Alte Zeitdokumente - Zeitzeugen (Sammlung meines Vaters)

Seit meinem Rückzug aus dem journalistischen Tagesgeschäft löse ich mein Zeitungsarchiv auf und stelle periodisch unter dem Titel "Zeitdokumente" immer wieder einige der rund 10'000 Dokumente hier ein, bevor sie zum Altpapier wandern.

Mein Vater - vor rund fünfzig Jahren gestorben war bereits Sammler von Zeitungsartikeln. Er hinterliess eine riesige Sammlung, die nach seinem Tod auf den Estrich wanderten, ohne je gesichtet zu werden. Es ist höchste Zeit, dass auch dieser Zeitungsberg (Zeitdokumente zwischen 1925 und 1970) entsorgt werden. Bevor dies geschieht, werfe ich den einen oder anderen Blick auf Themen, die immer noch aktuell sind (wie die AHV), auf Kurioses, auf Sittenbilder, auf politische Aussagen (mein Vater war "Christlichsozialer"), auf Kunstauffassungen (wie auf Bänningers "Genesender), auf Glaubensfragen (mein Vater war ein bekennender Katholik), auf Kriegsschauplätze (Zweiter Weltkrieg), auf Flüchtlings-probleme etc.

08. März 2023

 

Zeitdokument aus der Sammlung meines Vaters:

 

Die Negerfrage,
die grosse Prüfung der USA

erschienen in "Die Nation" am 14.Oktober 1943

Vor achtzig Jahren hat der Schriftsteller und Journalist Victor Vinde ("Eine Grossmacht wächst") ein bis heute existierendes Problem analysiert. "...Man fragt sich manchmal, warum die Kriminalität unter den Negern so häufig ist. Ein kurzer Besuch in Haarlem oder in einem Negerviertel in Chicago gibt darauf eine Antwort. Hier herrschen ein fruchtbares Elend und unbeschreiblich enge Wohnverhältnisse. Die Arbeitslosigkeit ist permanent...


" Es hat sich sicher inzwischen sicher einiges verbessert. Doch die Probleme sind - auch nach 80 Jahren - noch die gleichen. Die Aufregung um Worte und Begriffe hat diese Probleme nicht besser, nur "salonfähiger" gemacht. Den ganzen Bericht von damals hier lesen.

27. April 2023

 

Aus dem Archiv meines Vaters
"Hochwacht" (Winterthur) vom

25. November 1936

 

Die Freimaurer - Frage

Erklärung zum Dokument

"Als älteste Freimaurerloge der Welt gilt die Lodge of Edinburgh, die ihre Gründung auf das Jahr 1599 zurückführt.Manche Thesen gehen davon aus, dass die Jesuiten die Freimaurerei Ende des 17. Jahrhunderts ins Leben gerufen hat." (Quelle: wikipedia)

"Die Freimaurer haben sich der Verschwiegenheit und dem Grundsatz verpflichtet, freimaurerische Bräuche und Logenangelegenheiten nicht nach aussen zu tragen (Verschwigenehitspflicht). Als sogenannter "Geheimbund" gerieten die Freimaurer immer wieder in das Spannungsfeld der Politik, Ideologie und Religion. In Deutschland wurden sie 1935 (NS-Regierung) (wie das Judentum und der Marxismus) als Bedrohung gebrandmarkt und verboten. Einige Länder folgte dem Beispiel. In der Schweiz wurde 1937 über ein Verbot abgestimmt und mit nahezu 70% abgelehnt. Aus dieser Zeit stammen die eingestellte Zeitdokumente aus dem Archiv meines Vaters.

Hier die Dokumente ansehen (Das Thema wird hier aufgegriffen, weil der Roman Lucifer von Gion Mathias Cavelty vom Geheimbund der Freimaurer inspiriert ist)

Diese Auszöge aus einer Abstimmungs-Broschüre wurde am 19. November 1937 in alle Haushalte verteilt. Die Triebfeder für das Anliegen eines Verbots der Freimaurer kam vor allem von den Frontisten.


Nachbemerkung aus häutiger Sicht:

So ausführlich (zwar propagandistisch) wurde seit bald hundert Jahre nie mehr in der Schweiz öffentlich orientiert und diskutiert. Bedrohung durch den Nationalsozialismus (knapp zwei Jahre später ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen. Die Frontisten (NS-Anhänger) in der Schweiz waren waren zu dieser Zeit gut organisiert und verbunden.

31. März 2023

 

Zeitdokument
veröffentlicht am 07. Oktober 1938  im
"Genossenschaftlichen Volksblatt"

 

Vom freien Spiel der Kräfte

                                                  Antwort an einen Warenhausleiter

CC BY-SA 3.0, curid=8801
CC BY-SA 3.0, curid=8801

"In der NZZ hat sich jüngst Herr Generaldirektor Mahler vom Globus des langen und breiten über den Ruhm des freien Unternehmers verkündigt. Angetan hatte es ihm begreiflicherweise die Umsatzsteuer, aber auch der Wirtschaftsartikel bereitet ihm Molesten (sf: Belästigung) und ganz und gar kanns ihm nicht die "Privilegierung der Verbände". Seine Verherrlichung galt dem sogenannten Leistungsprinzip und um dieses zu einem ungeahnten Glück des Volkes auswachsen zu lassen, heischt er volle Freiheit des wirtschaftenden Individuums..." (Sammlerfreak: Mahler wollte "Globus" zum "Treuhänder der Konsumenten machen" - daraus geworden ist ein Luxustempel, der Reiche noch reicher macht)

