 

Immer häufiger taucht das Signet "Erinnerungen" hier auf. Oft sind es schöne Momente, die hier festgehalten werden. Aber auch traurige Ereignisse, Verluste, Vergangenes, Verlorenes. Wir alle Erinnern uns und es ist wichtig, dass wir uns erinnern. Deshalb habe ich - schon vor zehn Jahren - diese Rubrik hier geschaffen (die sich immer mehr füllt). Es sind Erinnerungen an das Leben, mein Leben. Oft sind es deshalb Prominente, die hier auftauchen, aber auch stille Wegbegleiter, Situationen, die sich im Gedächtnis festgemacht haben. Heute die Erinnerung an die ersten Schuljahre von einst.

Zu den traditionellen "Erinnerungsstunden" gehören die Klassentreffen. Diese sind seit zwei Jahren (coronabedingt) so gut wie überall ausgeblieben. Unsere Primarschulklasse hat sich 2018 zum letzten Mal getroffen (das nächste Treffen war bereits angekündigt) und dann zweimal verschoben worden.

Handelt es sich doch (bei älteren Jahrgängen) um "vulnerable" Personen. Vulnerable gleich verletzlich, verwundbar, in Pandemiezeiten: gefährdet. Ehemalige Klassenkameradinnen und -kameraden treffen sich deshalb - soweit sie nicht in alle Welt verstreut sind und noch leben - an Begräbnissen. So hat uns wieder eines dieser 53 Kinder auf dem Klassenfoto von einst (zwei Klassen) für immer verlassen. Und wie dies so üblich ist bei einem Abschiedsritual begegnen sich Hinterbliebene, auch ein paar der Hinterbliebene der einstigen Klassen. Fünf waren wir diesmal, die mit der Verstorbenen zur Schule gegangen

sind. Ein Augenblick der Erinnerung. Vieles kommt zurück, ein Dorf, das eine Stadt geworden ist; Menschen, die jetzt alt sind; Lehrer, die nicht mehr leben; Wunden, die nicht verheilt sind; Freuden, die wieder aufleben oder verblassen; Unsere Klassenkameradin heisst Nora, früher war es das Vreni, der Oskar, das Trudi, der Reini... Nur das Ritual - wie

könnte es auch anders sein - der Zeit angepasst. Anstatt Särge, Urnen, anstatt Gräber, Erinnerungstafeln; anstatt Grab-kreuze, Parkgestaltung. Wenig soll an den Tod erinnern, obwohl er gerade hier im Mittelpunkt steht. Was geblieben ist - über Jahrhunderte - das sind die Rituale und Traditionen der Kirchen. Was geblieben ist, das sind die Erinnerungen. Vielleicht sind diese in solchen Momenten wichtiger als all das Brauchtum und die Tradition.


08. August 2021

 

Zum Tod von Ingrid Budning

(ehemals Cutterin bei SR)

 

Die Zeit, als das Fernsehen immer grösser, immer professioneller wurde, und als wichtiges Informations- und Unterhaltungsmedium immer mehr Beachtung fand, war entscheidend und prägend für die heutige, unglaubliche Vielfalt an audio-visuellen Angeboten auch in der Schweiz.

Von viele der einstigen Pioniere in der Medienarbeit mussten wir uns in den letzten Wochen und Monaten für immer verabschieden. So auch von Ingrid Budning, die als ausgebildete Cutterin (Filmmontage) aus Deutschland zum (im Vergleich zu heute) noch bescheidenen Schweizer Fernsehen kam. Natürlich wurden schon damals täglich Filme produziert, von den kurzen (für die Aktualität) bis zu den aufwändigen langen, für Magazine und Dokumentationen.

An diese Zeit erinnere ich mich noch gut, sehr gut. Meine erste berufliche Begegnung mit Ingrid dürfte so um 1970 gewesen sein. Ich musste mich vorbereiten für eine Woche Berichterstattung von der «Rose d’Or» (Internationaler Wettbewerb der Fernsehunterhaltung in Montreux). Dafür brauchte ich ein paar Dutzend Filmausschnitte aus den im Wettbewerb eingereichten Beiträge. (Videoproduktionen gab es damals noch nicht, nur die grossen, schweren MAZ-Bänder). Unglaublich viele kleine Filmrollen mussten in kurzer Zeit so vorbereitet werden, dass sie in kurzer Zeit (je nach Verlauf des Wettbewerbs) im improvisierten Studio in Montreux eingespielt werden konnten.