31. März 2023

 

Zeitdokument
veröffentlicht am 05. März 1953 im "Volksrecht"

 

Nein, Herr Jaberg

                                               Ein Bankier will den AHV-Fonds zur Sanierung
                                               der Bundesfinanzen plündern

Eine Schlagzeile aus dem Jahr 1953 (03. März). Eines von vielen, ähnlichen Doku-menten aus dem Zeitungsarchiv meines Vaters. Der Name ist kaum mehr bekannt. Historische Hilfe: «Herr Jaberg» war von 1930 bis 1945 Generaldirektor der Schweizerischen Bankgesellschaft und ein wichtiger Exponent der FDP (Nationalrat). Zurück zum Dokument: Die Personen, Umstände, Dimensionen und Zeiten sind andere, nicht aber die Argumente und das Ansinnen, das dahinter steht. Das Jahr 1953 war erst das sechste Jahr, nachdem das Schweizervolk an der Urne (1947) die AHV beschlossen hatte. Schon damals begannen die Angriffe (und Begehrlichkeiten) auf das Geld des Sozialwerks AHV. Im Archiv meines Vaters habe ich viele weitere ähnliche Dokumente über politische Vorstösse gefunden, die sich in der Stossrichtung gleichen und über viele Jahre hinziehen. Ausgedacht in der gleichen Partei und mit immer wieder denselben Argumenten. Hier das ganze Dokument lesen (Oben ist nur der Anfang des Artikels).

31. März 2023

 

Zeitdokument
veröffentlicht am 05. März 1953 im "Volksrecht"

 

Ganzes Dokument

27. März 2023

 

Zeitdokument aus der Sammlung meines Vaters:

 

"In unserer Republik darf es
  kein Elend geben!"
                                                 erschienen in der "NZZ" am 21. Mai 1941

Historisches Bewusstsein

Diese Rubrik von Zeitdokumenten aus der aufgelösten Sammlung meines Vaters möchte das historische Bewusstsein. Vieles, allzu vieles haben wir vergessen oder es ist zur Selbstver-ständlichkeit geworden. Zum Beispiel der Kampf um eine gut ausgebaute, gerechte AHV. Ein Kampf, der bis heute andauert.

Im Kriegsjahr 1941 war es dann der Kampf um kantonale Altersversiche-rungen. Zehn Jahre früher (1931) scheiterte die erste gesamtschweizeri-sche AHV-Vorlage. "1941 deckten die kantonalen Altersversicherungen kaum 5 Prozent der Bevölkerung ab, und die demografische Alterung brachte die Unzulänglichkeit der bestehenden Fürsorgestrukturen und Unterstützungs-angebote ans Licht."  (Geschichte der sozialen Sicherheit) 

Man versuchte über kantonale Vorlagen die Situation zu verbessern, bis 1947 die Einführung der AHV vom Stimmvolk angenommen wurde (80 % Ja-Stimmen).


14. März 2023

 

Zeitdokument aus der Sammlung meines Vaters:

 

Rüstungskonjunktur

erschienen in "Die Weltwoche" am 27. März 1936
von
Karl von Schumacher

Der Artikel des Gründers der "Weltwoche", Karl von Schumacher (zusammen mit Manuel Gasser) erschien drei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weeltkrieges. Es herrschte (auch in der Schweiz) eine Stimmung der Angst und Unsicherheit, durchaus vergleichbar mit der Stimmung heute (angesichts des Aggressionskrieges von Putin), aber weit gefährlicher und bedrohlicher. Was daraus geworden ist, wissen wir heute. Es ist deshalb gut, unser historisches Bewusstsein immer wieder zu aktivieren. Dazu möchte diese Rubrik (mit ausgewählten Artikeln) von einst (aus der Sammlung meines Vaters) beitragen. 

Dies ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Dokument. Unten: Der ganze Artikel


08. März 2023

 

Zeitdokument aus der Sammlung meines Vaters:

 

Die Negerfrage,
die grosse Prüfung der USA
                                 
erschienen in "Die Nation" am 14.Oktober 1943

08. Februar 2023

 

Zeitzeugen -

Zeitdokumente:

 

Soll man sich gegen Tuberkulose
                                               impfen?

Aus der "Schweizerischen Allgemeinen Volks-Zeitung, Zofingen"
vom 10. Oktober 1953 - Rubrik: Der ärztliche Ratgeber

Von der Tuberkulose-Impfung spricht heute - siebzig Jahre nach diesem Artikel - fast niemand mehr. Einerseits ist die Infektionskrankheit in Europa stark zurückgegangen und  die Wirksamkeit, die ihr anfänglich zugesprochen wurde, hat sich nur zu einem (kleinen?) Teil erwiesen. Doch die Diskussion und Argumentation bezüglich von Impfungen ist die gleiche geblieben. Allerdings war sie damals noch nicht mit "Verschwörungstheorien" aller Art verknüpft. Es sind Angst und Unsicherheit, die damals bei Tuberkulose (TBC), wie auch heute bei Corona die Diskussion beherrschen

03. Mai 2021

 

Kommentar zur Beziehung Ost - West

betrachtet aus der Sicht einer politischen
Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.