Diese Arbeit (eigentlich eine Routinen-Arbeit) übernahm die damals beim SRF neue Cutterin Ingrid Budning und zwar so schnell, perfekt und gut organisiert, dass ich nur noch so staunte. Mir schien: Eine neue Ära in der Filmmontage bei SRF sei angebrochen. Dies bestätigte sich in den folgenden vielen Jahren unserer beruflichen Zusammenarbeit. Bestätigung dafür sind auch die spontanen Worte von Kolleginnen und Kollegen, als ihr Tod (auf Facebook) bekannt wurde.
Eine Auswahl:

  • ·„Mit nachsichtigem Lächeln hat sie uns Reportern so manches beigebracht.“
  • „Als Mensch mochte ich sie sehr, ebenso als kreative und präzise Cutterin. Mit ihr geht eine Ära zu Ende “
  • „Ich erinnere mich mit grossem Respekt an die vielen guten Zusammenarbeiten, es war toll mit Dir !!“
  • Es war 1972, 1. Film mit Ingrid geschnitten, s/w, viele Sequenzen hingen am Galgen, Ingrid stil- und treffsicher, beriet mich geduldig, lächelte mild ob mancher der kuriosen Ideen des Neulings.“
  • An Ingrid's liebevolle, menschlich sehr warme Ausstrahlung und Ihre Weitsicht mit viel Teamgeist als wunderbare, angenehme, begabte Cutterin, erinnere ich mich ganz besonders gern."

Hier die Nachricht von Ingrids Tod - auch für alle, die ihr die letzte Ehre erweisen möchten:

Liebe alle,

traurigerweise muss ich Sie darüber informieren, dass Ingrid Budning am 4.Juli 2021 gestorben ist. Wir sind alle sehr traurig. Die Abdankung findet statt am 20. August um 14.30 Uhr in der Abdankungshalle Friedhof Zollikerberg.

Herzliche Grüsse von Marion Friedrich Honegger

30. April 2021

 

Gestorben:

 

Ruth Brändli
Redaktorin, Produzentin, SRF

Die "Urgesteine" des ehemaligen Fernsehens DRS, heute SFR, die während vielen, vielen Jahren am Bildschirm, in der Produktion, den Redaktionen, aber auch im Hinter-grund das Fernsehen in der Schweiz entwickelt, aufgebaut und geprägt haben, verlassen diese Welt, ich bin fast versucht zu sagen, reihenweise. Gerade jetzt, in Corona-Zeiten, wo ein Abschiednehmen meist nur noch medial möglich ist. Wer langjährigen Wegge-fährtinnen und Weggefährten - eigentlich Pionierinnen und Pionieren des Fernsehens - 

nicht einmal mehr das letzte Geleit geben kann, erlebt etwas, was man zwar als "der Welten lauf" zu bezeichnen ist, aber unglaublich traurig macht. Das Fernsehen wurde nicht aus dem Nichts erfunden, das Programm gestaltete sich nicht allein aufgrund immer wieder neuer technischer Möglichkeiten, sondern es waren Mens-chen die es während Jahren, ja Jahr-zehnten, entwickelt, gestaltet und geprägt haben. Und zwar im Sinn des kürzlich verstorbenen Fernsehdirektors, Peter Schellenberg, der sich immer dafür eingesetzt hat, "dass das Schweizer Fernsehen auch ethische Grundsätze verfolgt und die Menschen, auch die Zuschauer, nicht einfach nur zu Objekten macht."
Dafür aber braucht es - auch im Hintergrund - Macher und Macherinnen, wie Ruth Brändli, die In unserem Individualisten-Team Seele und Herz zugleich war, ohne es sein zu wollen. Sie war es einfach. Allen zugetan. Immer offen und hilfsbereit, immer gut drauf, immer da wenn man sie brauchte.Wir werden sie nie vergessen." (Mit diesen Worten hat heute Kollege Beat Hirt die traurige Botschaft von Ruth Brändlis Tod dem Team des ehemaligen "Sonntagsmagazins" per Mail übermittelt.)

18. April 2021

 

Tod eines Weggefährten:

 

Peter Schellenberg
Journalist, Medienschaffender,

sechzehn Jahre Fernsehdirektor

 

Um die Osterzeit im Jahr 1964 tauchten wir beide an der Kreuzstrasse in Zürich auf, in den engen Räumen der Informationsabteilung der damals noch jungen Institution Fernsehen der deutschsprachigen Schweiz.