Erschienen in der Tageszeitung
"Die Tat" am Samstag, 8. November 1947.
Die Tat war eine sozial-liberale Schweizer Zeitung, die von 1935 bis 1978 heraus-gegeben wurde. Als Abendzeitung gewann sie in den 40er/50e-Jahren hohes  Ansehen - auch ausserhalb der Schweiz. (Quelle: wikipedia)

25. April 2020

 

Pakt mit dem Teufel?

 

erschienen in der Weltwoche vom 9. Oktober 1953
Autor: Lorenz Stucki (Chefredaktor 1954–1962)

Als ich vor gut einem Jahr begann, das grosse (vor allem politische) Zeitungsarchiv meines Vaters aufzulösen und immer wieder historische journalistische Dokumente hier einstellte, konnte ich nicht ahnen, wie «aktuell» viele Artikel und Dokumente noch immer sind. Es haben sich zwar die Namen, die Machtträger, die Situationen geändert, nicht aber die Probleme und die Hilflosigkeit, wie die Politik mit Macht, Krieg, mit Despoten und Ideologien umgeht und über Menschen hinweg ihre Vorstellung einer «Weltordnung» (auch mit Krieg) versuchen durchzusetzen. Ich werde in den nächsten Tagen weitere Dokumente, nicht nur Worte, auch Bilder zum Thema Krieg hier einstellen. Um das ganze Dokument zu lesen, auf den Artikel klicken.

25. März 2022

 

Zeitdokument:

 

Es ist wieder Krieg. Angezettelt von den Mächtigen im Kreml.

 

Anstelle der täglichen Kriegsberichte hier ein Blick zurück zum "letzten Bolschewik" in Russland. Es lohnt sich, ab und zu ein paar Blicke in die Vergangenheit zu wagen. Auch wenn sich die "Zeiten geändert haben". Der Artikel stammt aus dem Archiv meines Vaters, das ich im Augenblick auflöse. Er erschien ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg (am 22. März 1946) in der «Weltwoche». Die Zeiten haben sich geändert, aber nicht die Diktatoren und ihre Methoden. In Russland, wo es die U.d.S.S.R. nicht mehr gibt, hat man sich vom Kommunismus getrennt und einen erschreckenden Imperialismus eingeführt. Doch auch in der «Weltwoche» , herrschen heute ganz andere Töne. Von der Geschichte so gut wie nichts gelernt.

23. Februar 2022

 

Wenn der Friede ausbräche....

 

Aus der Westdeutschen Zeitung (WZ) vom
1. Juni 1950 von Michael Brant

Aus dem Zeitungsarchiv ein paar "alte" Gedanken, geschrieben vor 76 Jahren, als der sogenannte Frieden nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg gerade mal sechs Jahre "alt" war und die «WZ» gerade mal nach Kriegsende wieder erscheinen durfte. Er beginnt so:

"Auf der ganzen Welt sehen die Menschen den Frieden herbei. Den wirklichen Frieden nicht nur sein künstliches Dasein im Schatten des Kalten Krieges. Würde dieser Friede aber den Wünschen der Menschen entsprechen? ...  Lord Boyd-Orr, der frühere Leiter der FAO, ist skeptisch. ...

Wenn plötzlich der Frieden ausbräche, so müssten 12 000 amerikanische Fabriken ihre Tore schliessen, die ... ausschliesslich für die Kriegsproduktion arbeiten..."

Weiterlesen hier

27. Februar 2022

 

Das neue Jugoslawien

 

Eine Serie von Zeitdokumenten aus den frühen 50er-Jahre, als Tito der starke Mann an der Donau wurde.

Aus dem aufgelösten Zeitungsarchiv meines Vaters.

Zeitdokumente (16. April 2020)

Jugoslawien war ein von 1918 bis 2003 bestehender Staat, dessen Staatsform und Territorium sich im Laufe seiner Geschichte mehrfach änderten. Das Königreich Jugoslawien (1918–1941) Dann Zweite Jugoslawien (Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien, 1943/45–1991/92) sowie die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien (1992–2003). Von 2003 bis 2006 bildeten die verbliebenen Teilrepubliken Serbien und Montenegro den Staatenbund Serbien und Montenegro, der sich im territorialen und völkerrechtlichen Umfang nicht von der Bundesrepublik Jugoslawien unterschied.


Heute gibt es sechs international anerkannte Nachfolgestaaten: Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien. Der völkerrechtliche Status des Kosovo ist noch strittig.(Quelle: wikipedia)

Die in dieser Reihe nun folgenden Zeitdokumente stammen alle aus der Zeit der Mchtübernahme von Marschall Tito.

04. Mai 2020

 

Jugoslawien

Flucht eins jugoslawischen Verkehrsflugzeuges nach Zürich

 

Dokumente aus der Zeit des "Zweiten Jugoslawien" (1945 - 2003)

Dokument 3 - "Die Tat" vom 19. Oktober 1951

 

Eine relativ kleine Notiz aus dem Jahr 1951 betrifft eine "Flucht per Flugzeug" aus Jugoslawien nach Zürich. Flugzeugen-tführungen (aus politischen Gründen) war also schon vor 70 Jahren ein Thema. Es sind also auch solch kleine (längst vergessene "Ereignisse", welche die alten Zeitdokumente offen legen.

25. April 2020

 

Jugoslawien

 

Dokumente aus der Zeit des "Zweiten Jugoslawien" (1945 - 2003)

Dokuent 1 - "Die Weltwoche" 17. August 1951

25. Feruar 2020

 

Harlem, die Stadt in Schwarz

 

In "Die Nation" vom 24. Dezmber 1952

"Eine schwaze Stadt mitten in einer weis-sen: Harlem, die grösste Negerstadt der Welt. Einmal war auch sie weiss. Gewiss: Ein paar Negergestalten geisterte nimmer duch diese Strasse, hier im oberen Neuyorik zwischen der 125. und 140. Strasse. Dort leben die schwarzen Dienst-boten der Fünften Avenue. Um 1900 vermehrten sie sich. Der Stadtteil war überbaut, Wohnungen standen leer. Ein kluger schwarzer Grundstückspekulant merkte das. Bis die weisse Bevölkerung schwarze Gefahr witterte und Gegen-massnahmen ergriffen..." Der Artikel - ohne Angabe des Autors - spricht noch unverkrampft von "Negern" und schild-ert das Leben in einem Stadtteil von New York voll von Luxus und Armut, dicht beieinander. "Hier begann die Bewegung, die die Neger selber als Renaissance bezeichnen."

20. Februar 2020

 

Hexenjäger McCarthy

 

"Die Weltwoche" vom 2. April 1953
  Autor: Robert Jungk

Robert Jungk (ca.1978)                                                       (wiki)
Robert Jungk (ca.1978) (wiki)

Robert Jungk (1913-1994) hiess eigentlich Robert Baum und war Publizist, Journalist und einer der ersten Zukunftsforscher. Für "Die Weltwoche" schrieben damals auch namhafte Autoren und profilierte Kenner der Weltpolitik.

In der Artikelsammlung meines Vaters findet man eine grosse Zahl von Texten bekannter Publizisten, die immer wieder versuchten, das zu reflextieren, was sich die Welt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg politisch formte.
Die Fünfziger-Jahre waren die Zeit "des kalten Krieges". Das Dokument ist eine herevorragende Analyse einer unseliger Zeit, in der "in Amerika sogenannte Patent-Medizin verkauft werden, Mittel, die angeblich gegen schwere Krankheit im Handumdrehen helfen sollen."

06. Februar 2020

 

Russland (UdSSR)

 

"Weltwoche"

vom 18. Dezember 1937

vom 14. Oktober 1938
                                              vom 21. Oktober 1939

Ein sehr grosser Teil der Sammlung meines Vaters sind Dokumente, de sich mit der Sowjtunion kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs befassen. Sie geben ein ausge-zeichnetes Bild der Verhältnisse rund um den Krieg und vor allem über den Zustands Russlands zu dieser Zeit. Heute drei Artikel aus der "Weltwoche". (Weiterlesen hier)

Weltwoche      

vom 14. Oktober 1939

Weltwoche

vom 21. Oktober 1938

29. Januar 2020

 

Funkbilder aus Moskau:

Die Erben von Stalins Macht
auf Totenwache

 

"Sie und Er" vom 12. März 1953  Nr. 11 -  XXIX. Jahrgang

von l. nach r.: .: Außemllinister Molotow, Marschall Woroschilow, lnnen-. und Sicberbeitsminister Beria, Malenkow der Na(hfolger Sialins.
von l. nach r.: .: Außemllinister Molotow, Marschall Woroschilow, lnnen-. und Sicberbeitsminister Beria, Malenkow der Na(hfolger Sialins.

Stalin starb am 5. März 1953 in in Kun-zewo bei Moskau. Sieen Tage später berichtete die schweizerische Illustrierte "Sie und Er" (Ringier) in Bild und Text über die Nachfolge des Diktators Stalin, der die Sowjatunion von 1927 bis 1953 regiert hat. Es war die Zeit noch vor dem Fern-sehen, als illustrierte Publikumszeit-schriften die Medienlandschaft auch mit ihren Exklusivbildern prägten. Sie waren eigentliche Leitmedien der Öffentlichkeit und bestimmend für die gesellschaftliche Kommunikation.

Es sind dies Dokumente aus dem damaligen Russland, die vor allem in Bildern sprechen. Die Illustrierten von damals - in Deutschland vor allem "Stern" und "Quick" (später auch "Spiegel") hatten damals eine Auflage von wöchentlich mehr als einer Million verkauften Exemplaren. Erst das Fernsehen - in den 60er und 70er Jahren - lösten die "Illustrierten" ab. Der Rückgang war in den 70er Jahren beträchtlich (bis zu 60%). "Sie und Er"  - die Illustrierte der Schweiz - wurde 1971 in die "Schweizer Illustrierte" (ebenfalls Ringier) integriert. (Sie hat heute eine Auflage von knapp 130'000 Exemplaren.

Über Russland zur Zeit Stalins, vor allem auch über den Machthaber, der die Sowjetunion 26 Jahre regiert hat, enthält die Sammlung meines Vater unglaublich viele Dokumente. Ich werde vor allem Zeitzeugen und Bilder hier einstellen, Dokumente, die das vor allem auch das Verhältnis des "Westens", vor und nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich machen. Heute ist unvorstellbar, wie wenig man über zeitnah wusste und wie das wenige Wissen gezielt von verschiedenen Seiten beeinflusst und gelenkt wurde.