Wir beide waren Cineasten, liebten also den Film und wollten ihn - jeder auf seine Art - irgendwie "erobern". Wir starteten unseren beruflichen Gang zur  gleichen Zeit, am gleichen Ort, mit dem gleichen Ziel: Filme zu machen. Dies war damals nur möglich in den noch ungefestigten Strukturen des noch sehr jungen Schweizer Fernsehens. Dies war das erste Team, das Peter Schellenberg (hier ca. 1968), fünfter von recht, zusammengestellt und geführt hat, um täglich die "Antenne" - eine 20minütige Sendung mit regionalen Themen - zu gestalten.

Peter Schellenberg war von 1988 bis 2003 im Amt. Solange wie keiner seiner Vorgänger. Schellenberg baute das damalige SF- und DRS-Programm um und schuf mehrere neue Sendungen. Keiner baute SF DRS so gründlich um wie er. "Schäll" setzte mit Sendungen wie "10vor10" auf Infotainment. "Lüthi und Blanc" und "Viktors Programm" brachten die notwendige Publikumsnähe, um im Kampf gegen die Privatsender zu bestehen. In seiner Amtszeit vervielfachte sich die Zahl der Konkurrenzsender auf rund  50. SF DRS konnte jedoch dank des Modernisierungsschubs den hohen Marktanteil von 42 Prozent halten. Weil sich Schälli 1997 mit seinem Konzept eines Senders auf zwei Kanäle beim Bundesrat definitiv durchsetzte, konnte SF DRS danach mit doppelter Kraft um die Gunst der Zuschauer buhlen. Schälli war der beste und innovativste Fernsehdirektor, den wir je hatten.  Danke Schäll !"

18. April 2021

 

Tod eines Weggefährten:

 

Peter Schellenberg
Journalist, Medienschaffender,

sechzehn Jahre Fernsehdirektor

 

Fast vierzig Jahre sind wir den Weg miteinander gegangen, nicht immer den gleichen, nicht immer zusammen, aber immer auf dem gleichen "Boden" der SRG. Wir waren Anfänger, Freunde, du warst mein Ansprechpartner, mein Freund, mein Vorgesetzter, in allen erdenklichen Situationen mein wichtigster Weggefährte, auch wenn die  Wege oft ganz anders verliefen. Wir haben uns bis in die letzten Jahre immer mal wieder getroffen und uns erinnert, wie wir vor 60 Jahren unseren Jugendtraum erfüllten: "Filme machen!".

Vorerst keine weltbewegenden Themen, kleine Alltagsgeschichten, die heute noch - als Filmdokumente im Archiv des Fernsehens aufbewahrt werden. Inzwischen als "Zeitzeugen" digitalisiert und jederzeit auch von den heutigen Macherinnen und Machern abrufbar. Der Übergang zum digitalisierten Produkt "Film-Fernsehen" war wohl eine der grössten Leistungen, die das Team mit und "unter" Peter Schellenberg  in diesen Jahren erbracht hat

Aus dem Abschiedsvideo (Prinntscreen)
Aus dem Abschiedsvideo (Prinntscreen)

Zwischen den beiden Bildern (oben und rechts) liegen rund fünfzig Jahre, Berufs- und Privatleben, Erinnerungen und Erfahrungen, Hoffnungen und Ärgste, Erfolge und Enttäuschungen. Wie sehr dies alles irgendwie zusammen gehört, mag ein Ausspruch bezeugen, der sich seit vielen Jahren in meiner Familie fest-gesetzt hat. Wann und wo auch immer die Frage aufgetaucht, wer hat dies oder jenes gesagt, wer kann es bezeugen, wer steht dafür ein, bekommt von mir so oft die lakonische Antwort "de Schälli und alli!". Ja, "de Schälli und alli", das ist eine irra-tionale Autorität, die für Glaubwürdigkeit, für Logik, für klares Denken und  Entwik-keln von Gedanken steht, auch wenn es sich von einer Sache und der Person längst gelöst hat - oder mit ihr gar nie etwas zu tun hatte. Der Weggefährte, der Mensch, musste uns, und unseren Weg verlassen. Was bleiben wird auf der kurzen, noch bleibenden Wegstecke, das ist "de Schälli und alli!"

Bericht in der

"NZZ am Sonntag"

18. April 2021


23. September 2020

 

Sascha Schneider

Bildhauer, Maler, Professor


Vor 150 Jahren (1870) geboren. Er ist auch als Illustrator der Deckelbildern von 33 Karl-May-Werke bekannt geworden.

 

Sascha Schneider ist bis heute sehr umstritten (auch in der Karl-May-Szene), weil er sich als homosexuelle bekannte und auch seine Illustrationen starke homoerotischen Züge haben. Die Freundschaft mit Karl May

hat - angestossen durch das Buch von Arno Schmidt "Sitra und der Weg dorthin" (1963) - eine lebhafte Diskussion ausgelöst, die bis heute immer wieder aufflammt: "War auch Karl May schwul"? Unter viele Indizien (und Konstruktionen) gilt auch das Bild (rechts), die händchen-haltenden beiden Männer (May und Schneider) als Hinweis. Soeben hat die "alte Diskussion" zu einem Eklat bei der Karl-May-Stiftung geführt und letztlich auch zum Wegzug des Leiters des Karl-May-Museums in Radebeul, weil eine neue Arbeit einer amerikanischen Professorin in der Museumszeitung nicht erscheinen durfte, "weil er dem Gerücht, May sei homosexuell gewesen, neue Nahrung geben" könne.

Die Literatur zum Thema Sascha Schneider und Karl May ist inzwischen recht umfangreich. Der Karl May Verlag hat im Rahmen der Briefwechsel von Karl May eine umfassende Dokumentation zur Beziehung der beiden Künstler herausgegeben. Und die Studie von Arno Schmid hat bereits 1973 "Eine notwendige Klarstellung" von Heinz Stolte und Gerhard Klussmeier erfahren. (Hansa Verlag, Hamburg). Die Karl-May-Bücher mit den Deckel-Bildern wurden auch neue aufgelegt (Reprint), weil die Original-Ausgaben inzwischen rar und (antiquarisch) sehr teuer sind. (Hier "Weihnacht", mein neuster Erwerb einer Original-Sascha Schneider Ausgabe)

Aus Anlass des 150. Geburtsdatums von Sascha Schneider (21. September 1870) ist auf der Website queer.de (Zentralorgan der Homo-Lobby) ein ausgezeichneter Beitrag von Erwin In het Panhuis erschienen, gut recherchiert und - was leider selten ist - sehr gut "verlinkt". Titel:  "Karl Mays ziemlich offen schwuler Künstlerfreund". Weil darin sehr viele Bilder, Dokumente, "Links" zu Videos, Ausstellungen und Publikationen enthalten sind, werde ich hier darauf zurückkommen

15. Juli 2020

 

Vor einem Jahr noch sagte sie:

"Weiter Theater - spielen bis ich umfalle!"

Jetzt ist sie "umgefallen", tot.

 

Schauspielerin

Dinah Hinz 
(1935-2020)

 

 

Sie war mir eine liebe Kollegin Wir arbeiteten immer mal wieder zusammen in der Ausbildung des Schweizer Fernsehens. Du hast in einer schwierigen Zeit des Umbruchs, Mitarbeitende meines Teams - alles Journalistinnen und Journalisten - "bildschirmtauglich" gemacht, mit viel Engagement, Geduld und Erfolg. Später waren wir beide in der

 Ausbildung tätig. Ich vollberuflich, Du nur zeitweise, denn Deine grosse Liebe galt der Bühne, der Darstellung, dem Schauspiel. Das war Deine Welt, die Ausbildung nur ein Teil Deines Könnens. Ich erinnere mich noch gut - Du warst noch nicht sechzig - da hast Du mir Deine Angst gestanden, im Alter nicht als Schauspielerin nicht mehr gefragt zu sein. Keine guten Rollen mehr zu bekommen, "in meinem Alter!" Das Gegenteil war der Fall. Du hast eine "Alterskarriere" gemacht, warst mehr auf Bühnen unterwegs, als je.

Ueber ihr Leben und ihre Arbeit als Schauspielerin gibt Wikipedia (fast) umfassend Auskunft. Oben das Porträ von Dinah, so wie wir sie alle - die ihr in den letzten Jahren begegnet sind - kennen. Doch einige erinnern sich sicher noch an die Schauspielerin, in den 60er Jahren, als gerade das Medium Fernsehen "erwachsen" wurdet. Damals war Dinah bereits in "Funk und Fernsehen" präsent. Zum Beispiel in einer Folge der legendären Fernsehreihe "Das Kriminalmuseum", wo in der 4. Folge "Die Fotokopie" Dinah Hinz als Eva Sommer im Mittelpunkt stand.