22. Januar 2020

 

Sammlung: Zeitzeugen (von 1925 -1970)

 

Stellungnahme gegen Rassenverfolgung

In Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom
                                                 19. November 1935

Sehr viele Dokumente beziehen sich auf die "Rassenfrage" - in Deutschland, aber auch in der Schweiz. Anlass für diesen Bericht waren wohl die Nürnberger Ras-sengesetze, die am 7. Reichspartei-tag im September 1935 von den Nationalsozia-listen in Deutschland (NSDAP) beschlos-sen wurden. Drei Jahre vor der "Kristall-nacht". dem markanten Beginn der Judenverfolgung in Deutschland. Eingela-laden zur Diskussion hatte eine Sektion des "Völkerbunds".

Der Text zeigt, wie klar - aber auch wie vorsichtig - man in der Schweiz mit der


aufkommenden Rassendiskriminierung - damals vor allem gegen die Juden - umgegangen ist. Zudem zeigt - gleichsam als Nebeneffekt - das Votum einer Frau, wie das Selbstver-ständnis der Frau damals überwiegend war. "Als Frau und als Schweizerin fand M.W. schöne Worte für die verbindende Kraft der Mütterlichkeit. Die Schweizerin sei zwar in der Politik eine "Danebenstehende", aber nicht eine Grollende, sondern eine denkend Beobachtende. Als eine Frau, deren Mütterlichkeit weder an den W

den der eigenen Wohnstube totläuft, noch sich allzusehr von der Wirklichkeit distanziert, fühlt sie das, was sie trennt..."

19. Januar 2020

 

Sammlung: Zeitzeugen (von 1925 -1970)

 

Hundert Jahre Arbeit für
eine bessere Zukunft

In Genossenschaftliches Volksblatt Nr. 16
                                                 vom 22. April 1944
und Nr. 04 vom 29. Januar 1944

"Die Genossenschaft ist die demokra-tische Form der Wirtschaft. Das genos-senschaftliche Unternehmen sucht nicht den grösstmöglichen Geschäftsgewinn an seinen Kunden - es gehört ja seinen «Kunden», lind' wer wollte oder könnte an sich selbst «ein Geschäft machen: - son-dern die bestmögliche Leistung an
.seinen Mitgliedern.

Die Genossenschaft ist überhaupt nicht vor allem ein wirtschaftliches Unterneh-men, sondern die Verwirklichung einer zukunftsgläubigen Idee; ihre Betriebe sind die ersten Träger der zukönftigen demokratischen Gesellschaft."
Dies schrieben die Väter von "COOP" Schweiz 1944 in ihrer Genossenschafts-Zeitung. (Weiterlesen hier)


Wortlaut der Seite links.
Dem heutigen Wirtschaftkoloss "Coop" ins Poesiealbum geschrieben:

 

Genossenschaftliches Volksblatt Nr. 4, vom 29, Januar 1944

 

Hundert Jahre für eine bessere Zukunft!

 

Mit vollem Grund haben wir bereits im Laufe des Monats Januar mehrmals auf die Gründung der ersten modernen Konsumgenossenschaft in Rochdale hingewiesen. Wir haben jedoch die feste Überzeugung, dass mit der Unterstreichung der Leistungen der Rochdaler Pioniere nur die halbe Wahrheit über die Entwicklung der Genossenschaften in der Schweiz gesagt ist. Nicht vergebens trägt unser Staat den Namen Schweizerische Eid-Genossenschaft.

Darüber hinaus sind jedoch auch in genossenschaftlicher Beziehung Gebilde nachzuweisen, die teilweise viel früher entstanden sind als die Genossenschaft der Redlichen Pioniere von Rochdale. Viele dieser Gebilde sind im Laufe der Jahre wieder verschwunden und in Vergessenheit geraten. Einige bestehen noch heute und zeugen auch in unserer Gegenwart für die lebenskräftigen Gedanken, die an ihrer Wiege standen.

Zu den Pionieren des Genossenschaftswesens werden nicht zu Unrecht Pestalozzi, Zschokke, Fellenberg und andere bedeutende Schweizer gerechnet, deren Einfluss auf zahlreiche ausländische Genossenschafter nicht zu verkennen ist. Die Gedanken der Selbst- und der gegenseitigen Hilfe finden sich wohl nirgends ausgeprägter als gerade bei den erwähnten Männern. Ohne deren Wirken wäre genossenschaftliches Ideengut kaum in so entscheidender Weise im Auslande und später auch in der Schweiz wirksam geworden. Männer wie William King, der Gründer der Konsumgenossen­schaft in Brighton (1828) und Robert Owen standen unter diesen entscheidenden Wirkungen pestaIozzischen Geistes.

Johann Jakob Treichler
Johann Jakob Treichler

Die praktischen Ergebnisse genossenschaftlicher Arbeit um die Zeit der Entstehung der Rochdaler Genossenschaft in der Schweiz sind freilich nicht von überzeugender Art, dass wir hier mit genauen Unterlagen aufwarten könnten. Gewiss jedoch ist das eine, dass ein Gebilde wie der Konsumverein Zürich (gegründet 1851) unabhängig von der Rochdaler Schöpfung entstanden ist. Karl Bürkli und Johann Jakob Treichler, die beide für das Werden und Wachsen des Konsumvereins Zürich von so entscheidender. Bedeutung waren, zählen zu den wesentlichen Förderern praktischer
genossenschaftlicher Arbeit in der Schweiz.

«Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen». An dieses Goethewort werden wir in der heutigen Zeit erinnert, wo wir mit der Arbeit und den Erfolgen der Genossenschaften uns ausführlicher zu beschäftigen haben, als das gemeinhin der Fall ist. Unser genossenschaftlicher «Besitz», der in hundertjähriger Arbeit zusammengetragen und von unsern Vätern gemehrt worden ist, muss uns heute wieder viel mehr zum Bewusstsein gebracht werden, seine Bedeutung für unsere Gegenwart muss uns deutlicher werden, als er das, bis jetzt war.

Die Vollgenossenschaft der Kzukunft umfasst neben der Warenvermittlung die industrielle Produktion, die Urproduktion und den Wohnbedarf
Die Vollgenossenschaft der Kzukunft umfasst neben der Warenvermittlung die industrielle Produktion, die Urproduktion und den Wohnbedarf

Der Dienst, den uns unsere eigene Konsumgenossenschaft, den uns zahlreiche andere Genossenschaften leisten, ist ein Dienst, den wir uns selbst in Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe mit zahlreichen andern Gleichgesinnten leisten. Doch nicht allein dieser Dienst ist entscheidend, auch unsere Überzeugungskraft ist wichtig, die uns dazu führen muss, dass wir erkennen, welch gewaltige Wandlungsmöglichkeiten in kultureller und wirtschaftlicher Beziehung in der Genossenschaft beschlossen liegen. Möglichkeiten, die sich nicht allein in dem in der Gegenwart Erreichten erschöpfen, sondern weit darüber hinaus von entscheidender Bedeutung die Zukunft sind.

Der Krieg und seine Folgeerscheinungen machen es dem letzten Menschen deutlich, dass Wandlungen umstürzender Art sich vorbereiten und unseren höchstpersönlichen Einsatz verlangen. Denn was den Zusammenbruch in der Gegenwart wesentlich verschuldet oder doch mitverschuldet hat, das ist eine Geisteshaltung, die sich im Nur-Materiellen erschöpfte und geistige Ziele nicht mehr kannte oder sie dann doch ablehnte und für den einzelnen unverbindlich erklärte. Gerade die Gegenwart lehrt uns deutlicher als es andere friedlichere Zeiten vermocht haben, dass wir uns zu einer sozialen und wirtschaftlichen Neugestaltung durchringen müssen, sollen nicht die Ergebnisse der Arbeiten unserer Vorfahren nutzlos sein. Dass dabei gerade in der heutigen Zeit wiederum die Genossenschaft von grösserer Bedeutung werden kann und werden muss, ist selbstverständlich. Nicht nur um unsere eigene Zukunft friedlicher, sicherer und gerechter gestalten zu können, haben wir uns hier voll und ganz einzusetzen, sondern um den künftigen Generationen, um unserer Nachkommenschaft ein besseres Erbe überlassen können, als wir  selbst antreten mussten, und das wir durch eigene Schuld dazu noch verraten haben.

Schon allein der Gedanke an unsere Kinder macht uns deutlich, welche gewaltige Verantwortung wir alle gegenüber diesen Kindern zu tragen haben, gegenüber Kindern allerdings, die von den Leiden des Krieges bis heute noch recht wenig wissen. Vergleichen wir mit ihnen jene auf den uns wohlbekannten ausländischen Kinderbildern, so sehen wir auch, wie viel Dank wir einem gnädigen Geschick, das uns bis dahin überhaupt verschont hat, schulden. Und so sehr dieses Schicksal unverdient sein mag, so sehr hat eben doch die friedliche Entwicklung unseres Staatswesen in den vergangenen 100 Jahren zu dem Wunder beigetragen, dass, bis heute unser kriegsumbrandetes
Eiland von den Wirren des Völkerringens selbst verschont gehlieben ist. Eingedenk dieser Tatsache muss es uns vollauf Verpflichtung werden, neben der Hilfe für diejenigen, die unter dem Kriege leiden, unsere eigene Zukunft so zu gestalten, dass sie Gerechtigkeit mit friedlicher Entwicklun zu verbinden vermag und so einmal zum Vorbild für die Gestaltung der Zusammenarbeit aller Völker untereinander werden kann.

Dieses Ziel besteht letzten Endes in der Vergenossenschaftlichung von Wirtschaft und Kultur, und wir können es nur mit den höchsten Anstrengungen erreichen.

Was die hervorragendsten Männer der Vergangenheit dachten und schufen, was unsere Väter uns hinterliessen, und was wir einer besseren Zukunft schulden, ist eine vertiefte genossenschaftliche Haltung, die allein den Frieden für alle zu gewährleisten vermag.

16. Januar 2020

 

Sammlung: Zeitzeugen (von 1925 -1970)

 

"Dynamische" Rente oder AHV?