Die Sendung "Musik für einen Gast"  hat Dinah vor sechs Jahren eingeladen. Hier ist die Sendung von SRK-Kultur 2 nochmals zu hören.

(Foto: ZVG)
(Foto: ZVG)

"Lasst mich den letzten Weg in Würde gehen, genau so wie ich lebte!"

Eine Stimme, die uns so vertraut war, schweigt. Erinnerung ist das Einzige, was uns bleibt.Nichts bringt dich zurück, doch in unseren Herzen bist du immer bei uns. (Todesanzeige)

Vor einem Jahr - am 4. Februar wurde Dinah 85 Jahre alt. Anlässlich ihres Geburtstags empfing sie den "Zolliker-Zumiker-Bote" für ein längeres Interview.

Hier zu lesen

13. Juni 2020

 

 Geburtstag:

 

Gojko Mitić

Der "Winnetou des Ostens wird heute 80 Jahe alt

 

"Es kann nur einen "Winnetou" geben? Falsch. Denn während der Franzose Pierre Brice seinerzeit in Westdeutschland den Klischee-Indianer gibt, fällt in der DDR diese Rolle dem Jugoslawen Gojko Mitic zu. Nach der Wende wird er in Bad Segeberg auch zum gesamtdeutschen "Winnetou". Nun feiert er seinen 80. Geburtstag."

(Screenshot :Wild-West-Reporter)
(Screenshot :Wild-West-Reporter)

Ende 2019 wurde Mitic von der Defa-Stiftung für sein filmkünstlerisches Lebenswerk geehrt. Diesen Februar erhielt er auf der "Berlinale" den "Premio Bacco", einen Preis italienischer Filmkritiker. Er steht damit in einer Reihe mit Sophia Loren oder Claudia Cardinale. Gerade ist beim Verlag "Bild und Heimat" ein Fanbuch herausgekommen, das das Leben des Stars Revue passieren lässt. (Quelle: ntv.de, Gudrun Janicke, dpa)

Erstmals mit Karl May in Berührung kam der gebürtige Jugoslawe 1963. In dem Artur Brauner-Film Old Shatterhand übernahm er eine Kleinstrolle, die eines tanzenden Apachen-Kriegers. Bereits in seinem zweiten Karl-May-Film, Winnetou 2.Teil von 1964, wurde seine Rolle größer und mit der Figur des Weißen Raben

Beitrag vom 17. März 2018 in der Sendung "Titel, Thesen, Temparamente" der ARD (MDR). Gespärch mit Gojko Mitic:

"Wir können von Indianern lernen, auch heute noch"


hatte Mitic eine kleine Sprechrolle. IFür ihren ersten Indianerfilm, Die Söhne der großen Bärin (1966), engagierte die DEFA ihn für die Figur des Tokei-ihto. Von vielen Kritikern wurde seine Darstellung hoch gelobt. „glaubwürdig“, „authentisch“, „überzeugend“ sind nur wenige Bezeichnungen, die verwendet wurden. Der Film wird mit über acht Millionen Zuschauern zu einem grandiosen Erfolg und auch international wahrgenommen. Genauso, wie seine elf weiteren Indianer-Filme für die DEFA, in den folgenden Jahren.

07. Juni 2020

 

Heute vor 50 Jahren

Die Schwarzenbach-Initiative:

 

Gegen das Fremde –

Der lange Schatten des James Schwarzenbach

 

"Vor genau 50 Jahren, am 7. Juni 1970, fand in der Schweiz die Abstimmung über die sogenannte Schwarzenbach-Initiative statt (diese wurde einigermassen knapp abgelehnt, von den Männern, denn die Frauen durften damals noch nicht an die Urne). In Sachen Ausländerfeindlichkeit war die Schweiz politische Avantgarde, denn erstmals überhaupt kam es in Europa mit dem Schlagwort der «Überfremdung» zu einem solchen politischen Vorstoss. Dieser verlangte, dass mehrere hundertausend Gastarbeiter, vor allem Italiener, die Schweiz zu verlassen hätten."

Beat Bieri hat damals den Schriftsteller Peter Bichsel für den Schwarzenbach-Film interviewt. Bichsel bringt das Problem in 40 Sekundebn auf den Punkt. Siehe ds kurze Video links.