Blick untersucht: Haben die Deutschen deine gerechtere Altersversicherung als
                                         die AHV?
                                                  Blick, 27. Januar 1968

Wohl das grösste politische Dossier in der Artikel Sammlung meines Vaters betrifft die AHV. Ich greife unter den hunderten von Dokumenten einige interessante Beispiele heraus. Hier der Vergleich der AHV mit ausländischen Altersvorsorgen, vor allem mit der Altersrente in Deutsch-land. Publiziert als "Eigenleistung im "Blick" Der Artikel entstand 1998 im Vorfeld der Abstimmung über die 7. AHV-Revision. Interessant sind vor allem auch die Stellen, die im Bericht angestrichen sind. Sie dokumentieren die Fragen, welche die Bürger damals schweizweit interessiert haben. Es sind subjektive "Anmerkungen" des Sammlers, eines politisch stark interessierten (und gewerkschaftlich organisierten) Arbeiters.

(Weiterlesen hier)

2019 Vorschlag der Jungfreisinnigen zur AHF-Reform
2019 Vorschlag der Jungfreisinnigen zur AHF-Reform

Fünfzig Jahre später. Das Sozialwerk AHV - 1948 einge-führt - steht immer wieder zur Diskussion. Ich werde in der Folge immer wieder Artikel der Sammlung aufgreifen, welche die schon 70 Jahre andauernde Diskussion anschaulich dokumentieren. Ein Stück "historisches Gedächtnis" tut gut. Geht es doch letztlich immer um die gleiche Frage: "Wer soll das bezahlen?" Letztlich ist es eine Frage des sozialen Gefüges, auch der Gerechtigkeit.

13. Januar 2020

 

Sammlung: Zeitzeugen (von 1925 -1970)

 

Die unsichtbare Festung

Maginot Linie

In der Familienzeitschrift "Der Aufstieg"
                                                   1936 (genaues Datum nicht
bekannt)             

Es ist eines der wenigen Dokumente aus der Sammlung meines verstorbenen Vaters, auf der das genaue Datum fehlt. Doch gemäss Angaben im Text musste es anfangs 1936 gewesen sein, da wurde die Maginot-Linie fertiggestellt. Dies gigantische Verteidigungslinie - Ein Festungswall von von der belgischen bis zur Scgweizergrenze, mehrer hundert Kilometer lang. Mit der steigenden Bedrohung durch ds Deutsche Reich (Hitler) wuchs die Einsicht in die Notwendigkeit dieses gigantischen Bauwerks. 1936 galten 1000 Kilometer Maginot-Linie als fertiggestellt.

"Illustrierte Familienzeitschft für das arbeitende Volk" (1936). Die Zeitschrift wurde von 1920-1945 Herausgeber: Schweizerischer Arbeiterbildungs-ausschuss. Druck: Unionsdruckerei Bern.

Die heausgabe der monatlich zwei Mal erscheinenden Zeitschrift wurde nach Kriegsende 1945 nach einem Konflikt in der Gewerkschaft eingestellt. Diese Ausgabe - und das war damals ein Novum - enthält ersmals Bilder und eine ver-einfachte Darstellung der damals berühmten franzöischen Verteidigungs-linie "Magino", die damals als uneinnehmbar galt (,,On ne passe pas”  - man kommt nicht durch). Doch 1949 - beim Angriff der deutschen Wehrmacht auf Frankreich wurde der Kriegsweg durch Belgien gewählt und so die gesamte Verteidigungslinie umgangen, währen der Hauptangriff an einem nur schwach ausgebauten Teilstück in den Ardennen erfolgte und schon nach kurzer Zeit durch-stossen wurde. Der Hauptteil des Anlage musste auf Befehl der Besatzer von Frankreich aufgegeben werden, denn die deutschen Truppen hatten bereits Paris eingenommen (Waffenstillstand 1940 "Armistice de Rethondes".)




09. Januar 2020

 

Sammlung: Zeitzeugen (von 1925 -1970)

 

 Salazar und die Tragik des Diktators

 in der Nationalzeitung, Basel, vom 3. Mai 1953

Wer weiss noch etwas über die Diktatur von Salazar in Portugal? 36 Jahre hat er mit einer "eisernen Sparpolitik" das Land regiert, 1953 feierte Portugal noch sein 25jährige Regierungsjubiläum. Die der Artikel ist noch voll Lob und Anerkennung für seine Politik und "sein Werk". Es werden aber bereits kritische Töne. ange-schlagen und von Tragik.gesprochen. Weiterlesen hier

Hat der Diktator Fehler gemacht? Dies wird 1953 noch leicht zögerlich gefragt und nicht beantwortet. Erst in der Zeit nach


seiner Absetzung (Salazar war durch einen Sturz nicht mehr regierungsfähig) allmählich mit der Aufarbeitung des wohl entscheidensten politischen Kapitels Portugals begonnen. Fazit: "Er war ein Diktator, aber nicht einer, der sich von den Massen feiern ließ, der sich durch sein Land bereicherte oder mit Redekünsten überzeugte. Salazar war eher ein moralischer Übervater, der Zeit seines Lebens glaubte, zum Wohle Portugals zu handeln und doch das Land in die weltpolitische Isolation und in den wirtschaftlichen Ruin trieb." (Quelle: .planet-wissen.de Zwölf Jahre später - 1965 - hat der Schwweizer Schriftsteller

Hugo Lötscher (Foto: ky/Rütschi)
Hugo Lötscher (Foto: ky/Rütschi)

Hugo Lötscher, ein ausgezeichneter Portugalkenner, den Text zu einem Portugalfilm des Schweizer Fernsehens geschrieben und deutlich kritischere aber auch differenzierte Töne angeschlagen. "Ach Herr Salazar", so begann die Dokumentation, die kurz vor der Ausstrahlung abgesetzt wurde und im "Giftschrank" des Fernsehens verschwand. Der Autor verarbeitete diesen Rückzieher und Zensurakt polemisch in seinem 1975 erschienenen Roman "Der Immune". Lötschers Satire, aber auch der Text in der Nationalzeitung, zeigen die noch lange vorherrschende Einstellung zu diktatorischen Staaten. Salazar regierte bis 1968.