Dokumentarfilmer Beat Bieri hat 2014 ifür die Sendung "DOK" des Schweizer Fernsehens den Film "Gegen das Fremde - der lange Schatten des James Schwarzenbach" gestaltet. Dazu schreibt der Autor:

Es lohnt sich den Film nochmals anzusehen. Ein halbes Jahrhundert des Hasses auf alles Fremde. Die Geschichte wiederholt sich. Ein Lehrstück menschli-cher Angst. Die Protagonisten und der Ton haben sich dem Zeitgeist angepasst. Das Ziel ist das gleiche. "Begrenzungsinitiative" nennt sich die die neueste Version des x-ten Urnengangs in gleicher Sache. Statt Probleme zu lösen, werden Menschen zu Unmenschen gestempelt.


29. Juni 2020

 

Bilder der Erinnerung an
Kurt Matthys, Kameramann

gestorben am 21. Juni 2020

 

Wir haben uns lange, fast zwanzig Jahre nicht mehr gesehen. Und schon gar nicht mehr miteinander diskutiert. Du warst Kameramann und Freund, du lebtest von und mit Bildern. Wir hatten oft miteinander über das Bild geredet, nie gestritten und du warst für mich ein wichtiger Seismograf, ob Bilder auch wirklich stimmen. Licht und Farbe, das waren deine Elemente und - Menschlichkeit. Du warst schon damals "alte Schule", als Bilder von der Hektik und vom umgebenden Lärm immer mehr abgelöst wurden.

Eine neue Generation von Gestalterinnen und Gestalter von Bildern hat sich im heranwachsenden Fernsehen (SRF) etabliert. Auch eine neue Generation von Filmjournalisten. Ich gehörte damals zu ihnen und lernte von dir die Achtung und Hoch-achtung gegenüber dem Bild. Mein Schlüsselerlebnis war eine der vielen Ausstellungen, die wir zusammen ins Bild setzten. «Vernissage» hiess damals der wöchentliche, zirka fünfminütige Beitrag in der Regionalsendung «Antenne».

Sol LeWitt's structures  - Ausstellug Henry Moore Institut (Foto: Susan Crowe)
Sol LeWitt's structures - Ausstellug Henry Moore Institut (Foto: Susan Crowe)

Viele der rund 150 Beiträge von «Vernissage» – Ausstellungen und Atelier-Besuche - hast du ins Bild gebracht. Originalton gab es damals unseren Beiträgen wenig, Interviews versuchte ich zu vermeiden, Bilder sollten sprechen, meist nachträglich von Musik untermalt. Und das Schlüsselerlebnis?«Minimal Art» war damals eine neue - aus Amerika kommende – Kunst-Strömung. Wir standen in der Galerie-Bischofberger in Zürich: Minimal Art. Ich glaube es war Sol LeWitt, der hier ausgestellt hat. Jedenfalls standen da «weisse Kühlschränke» wie du dich spontan ausgedrückt hast. «Was soll ich da filmen???» Keine Farbe, eine strenge, einfach Form, viel Leere. Meine Beschwichtigungen, dies sei halt eine der neuen Kunstformen und bereits – vor allem dem Ruf des Künstlers geschuldet – sehr, sehr teuer. Natürlich hast du trotzdem gefilmt und der Beitrag ist – wie so viele andern mit deinen von dir aufgenommenen und (formal) in Bildsprache umgesetzten Bildern über den Sender gegangen. Von da an – wann immer wir miteinander gearbeitet haben oder uns auch nur in der

Kurt Matthy 1994 (Screenshot)
Kurt Matthy 1994 (Screenshot)

Kantine oder im Gang getroffen haben, sprachen wir von den «Kühlschränken» in der Kunst. Und es entwickelte sich – oft auch nur ein kurzes Gespräch – über Bild und Form, über Inhalt und Wert – über Reproduktion und Original, über Sehen und Erleben… Jedenfalls blieb ich fortan für dich der «Kühlschranklieferant» und du wurdest immer mehr zu meinem Bildgewissen in Form eines guten Freundes. Bis hinein in die letzten Berufsjahre, als wir uns kaum mehr gesehen und gesprochen haben. Jetzt bist du tot. Die «Kühlschränke» sind in der Erinnerung noch da und voll von Bildern und Bilderfahrungen. Ich werde versuchen – zu unserem Abschied – jene «Vernissage» mit den «Kühlschränken» im SRF-Archiv aufzuspüren. In der Erinnerung bleiben sie – wie du als Mensch – da, natürlich gefüllt mit Bildern.