06. Januar 2020

 

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Staat, Kunst und Sittlichkeit

vom 19. 04.1950 in "Hochwacht", Winterthur

Die Bronze-Statue steht noch heute vor dem Haupteingang des Universitätsspitals, ist also bald 50 Jahren nicht entfernt worden und heute wohl kaum mehr ein Ärgernis - auch nicht für Puristen. Auch die Gedanken zur Kunst dürften weitgehend übeerholt sein. Hingegen weiss fast niemand mehr wer sie geschaffen hat und was sie bedeutet. Deshalb die 2018 eine Leserfrage im "Tagblatt der Stadt Zürich". Hier die Antwort:


Die Antwort weiss Martina Pletscher vom Universitätsspital Zürich.
«Wir bekommen sporadisch Anfragen zu dieser Statue, von Patienten, Besucherinnen und Besuchern sowie Passanten. «Der Genesende» ist eines von vielen Kunstwerken ums und im USZ, aber vielleicht das prominenteste. Gerade wenn die Sonne auf die Statue scheint, fällt diese goldglänzende Figur sehr auf. Wegen ihrer Positionierung ist sie häufig auf Fotos des Haupteingangs zu sehen und deshalb für manche schon eine Art Erkennungszeichen für das Universitätsspital Zürich. Erschaffen hat die Figur der 1897 in Zürich geborene Otto Charles Bänninger, Steinbildhauer und Bronzeplastiker. Er arbeitete ausschliesslich figürlich. Nach ihm ist im Quartier Hirslanden der Otto-C.-Bänninger-Weg benannt, wo der Künstler sein Atelier hatte."

Um diese Plastik von Otto Charles Bänninger geht es. Sie wurde im Rahmen des Fertigstellung des Hauptgebäudes des heutigen Universitätspitals vor dem neuen Spitaltrakt aufgestellt.

Die Einweihung dieses Spitalteil war 1953. In der Zeitschrift "Werk", Nr. 11 Jahrgang 1953 wurde über den Neubau und die architektonische Gestaltung berichtet.Zum künstlerischen Schmuck von Otto Charles Bänninger:

"Patienten und Besucher von Kranken sehen hier in Bänningers neuem Werk beim Eintreten in die Spitalwelt etwas Emporstrebendes, Lebensbejahendes, das ermutigend wirkt und nicht zum [Meditieren über das Kranksein einlädt. Es ist der «Genesende». Diese Männergestalt, deren anfänglich allzu auffällige Vergoldung nun zu einer nuancierten Patina abgeblaßt ist, übertrifft alle bisherigen Großfiguren Bänningers an ausladender Formgebung, an weit ausgreifender Bewegtheit.

Die säulenhaft feste, frontale Geschlossenheil des Rumpfes ist stark genug betont, um das kraftvoll in den Raum vorstoßende Spiel der energiegeladenen Gliedmaßen zu ertragen und zu bändigen. Trotz den Bewegung-.- und Richtungskontrasten ergibt sich in mannigfaltiger Weise ein kompositioneller Einklang, ein formales Zusaiumenspiel der Konturen und der Massen. Zwischen Trottoir und Zufehrtsrampe, nahe bei der Treppe des Fußgängeraufstiegs aufgestellt, entfaltet die monumental empfundene Plastik ihren Formenreichtum nach allen Seiten und bleibt doch in sicherem Gleichgewicht. Das Ausgreifen nach vorn und der in die Weile gerichtete Blick nehmen — ähnlich wie Paul Specks Brunnen vor dem Nebeneingang — Bezug auf die Raumweite des offenen Hofes vor der Technischen Hochschule. Die breitgelagerte Architektur des Polikliniktraktes nimmt ja in konsequenter Weise keine Bücksicht aufdie pathetische Symmetrie und den pompösen Mittelakzent ihres Gegenübers. Der Skulptur Bänningers fällt die Aufgabe zu, hier gewissermaßen eine nachbarliche Beziehung menschlicher Art herzustellen. E. B.

Zu Otto Charles Bänninger (1893-1973)

Tätigkeitsbereich: Plastik, Bronzeplastik, Skulptur, Steinskulptur, Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum, Zeichnung.

Bänninger gehört zu den wichtigsten Bildhauern der Zwischen- und Nachkriegszeit in der Schweiz. Er leistete mit seinen Werken einen eigenständigen Beitrag zur Geschichte der modernen und insbesondere der figürlichen Plastik. (rechts Porträt Bänningers von Heinri Schmid) (Quelle: Sikart, Lexikon der Kunst)

Zu Dr. Marcel Saner , Direktor, Zürich

Jahrgang 1913, Er wurde 1947 in Zürich (Kreis 6,10,19) in  den Kantonsrat gewählt. Mitglied der Schweizerische Konservative Volkspartei (Christlich-sozialer Flügel), (heute. CVP)